Am Baustart für das Grossprojekt am Zugersee-Ostufer sprachen Vertreter aus Zug, Schwyz, Uri und der Gemeinde sowie der SBB über die Bedeutung des Vorhabens und die Herausforderungen.
Das nächste Kapitel einer langen Geschichte beginnt: Auf dem Installationsplatz oberhalb der Sagenbrugg in Walchwil haben die SBB am Mittwoch mit Vertretern aus den Kantonen Zug, Schwyz und Uri sowie dem Walchwiler Gemeindepräsidenten und den involvierten Baufirmen den Baustart der Doppelspur bei Walchwil gefeiert.
Schon im Jahr 2008 habe der Kantonsrat den Ausbau der S2 zum Halbstundentakt beschlossen, sagte der Zuger Baudirektor Florian Weber im kurzen Podiumsgespräch. «Wir haben also elf Jahre gewartet auf diesen Tag. Nun folgt mit der Doppelspurinsel der letzte Mosaikstein, sodass im Jahr 2021 das Angebot ausgebaut werden kann.» Unter anderem wegen eines Rechtsstreits, der schliesslich vor Bundesgericht endete, hatte sich die Planung in die Länge gezogen.
Doch die Bauarbeiten am östlichen Zugerseeufer sind nicht nur für den Kanton Zug von grosser Bedeutung. Das Projekt ist ein weiteres Puzzlestück zum geplanten Angebotsausbau auf der Nord-Süd-Achse und ermöglicht mehr und schnellere Verbindungen im Fernverkehr. Künftig werden neu auch Doppelstockzüge zwischen Zug und Arth-Goldau verkehren können. Neben dem Bau der 1,7 Kilometer langen Doppelspur sanieren die SBB rund 80 Objekte wie Brücken, Tunnel, Unterführungen und Durchlässe. Die Bahnstrecke zwischen Zug Oberwil und Arth-Goldau wird ab dem kommenden Sonntag, 9. Juni, bis am 12. Dezember 2020 komplett gesperrt. Laut der SBB zählt die Totalsperre zu einer der längsten in der Geschichte der Bundesbahnen. Es wird mit Gesamtkosten von rund 200 Millionen Franken gerechnet.
Auch Jacques Boschung, Leiter Infrastruktur und Mitglied der Konzernleitung der SBB, war anwesend. Auf die Frage, ob es denn nicht verrückt sei, eine Strecke für anderthalb Jahre zu sperren, sagte er: «Hier handelt es sich um eine einzigartige Bündelung von Massnahmen.» Dank der kompletten Sperrung könne man die Bauzeit und die Emissionen um fünf Jahre deutlich reduzieren und 40 Millionen Franken an Kosten einsparen. Er sprach von einem Meilenstein, denn das Vorhaben stehe auch im Zusammenhang mit dem Bau des Ceneri-Basistunnels, nach dem Gotthard- und dem Lötschberg- Basistunnel das drittgrösste Tunnelbau-Projekt der Schweiz. Mit dessen Eröffnung werde Arth-Goldau zum «Gotthard-Hub», erklärte Markus Meyer, Leiter des Amts für öffentlichen Verkehr des Kantons Schwyz. Er erwähnte den Schnellbus von Schwyz nach Zug, der während der Sperrung im Einsatz sei. «So dürfen alle Schwyzerinnen und Schwyzer nach wie vor auf ein funktionierendes ÖV-Netz zurückgreifen.» Für den Kanton Uri war Regierungsrat Urban Camenzind vor Ort. «Wir versprechen uns vom Gesamtprojekt, besser an den Regionalverkehr angeschlossen zu werden», sagte er.
Cornelia Mellenberger, Leiterin Fernverkehr SBB, äusserte sich zu den Herausforderungen während der Sperrung. «Für die Kundinnen und Kunden wird es eine grosse Umgewöhnung sein. Wir haben Respekt vor dem Start, doch alles ist sehr gut geplant.» Aufgrund der Arbeiten ändert der Fahrplan auf der Nord-Süd-Achse teilweise stark. Reisende müssen mit angepassten Fahrzeiten, Gleisänderungen und Reisezeitverlängerungen rechnen. Die Kunden werden gebeten, ihre Verbindungen im Online-Fahrplan zu prüfen.
Die Walchwilerinnen und Walchwiler werden statt der S2 den Bus benützen müssen. Laut dem Gemeindepräsidenten Stefan Hermann ist es wichtig, dass die Anwohner umfassend informiert wurden und werden. Er erwähnt den Informationsanlass von letzter Woche. «Die Leute haben gespürt, dass man parat ist, und dass die ‹Nebengeräusche› auf ein Minimum reduziert werden.» Für die ÖV-Nutzer aus Walchwil sei vor allem von Bedeutung, dass ihre Anschlüsse gewährleistet seien.
Bis Mitte April 2020 fährt die Stadtbahnlinie 2 zwischen Zug und Oberwil. Danach wird auch diese Strecke bis im Dezember 2020 für Bauarbeiten gesperrt. Laut Pius Bregy, Oberbauleiter, stellen diese Arbeiten eine besondere Herausforderung dar, da sie im Stadtgebiet stattfinden. Unter anderem bekommt das Viadukt ein neues Abdichtungssystem, und der Stadttunnel im Gebiet Guggi, der längste Tunnel auf der Strecke Zug–Arth-Goldau, muss für die Durchfahrt von Doppelstockzügen fit gemacht werden. Dafür muss der Tunnel aber nicht «geöffnet» werden, wie Bregy ausführt. «Wir senken den Boden in diesem Bereich ab.»
Am Spatenstich am Mittwoch – nach dem Podiumsgespräch wurde eine Bautafel enthüllt – zeigte sich: Die Freude bei allen Beteiligten ist gross, dass es endlich losgehen kann. Doch noch grösser wird die Euphorie sein, wenn in anderthalb Jahren wieder Normalität einkehren und die lange Geschichte dieses Mega-Bauprojekts zu Ende sein wird. Dies brachte Regierungsrat Florian Weber auf den Punkt: «Wir freuen uns schon jetzt darauf, wenn es so weit ist.»
Weitere Informationen finden Sie unter www.sbb.ch/zugersee.