An der 38. Verleihung des Doron Preises im gotischen Saal des Zuger Rathauses wurden die mutige Ärztin Natalie Urwyler und der international bekannte Musiker Diego Fasolis geehrt.
Die ausserordentlichen Leistungen der zwei Personen, die mit dem Doron Preis ausgezeichnet wurden, hätten kaum unterschiedlicher sein können. Da ist zum einen Natalie Urwyler, eine renommierte Anästhesistin und Notärztin aus dem Wallis.
Nach erfolgreicher beruflicher Tätigkeit und einem Studienaufenthalt an der Stanford-Universität in Kalifornien wurde sie aufgrund ihrer erfolgreichen Forschungstätigkeit in der Anästhesiologie zur Privatdozentin ernannt.
Yvonne Schärli-Gerig, Präsidentin der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen und Luzerner Altregierungsrätin, sagte in ihrer Laudatio den prägenden Satz:
«Natalie Urwyler ist eine Kämpferin und verwirklichte einen Traum.»
Dieses Lob steht im Zusammenhang mit dem Engagement der Preisträgerin für die Gleichstellung der Frauen in Führungspositionen sowie für den gesetzlich vorgeschriebenen Schutz von schwangeren Frauen und stillenden Müttern.
Dieser Einsatz habe vermehrt zu Differenzen mit ihrem Arbeitgeber geführt, und nachdem Natalie Urwyler selbst Mutter geworden sei, sei ihr die Tätigkeit in Lehre und Forschung untersagt worden, sagte die Laudatorin. Im Juni 2014 kam es schliesslich zur Kündigung durch das Universitätsspital Bern mit zweifelhaften Begründungen. Die gedemütigte Professorin ging vor Gericht und setzte sich erfolgreich für ihre Rechte als Arbeitnehmerin und Mutter ein.
Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen engagiert sich Natalie Urwyler seither verstärkt für die Chancengleichheit am Arbeitsplatz und gründete 2020 zusammen mit drei Frauen die «Organisation StrukturELLE für Gleichstellung, Good Governance und transparente Strukturen am Arbeitsmarkt».
Neben dem Prix Courage des «Beobachters» im Jahr 2018 erhielt sie für ihre Verdienste nun auch den Doron Preis. Inzwischen ist sie eine gefragte Frau, die andere Frauen in ähnlichen Situationen unterstützt. Dies gilt nicht zuletzt in Bezug auf das finanzielle Risiko, das man bei einer Klage vor Gericht eingeht. Sie selbst habe kurz vor dem Privatkonkurs gestanden, sagte sie in ihrer Dankesrede.
Der Tessiner Diego Fasolis studierte in Zürich Orgel, Klavier, Gesang und Chordirigieren und erwarb in allen vier Disziplinen Diplome mit Auszeichnung. Darüber hinaus absolvierte er Meisterklassen in Frankreich und Italien. Internationale Anerkennung fand er mit dem Chor des Radio Svizzera Italiana und dem Orchester für alte Musik, den «I Barocchisti».
Ein Quartett aus diesem Ensemble war eigens für die Preisverleihung nach Zug gekommen und gab dem Anlass einen würdigen musikalischen Rahmen. Die Laudatio hielt Francesco Luisi, ehemaliger Professor für Musikgeschichte an der Universität Parma. Auf seinen Antrag hin erhielt Fasolis 2011 im Vatikan den Ehrendoktortitel für seine Verdienste um die geistliche Musik.
Detailliert skizzierte der Laudator die Arbeit, die der Preisträger in der Vergangenheit leistete und immer noch leistet. Diejenigen Gäste, die der italienisch gehaltenen Rede nicht folgen konnten, erhielten eine deutsche Übersetzung.
«Seit 38 Jahren ehrt die Schweizerische Stiftung für den Doron Preis ausserordentliche Leistungen in den Bereichen Kultur, Gemeinwohl und Wissenschaft», sagte Jean Guinand, Präsident des Stiftungsrates, bei der Übergabe der Urkunden. Zu den insgesamt 93 Preisträgern zählen Stiftungen, gemeinnützige Organisationen oder wie in diesem Jahr Einzelpersonen. Danach lud er die Geehrten und die Gäste zu einem feinen Abendessen ein, wo der gegenseitige Austausch fortgesetzt wurde.