ZUG UM ZUG: Zuger Pfarreien: Werbung zur richtigen Zeit

Redaktor Marco Morosoli zum Kirchengang während der Weihnachtszeit.

Marco Morosoli
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In der Weihnachtszeit füllen sich die Gotteshäuser. Bei vielen Familien ist es Tradition, zur Feier der Geburt von Jesus in die Kirche zu gehen. Darunter sind viele, die Kirchen sonst eher wegen ihrer Architektur oder der in ihnen versammelten Kunstgegenständen besuchen.

Für die Pfarreien ist dieses Freudenfest eine tolle Möglichkeit, Werbung in eigener Sache zu machen. In gewissen Dingen steckt die katholische Kirche nämlich in ihrem Gehabe noch im Mittelalter fest. Dazu zähle ich das ewige Aufstehen und Absitzen, wenn der Pfarrer bestimmte Worte ausspricht. Muss diese permanente Unruhe denn sein?

Auch sprachlich sind ein paar Floskeln verschwunden. Gut so. Das Überraschende ist jeweils die Predigt. Da hat zum Beispiel Bernhard Lenfers, er ist Gemeindeleiter in der Stadtzuger Pfarrei St. Johannes der Täufer, am Weihnachtstag Worte gesagt, die haften bleiben. Er redet von Masken, die wir uns überziehen, und von Unterhaltung. Deren Niveau veranschaulicht Lenfers, indem er in die Knie geht. Das sitzt.

Auch das Evangelium nach Lukas regt später noch zu Diskussionen an. Da sagt Pater Walter Wiesli, dass Josef mit Maria, seiner Verlobten, die schwanger war, nach Bethlehem aufgebrochen sei. Schwanger, verlobt, also ein uneheliches Kind! Hat da allenfalls Luzifer dazwischengepfuscht? Klar ist: Es wird sich mancher Papst ob dieser Worte im Grabe umdrehen. Interessant ist, dass diese Passage in Bibeln verschieden gedeutet wird. Da ist auch mal vom «vertrauten Weibe» die Rede oder seiner «angetrauten Frau». Diese Worte haben Interpretationsspielraum.

Ob das Mitwirken von Frauen vom Papst abgesegnet ist, weiss ich nicht. Sicher ist aber, dass dies in anderen Schweizer Bistümern wohl für rote Köpfe sorgen würde. Sei’s drum. In dieser Hinsicht punktet die Kirche am Weihnachtstag.

Passend ist zudem die ausgewählte Barockmusik. Musiker aus acht Ländern treffen die Töne perfekt. Für einmal wirkt auch der Chor nicht als eine unpassende Verlängerung der Eucharistiefeier. Für mich fehlt nur ein Cembalo. Es gibt nichts Erhabeneres, als dessen Klänge zu hören. Auf dem Soundtrack von «Barry Lyndon» des Regisseurs Stanley Kubrick, der 1975 bei mir das Interesse für klassische Musik ausgelöst hat, ist ein Cembalo-Konzert zu hören. Ich gebe dem Gottesdienst am Weihnachtstag 2017 eine Fünf – und schaue in einem Jahr wieder vorbei.

Marco Morosoli

marco.morosoli@zugerzeitung.ch