Der Kanton Zug tritt Schwyz die Leitzentrale ab

Die Einsätze von Polizei und Feuerwehren im Kanton Zug sollen künftig vom Nachbarkanton aus koordiniert werden. Die beiden Regierungen haben sich darauf verständigt – nicht aber auf den genauen Standort.

Raphael Biermayr
Drucken
Eine Einsatzleitzentrale, im Bild ist die gegenwärtige im Polizei-Hauptgebäude zu sehen, soll es in Zug nicht mehr geben. (Bild: Stefan Kaiser)

Eine Einsatzleitzentrale, im Bild ist die gegenwärtige im Polizei-Hauptgebäude zu sehen, soll es in Zug nicht mehr geben. (Bild: Stefan Kaiser)

Notrufe, die insbesondere Polizei und Feuerwehren betreffen, sollen künftig nicht mehr im Kanton Zug, sondern im Schwyzer Talkessel entgegengenommen werden. Die Regierungen der beiden Kantone haben eine Absichtserklärung unterzeichnet, in diesem Gebiet eine gemeinsame Einsatzleitzentrale (ELZ) einzurichten, die allfällige Einsätze in beiden Kantonen koordiniert. Der Zuger Sicherheitsdirektor Beat Villiger bestätigte am Freitag entsprechende Äusserungen des Schwyzer Polizeikommandanten Damian Meier, die im «Boten der Urschweiz» vom Samstag zu lesen sind.

105 000 Anrufe gingen 2017 ein

Das ist ganz im Sinne von Villiger, der sich seit langem dafür einsetzt. «Wenn eine Dienstleistung nicht vor Ort erbracht werden muss, wie das hier der Fall ist, dann ergeben Zusammenarbeiten absolut Sinn», sagt er. Auch vor dem Hintergrund des Spardrucks im Kanton Zug sei die Auslagerung der ELZ innerhalb der Regierung «gut zu vermitteln» gewesen. Schliesslich werden dadurch Personalkosten gesenkt. Bedenken, etwa, was mangelhafte Ortskenntnisse anbelangt, zerstreut Villiger: «Mit den heutigen technischen Möglichkeiten sowie guter Schulung des Personals lässt sich das lösen», ist er überzeugt.

Die gegenwärtige Einsatzleitzentrale ist im Hauptgebäude der Zuger Polizei an der Aa untergebracht. 2017 gingen dort fast 105 000 Anrufe ein. Wo genau im Kanton Schwyz die neue Zentrale stehen wird, sei noch nicht bekannt. Gemäss Villiger favorisiert man aber einen Standort, der für die künftigen Zuger Mitarbeiter möglichst schnell zu erreichen sei. Deshalb sei Biberbrugg, wo der Sicherheitsstützpunkt der Schwyzer Polizei liegt, gar nicht erst in Frage gekommen. Villiger vermutet den Standort Kaltbach, aber auch Ingenbohl sei Gegenstand der laufenden Diskussionen.

Beteiligt sich der Kanton Zug finanziell?

Offen sind Beat Villiger zufolge auch noch weitere Einzelheiten. Zum Beispiel, ob und wie sich der Kanton Zug finanziell daran beteiligen wird. Oder, wie viele Mitarbeiter aus Zug in der künftigen Einsatzleitzentrale arbeiten werden. Und auch der Zeitpunkt der Inbetriebnahme ist noch unklar. Dieser hängt gemäss dem Zuger Sicherheitsdirektor auch von Schwyzer Plänen für den Bau eines neuen Polizeigebäudes ab. Der Schwyzer Polizeikommandant Damian Meier spricht im erwähnten Artikel vom Jahr 2025.

Die ersten Pläne für gemeinsame Einsatzleitzentralen in der Zentralschweiz wurden 2003 vorgestellt, scheiterten aber aus politischen Gründen sowie wegen unterschiedlicher technischer Voraus­setzungen. Beides sei heute anders, sagt Beat Villiger. Neben Zug und Schwyz sollte nach den ursprünglichen Überlegungen auch der Kanton Uri auf der sogenannten Gotthard-Achse Teil der gemeinsamen ELZ sein. Doch aus Altdorf hat es eine Absage gegeben, weil der Kanton mit dem Bundesamt für Strassen eine laufende Vereinbarung habe, erklärt Villiger. Diese rührt daher, dass auf einem wesentlichen Teil des Strassennetzes auf dem Kantonsgebiet – also auf den Autostrassen und Autobahnen – der Bund zuständig ist. «Die Tür für einen späteren Beitritt bleibt offen», sagt er, «ich denke, dass Uri zu einem späteren Zeitpunkt dazustossen wird.»

Darüber hinaus ist geplant, dass auch die Kantone Luzern, Obwalden und Nidwalden auf der sogenannten Brünig-Achse eine gemeinsame ELZ organisieren. Beat Villiger zufolge besteht nach der Inbetriebnahme der beiden Zentralen eine Redundanz: Sie sind also funktionsgleich und können bei Ausfällen auch für die andere Achse eingesetzt werden.

Mehr zum Thema