Die Freiwillige Feuerwehr ist vor wenigen Tagen zu einer Krähenrettung aufgeboten worden. Es war nicht das erste Mal, dass sie einen Vogel aus einer misslichen Lage befreien musste.
Samantha Taylor
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Rettungen von Katzen auf Bäumen oder Kälbern in Jauchegruben sind bei den Feuerwehren im Kanton nicht gerade an der Tagesordnung. Da sich die Einsatzkräfte aber verpflichtet haben, «Mensch und Tier aus Notlagen zu befreien», sind solche Einsätze auch nicht ganz aussergewöhnlich. Seltener ist da der Fall, den die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Zug (FFZ) vor kurzem erlebt hat. Sie musste zu einer Vogelrettung ausrücken. Bei einem Haus am Bundesplatz war eine Krähe zwischen einer Glasbrüstung eines ganz schmalen Balkons einer Wohnung und dem Fenster gefangen. Das Tier konnte nicht mehr aus eigener Kraft wegfliegen. «Das Problem war, dass die Krähe aufgrund des schmalen Zwischenraums zwischen Fenster und Brüstung ihre Flügel nicht aufspannen konnte. Sie war nur noch in der Lage zu hüpfen», erklärt Daniel Hegglin, der mit der FFZ vor Ort war. Die Mieter der Wohnung waren verreist, sodass das Tier nicht einfach durch das Öffnen des Fensters befreit werden konnte.
Die FFZ, die von Hausbewohnern aufgeboten wurde, rückte mit dem Hubrettungsfahrzeug aus. Ein Feuerwehrmann wurde im Korb des Fahrzeuges hochgefahren, sodass er schliesslich auf den schmalen Balkon gelangte und die Krähe einfangen konnten. «Das Tier war natürlich verängstigt. Es liess sich aber gut einfangen und war auch nicht aggressiv», sagt Hegglin. Die Krähe wurde direkt nach der Rettung freigelassen. Laut Angaben der FFZ war sie unverletzt. Für die Rettungsaktion standen insgesamt vier Personen im Einsatz. «Es war ein ungewöhnlicher Fall», sagt Hegglin.
Insgesamt rückten die Feuerwehren im Kanton Zug im letzten Jahr laut dem kantonalen Amt für Feuerschutz zu 14 Tierrettungen aus. Das Amt führt eine Statistik über alle Einsätze der Feuerwehren im Kanton. Die Zahl der Tierrettungen im letzten Jahr liege im mehrjährigen Schnitt, heisst es seitens des Amtes. In welchen Gemeinden solche Einsätze am häufigsten stattfänden oder welche Tiere am meisten gerettet werden müssten, lasse sich aus diesen Zahlen nicht genau eruieren. Gemäss Angaben der FFZ seien es aber häufig tatsächlich Katzen, die nicht mehr von den Bäumen kämen. In diesen Fällen würden oft auch private Baumkletterer aufgeboten, weil die Zugänglichkeit für die Feuerwehr häufig schwierig sei. Auf der anderen Seite gibt es auch Einsätze mit Grosstieren in landwirtschaftlichen Betrieben, bei denen Kälber oder Rinder aus einer Jauchegrube gerettet werden müssen. «Wir werden in diesen Fällen als Stützpunktfeuerwehr auch in andere Gemeinden aufgeboten, weil wir für solche Einsätze über spezielles Material wie etwa ein Tierbergungsnetz verfügen», erklärt Pikettoffizier und Einsatzleiter René Etter. Welche Kosten ein solcher Rettungseinsatz verursache, lasse sich laut Etter nicht beziffern. Die Kosten stünden aber jeweils auch nicht im Vordergrund, wie Etter betont: «Wir sind verpflichtet, ‹Mensch und Tier› aus Notlagen zu befreien.»