ZUG: Film ab zum Gang durch die Geschichte

Die Maturanden Jan Baumgartner und Marco Grünenfelder haben sich mit Kopf und Kamera in die Vergangenheit begeben. Das Ergebnis beeindruckt viele.

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Sie strahlen nicht ohne Grund: Marco Grünenfelder (links) und Jan Baumgartner. (Bild Maria Schmid)

Sie strahlen nicht ohne Grund: Marco Grünenfelder (links) und Jan Baumgartner. (Bild Maria Schmid)

Susanne Holz

Ein langer und schmaler Gang, vier glatte, dunkle Wände laufen in der Ferne zusammen – ein Korridor in die Unendlichkeit? Zuvorderst dieses hell ausgeleuchteten Gangs steht der 19-jährige Jan Baumgartner aus Baar, er hält eine Kamera in den Händen. Fotografiert hat die Szene Marco Grünenfelder, 18 Jahre jung und ebenfalls aus Baar. Die beiden jungen Männer haben sich für ihre gemeinsame Maturaarbeit in den unterirdischen Korridor begeben – es ist einer der langen Gänge der Festung Sasso da Pigna auf dem St. Gotthard.

Die Festung Sasso da Pigna ist ein wichtiger Teil des berühmt-berüchtigten Réduit national: des Systems militärischer Verteidigungsanlagen in den Schweizer Alpen, das während des Zweiten Weltkriegs zum Inbegriff des Widerstands einer von den Achsenmächten rundum eingekreisten Schweiz wurde. «Wir waren von den Dimensionen dieser Festung auf dem Gotthard beeindruckt», erzählen die zwei Maturanden.

Zeitzeugen zu Gast bei Präsentation

Beeindruckend ist auch deren Maturaarbeit: Eine glatte Sechs erhielten die zwei für ihren 35-minütigen Film über das Réduit national und die dazu gehörende schriftliche Arbeit. Der betreuende Lehrer, Historiker Alexander Brogli, schlug die Arbeit bereits als beste Maturaarbeit vor. Und bei der Präsentation am 5. März drängten sich beinahe 60 Menschen in ein Schulzimmer. «Es mussten alle Tische raus, um Platz zu schaffen für die vielen Interessierten», freuen sich die zwei Maturanden noch heute. Gekommen waren neben Mitschülern, Lehrern, Bekannten auch die Zeitzeugen im Film. Mitten drin: alt Ständerat Othmar Andermatt aus Baar, der im Réduit national als Offizier im Bunker Bürgenstock Aktivdienst geleistet hat. Daneben Rudolf Schlatter, auch aus Baar und auch ein früherer Aktivdienstler. Der Dritte in diesem Bunde regionaler Zeitzeugen ist Willi Burkhardt aus Buochs: Heute Mitte neunzig, leistete der Innerschweizer vor über 70 Jahren Aktivdienst als Gebirgsinfanterist auf dem Gotthard.

«Wir verzichten bewusst auf die Aussagen von Historikern und setzen auf die Aussagen von Zeitzeugen», schreiben Jan Baumgartner und Marco Grünenfelder in ihrer Arbeit. «Diese sind wesentlich authentischer und berühren den Zuschauer mehr.» Schaut man sich den entstandenen Film namens «Réduit National» auf Youtube an – wo er übrigens schon rund 2500 Clicks und viele positive Kommentare erhielt –, so hat man den Eindruck, einen professionellen Dokumentarfilm zu sehen. Zu diesem Ergebnis trägt bei, dass Jan Baumgartner schon länger filmt – vor zwei Jahren absolvierte der Kantonsschüler ein Praktikum bei Tele Basel.

Gefilmt wurde in den Ferien

Marco Grünenfelder wiederum war für die schriftliche Arbeit und die historischen Fakten zuständig – an Geschichte interessiert sind die jungen Männer beide. Neben diesem Interesse teilen sie sich auch die Leidenschaft fürs Rennvelo und die Arbeitshaltung: Gefilmt und geschnitten wurde auch in den Ferien.

«Wir waren ein super Team», blickt Marco zurück, «keiner redete dem anderen rein.» Einig waren sie sich auch beim Thema. «Das Réduit bietet viel Stoff für eine spannende Dokumentation», so Jan, «es ist Mythos und Realität zugleich. Wir wollten es bewusst konträr ausleuchten – das Thema birgt viel Zündstoff.» Neben der Befragung von sieben Zeitzeugen nehmen die Aufnahmen in den Festungen Vitznau, Sasso da Pigna und auf dem Raten einen grossen Platz im Film ein.

Bildmaterial vom Militärarchiv

Was die historischen Aufnahmen betrifft: Diese konnte das Militärarchiv liefern. «Man hat uns sehr freundlich Bilder zur Verfügung gestellt.» Und zu Hause bei Jan wurde ein eigenes Studio mit Tonaufnahmeanlage und Monitoring-System aufgebaut – sodass Sprecher Heinz Röthlisberger sich selber und die Musik hören sowie Film und Text sehen konnte. Und warum ein Sprecher? «Man hört sich ja selber nicht so gern», schmunzelt Jan. Dem Film gibt der professionelle Sprecher einen zusätzlichen Schliff – wie auch die Anekdote im Abspann, die Othmar Andermatt erzählt.