Von Donnerstag bis Montag präsentieren Geflüchtete und Zuger die Früchte ihrer Arbeit. Bilder, Konzerte, Theater und gutes Essen locken zur gemeinsamen Werkschau rund um die reformierte Kirche.
In den kommenden Tagen findet die intensive Freiwilligenarbeit des Vereins FRW Interkultureller Dialog im vergangenen halben Jahr einen festlichen Höhepunkt. FRW steht für Friede, Respekt und Würde. Im Rahmen des Anlasses «Sich finden», der von heute Donnerstag bis Montag, 4. September, in der reformierten Kirche Zug stattfindet, zeigen verschiedene Projekte mit Geflüchteten und Einheimischen ihre Ergebnisse und laden zu Konzert, Theater, Essen, Gebet und einer Bilderausstellung.
Bereits seit Februar öffnen an verschiedenen Orten im Kanton regelmässig Ateliers ihre Türen im Rahmen dieses Projekts. Es werden etwa Mandalas oder in Gruppen Circle Paintings gemalt. Beides sind kulturpädagogische Techniken, um zur Ruhe zu kommen, zu sich selbst zu finden, Emotionen auszudrücken und Erlebnisse zu verarbeiten. «Der leistungsbefreite künstlerische Ausdruck ist eines der heilsamsten Mittel für die Psyche», erklärt Angela Bernal, eine der drei freiwilligen Künstlerinnen, die die Ateliers leiten. Die Bilder werden von heute Donnerstag bis am Montag im Meditationsraum der reformierten Kirche in Zug ausgestellt.
Auch musikalisch wurde seit Anfang Jahr viel gearbeitet. Der Verein Badabum Atelier neben der Chollerhalle bietet jeden Samstag offenes freies Musizieren in der Gruppe an. Dabei beginnen Einheimische und Geflüchtete mit einfachen Trommeln. Einzelne haben sich aber auch in andere Bereiche vorgewagt. «Felix Bänteli, einer der Musiklehrer, versteht es, bei den Teilnehmern die Freude für Rhythmen und Klangexperimente zu wecken», erzählt Eva Wimmer. Sie ist Präsidentin des Vorstandes des Vereins FRW Interkultureller Dialog, der diese und andere Angebote für Geflüchtete ermöglicht. «Wir versuchen mit unseren Aktionen stets eine gute Mischung zwischen Zugewanderten und Einheimischen zu haben, damit sich die Menschen begegnen können. Durch das gemeinsame Erleben und Handeln werden Ängste auf beiden Seiten am erfolgreichsten abgebaut», erklärt Wimmer weiter.
Unter dem Titel «Sich finden – Klänge, Bilder, Begegnungen» lädt der FRW Interkultureller Dialog mit der Citykirche Zug und der Asylbrücke Zug heute Donnerstag zur grossen Werkschau und Festgelegenheit ein. Ab 19 Uhr spazieren Freiwillige und Teilnehmer aus dem Projekt in kleinen Gruppen sternförmig auf die Altstadt zu. Um 19.30 starten Geflüchtete, Expats und Einheimische und bewegen sich in verschiedenen Choreografien und Szenen vom Landsgemeindeplatz bis zur reformierten Kirche. Zusammen mit dem Tänzer Gabriel Obergfell hat der Musiker und Klangkünstler Simon Berz 30 Laien angeleitet, ihre Sehnsüchte, Begierden, Hoffnungen, Ängste, Abenteuer und andere Beweggründe des Reisens unter anderem mit einem Koffer zu erzählen. «Dabei sind ehrliche und sehr bewegende Momente des Reisens entstanden», erzählt Wimmer. Der Koffer dient dabei als Symbol fürs Unterwegssein. «Wir alle sind unterwegs, nicht nur die Flüchtlinge», erklärt Rupan Sivaganesan. Er ist über den Verein Asylbrücke Zug an dem Projekt beteiligt. «Wir alle sind auf dem Weg zu uns. Diesen Weg können wir auch gemeinsam gehen.»
Nach dem «Orchester der Koffer» in der reformierten Kirche tischen fünf Kochteams zum internationalen Apéro riche auf, bei dem alle eingeladen sind, Leckereien aus verschiedenen Kulturen zu geniessen. «Kulinarische Reisen» dieser Art beim gemeinsamen Kochen und Essen in einem der zahlreichen Begegnungsräume im Kanton Zug seien seit einigen Jahren besonders beliebt, weiss Wimmer. «Wir hoffen, dass uns auch möglichst viele Leute besuchen, die uns bis jetzt noch nicht kennen, und laden deshalb alle Zuger herzlich dazu ein, mit uns zu feiern», bekräftigt Wimmer und erinnert sich: «Als ich anfing, mit Flüchtlingen in Kontakt zu treten, hatte auch ich eine Hemmschwelle vor dem Fremden und Unbekannten.» Heute fühle sie sich frei und betrachte die Erlebnisse, die sie mit diesen Menschen machen dürfe, als ein grosses Geschenk. «Ein Geschenk, das sich jeder selber machen kann.»
Wolf Meyer
Hinweis
Weitere Infos unter <i>www. city­kirchezug.ch/veranstaltungen</i>