ZUG: Eine Welle rauscht durch den Sumpf

Eine riesige Fotografie hinter Glas ist die Arbeit eines bedeutenden Berner Künstlers (†). An einem von der allgemeinen Öffentlichkeit wenig frequentierten Ort stehend, weist das Kunstwerk auf ein Tätigkeitsgebiet der Eigentümerin hin.

Andreas Faessler
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Die wilde Gischt von Balthasar Burkhards «Welle» verweist auf eine der Kernkompetenzen der Besitzerin, die Wasserwerke Zug. Die monumentale Fotoarbeit hinter Glas gilt als Kunstwerk im öffentlichen Raum. (Bild: Werner Schelbert (Zug, 15. November 2016))

Die wilde Gischt von Balthasar Burkhards «Welle» verweist auf eine der Kernkompetenzen der Besitzerin, die Wasserwerke Zug. Die monumentale Fotoarbeit hinter Glas gilt als Kunstwerk im öffentlichen Raum. (Bild: Werner Schelbert (Zug, 15. November 2016))

Ach, nur eines von vielen Firmenschildern, mag man sich denken, wenn man im Gewerbegebiet Sumpf der Chollerstrasse entlangfährt und beim Gebäude mit der Hausnummer 24 aus dem Augenwinkel die ca. 4 mal 2 Meter grosse Fläche auf Sockel wahrnimmt. Weniger würde man erwarten, hier in diesem Quartier auf ein Kunstwerk im öffentlichen Raum zu stossen. Um so eines aber handelt es sich.

Schlicht «Welle» heisst die monumentale Fotoarbeit zwischen massivem Glas bei der Einfahrt zum Verwaltungsgebäude der Wasserwerke Zug AG. Ihr Urheber ist der Berner Fotokünstler Balthasar Burkhard (1944–2010), der mit seinen aufwendigen Fotoinstallationen und -objekten sowie durch Kunst am Bau internationales Ansehen erlangt hat. Burkhard arbeitete fast ausschliesslich mit Schwarz-Weiss-Technik. Grosse Beachtung fanden seine Arbeiten, welche menschliche Körperteile in Nahaufnahme zeigen. Später kamen vermehrt Landschaftsfotografien und Motive aus der Natur hinzu, in ihrer Komposition so raffiniert abgelichtet, dass sie oft nicht nur fast surreal anmuten, sondern von höchster poetischer Ausstrahlung sind.

Zu diesen Natursujets gehört auch die «Welle» im Gewerbegebiet Sumpf, 1996 erschaffen. Zwischen je rund einen Zentimeter mächtigen, auf einem Betonsockel verankerten Glasplatten eingespannt, beeindruckt die grossflächige Fotoarbeit beim Betrachten aus der Entfernung von 6, 7 Metern durch ihre Tiefenschärfe und Lebendigkeit. Aus nächster Nähe erkennt man Zigtausende kleine Löcher in der Fotografie, welche eine gewisse Transparenz und somit Lichtdurchlässigkeit gewähren und die Grundstimmung des Kunstwerkes verstärken.

Mit der«Welle» von Balthasar Burkhard wird auf das Element verwiesen, welches eines der Kerngeschäfte der Eigentümerin ist – die bereits erwähnten Wasserwerke Zug. Somit ist das Kunstwerk am Ende doch gewissermassen ein Firmenschild. Aber im Gegensatz zur Verarbeitung des Elementes durch die Firma symbolisiert die «Welle» die gewaltige Kraft des Wassers und dessen ungebändigte Wildheit in der freien Natur.

Andreas Faessler