ZUG: Der erste Dynamo des Tals

Unterägeris Pionierstätten Kreuzmühle und Waldheim sind Thema im Burgmuseum. Die Exponate und ihre Sammler geben kuriose Einblicke.

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Erholung und Elektrizität sind die Themen der aktuellen Ausstellung in der Burg Zug. (Bild: Werner Schelbert (8. September 2017))

Erholung und Elektrizität sind die Themen der aktuellen Ausstellung in der Burg Zug. (Bild: Werner Schelbert (8. September 2017))

Im Zuger Burgmuseum präsentiert zurzeit die Gemeinde Unterägeri ihre Geschichte. Genauer Zeitzeugen der Pionierstreiche, die in Unterägeri um 1900 im Bereich Elektrizität und Tourismus geleistet wurden. «Unterägeri hat zwar eine gewisse Distanz zu den Zuger und Schweizer Zentren, aber diese Ausstellung zeigt wunderbar, dass in Ägeri ein Klima herrschte, in dem sich Pioniere entfalten konnten. Und immer noch können.» Mit diesen Worten eröffnet der Vizepräsident des Gemeinderats Unterägeri Beat Iten am Freitag die Vernissage der Ausstellung. Diese besteht aus einer Handvoll Exponaten.

Über die Zeit gerettete Stücke aus dem Dunstkreis der Kreuzmühle, dem ersten Stromkraftwerk des Kantons und dem Waldheim, dem ersten «mondänen» Hotel der Region. «1889 installierte der Bruder meines Uronkels den ersten Dynamo an der Kreuzmühle und brachte Strom ins Tal» erzählt der Erbe der Kreuzmühle Gustav Beat Jakob Iten. Die Faszination für die Geschichte seiner Vorfahren steht ihm ins Gesicht geschrieben. Aus seiner privaten Sammlung zur Geschichte der Kreuzmühle kann man in der Burg Zug bis Mitte Juni nächsten Jahres 120 Jahre alte Glühbirnen bestaunen. «Die hatten schon damals genau das gleiche Gewinde wie heute noch die neuen LED-Lampen, ist das nicht erstaunlich?» fragt Iten die kleine Schar interessierter, denen er seine Schätze zeigt. Auch eine altertümliche Batterie hat der Hobbyhistoriker noch aus der Zeit, als die Leute aus dem Dorf den Strom der Kreuzmühle noch mit dem Leiterwagen nach Hause fuhren.

Bis zu sieben Franken die Nacht

Anfangs produzierte die Mühle Strom für gerade einmal fünf Abonnenten. Das Petrol war noch günstig und das elektrische Licht nicht konkurrenzfähig. 1890 versorgte sie am Schulhausplatz die erste öffentliche Beleuchtung im Tal. Noch hundertfünf Jahre lang wird sie danach Strom produzieren, bis sie 1995 vom Netz geht. Heute betreibt Gustav Itens Sohn eine Bäckerei in der Mühle. Der Vater backt noch glutenfreies Brot. Die zweite Hälfte der Exponate erzählen vom einst prestigeträchtigen Waldheim Hotel in Unterägeri. «Für fünf bis sieben Franken die Nacht konnte man hier logieren» erzählt Eugen Elsener. «Ein Vergnügen, das sich nicht jeder leisten konnte.» El­sener leitet die ortskundliche Sammlung der Gemeinde Unterägeri und präsentiert Zeichnungen und Zeitungsausschnitte vom und über das Hotel. Damals veröffentlichte das Waldhaus seine Gästeliste regelmässig in der lokalen Zeitung. «Zum Thema Datenschutz hatte man zu der Zeit noch einen anderen Bezug», meint Elsener. Diesen Listen kann man aber entnehmen, dass das Haus damals Gäste aus aller Welt beherbergte. «Der Tourismus ist auch heute noch wichtig für Ägeri», macht Beat Iten den Bezug zur Gegenwart. «Auch wenn der sich heutzutage vornehmlich auf Naherholungs- und Tagestourismus beschränkt.»

Wolfgang Meyer

redaktion@zugerzeitung.ch