Weltweit versucht man die Klimaerwärmung zu stoppen. Gefordert ist auch die Immobilienbranche. In Zug gibt es ein Pionierprojekt dazu.
Neben dem Verkehr zählen Immobilien zu den grössten Energieverbrauchern. 45 Prozent des jährlichen Energiekonsums in der Schweiz fallen in Gebäuden an. Und: 40 Prozent des für die Klimaerwärmung verantwortlichen CO2-Ausstosses stammt vom Gebäudepark. Entsprechend ist die Branche gefordert. Energieschonende Technologien rund um den Immobilienbau- und -unterhalt boomen. Vermehrt ersetzen Wärmepumpen den Heizölkessel, und immer häufiger werden auf Dächern Solaranlagen installiert. In der Wohnung und im Büro ersetzen zudem energiesparende LED-Lampen klassische Glühbirnen. Sensoren erkennen die Anwesenheit von Personen und können Licht oder Klimatisierung steuern.
Die ausschliesslich im Kanton Zug tätige Immobilienfirma Zug Estates – mit den Arealen Suurstoffi in Risch und Metalli in der Stadt Zug – will in Sachen Energieverbrauch und nachhaltigem Gebäudebau neue Standards setzen. Seit rund fünf Jahren entwickelt Zug Estates das Areal Suurstoffi neben dem Rotkreuzer Bahnhof. Dereinst sollen auf dem rund 100 000 Quadratmeter grossen Areal 1500 Personen wohnen. Daneben sind Arbeitsplätze für 3000 Personen sowie Räume für 1300 Studierende geplant. Anlässlich des ersten Nachhaltigkeitsforums von Zug Estates letzte Woche erklärte deren CEO Tobias Achermann: «Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die erste börsenkotierte Immobiliengesellschaft mit einem Portfolio ohne CO2-Emissionen zu sein.» Dafür setze man auf neuste innovative Technologien. So wird der Grossteil der Gebäudeenergie von den eigenen Solar- und Erdsondenanlagen produziert. 220 Erdsonden in rund 150 Meter Tiefe sind bereits in Betrieb, weitere 180 Sonden in 300 Meter unter der Erde werden in den nächsten Monaten zugeschaltet. Ein drittes Erdspeichersystem wird zurzeit evaluiert. Dieses «Energiesystem Suurstoffi» soll laut Tobias Achermann die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern ermöglichen.
Lobende Worte für die Bestrebungen von Zug Estates gab es am Nachhaltigkeitsforum von Walter Steinmann. Der Direktor des Bundesamtes für Energie bezeichnete in seinem Referat die Suurstoffi als Pionierprojekt, welches ganz im Sinne der Energiestrategie 2050 des Bundes sei. «Immer mehr Private werden künftig selber Energie produzieren», erklärte Steinmann. Statt aus grossen zentralen Kraftwerken komme der Strom künftig von vielen dezentralen kleinen Energieproduzenten. Besonders wichtig sei dabei, dass der produzierte Strom aus erneuerbarer Energie stamme.
Um die Umweltbilanz des Areals Suurstoffi zu messen, arbeitet Zug Estates mit dem Zentrum für Integrale Gebäudetechnik der Hochschule Luzern zusammen. Dieses wertet alle Verbraucherzahlen der Liegenschaften aus. «Seit Beginn der Messung 2010 konnten die Treibhausgasemissionen für die Heizung und Warmwasseraufbereitung um über 30 Prozent auf aktuell 16 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter Mietfläche reduziert werden», erklärte Matthias Sulzer, Professor an der Hochschule Luzern. Das sei rund die Hälfte des Schweizer Durchschnitts. Tobias Achermann rechnet damit, dass dieser Wert aufgrund der aktuellen Investitionen und Massnahmen bis in fünf Jahren auf unter 1 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter Mietfläche sinken wird. Das Ziel heisse aber Zero-Zero. «Wir wollen mittelfristig alle unsere Immobilien mit erneuerbarer Energie und ohne CO2-Emissionen betreiben», bekräftigt Achermann.
Hinweis
Der Nachhaltigkeitsbericht 2015 der Zug-Estates-Gruppe kann auf der Website heruntergeladen werden: www.zugestates.ch (Unternehmen/Download)