Rahel Hug zum Reisen mit Billiganbietern.
Die grünen Cars haben Zug erreicht: Seit kurzem bietet das Fernbusunternehmen Flixbus vier Verbindungen pro Woche nach München an. Die Verbindung von der Aabachstrasse in die bayrische Metropole ist ab 19.50 Franken zu haben. Ein bislang ungeschlagener Preis.
Der deutsche Billigbusanbieter mischt den Schweizer Markt kräftig auf. Das Wachstum des Unternehmens, das vor fünf Jahren als Start-up gestartet hat, ist beeindruckend und gleichzeitig beängstigend. Inzwischen unterhält Flixbus täglich Verbindungen zu rund 1700 Zielen in 28 Ländern. 2017 hat Flixbus 40 Millionen Passagiere transportiert.
Doch zurück zu den Kosten. Die Frage liegt auf der Hand: Wie kann eine Fahrt von Zug nach München so billig sein? Laut dem Flixbus-Chef André Schwämmlein muss ein Bus so gefüllt werden, dass es sich lohnt. Die Preise funktionieren nur bei einer Auslastung von 50 oder 60 Prozent. «Wir sind gezwungen zu wachsen», sagte der Unternehmer im Interview mit unserer Zeitung.
Verständlich, dass insbesondere Leute mit kleinem Budget diese Alternative wählen. Ein Bahnticket von Zug nach München kostet bei den SBB in der zweiten Klasse und ohne Vergünstigungen etwas über 100 Franken. Ein grosser Preisunterschied, wenn man bedenkt, dass die Fahrzeit im Bus ungefähr gleich lang ist und die Sitze wohl ähnlich bequem sind. Einzig Verspätungen können beim Bus eher auftreten. Der Erfolg von Flixbus ist auch ein Zeichen dafür, dass der ÖV sehr teuer geworden ist. Der Preiskampf ist hart, kann aber vielleicht bewirken, dass die staatlichen Anbieter ihre Preise etwas nach unten korrigieren.
Trotzdem bleibt ein fader Nachgeschmack. Die Situation erinnert an Fluggesellschaften wie Easyjet (mit dem Unterschied, dass Fliegen schlimm für die Umwelt ist, während Busfahren eine eher ökologische Reisevariante darstellt). Billige Fluganbieter tricksen bei den Gepäckregelungen oder versuchen mit Zusatzangeboten und Kooperationen, die Preise beim Buchen in die Höhe zu treiben. Das ist zwar nicht direkt mit dem Fernbusthema zu vergleichen. Doch auch Flixbus experimentiert mit Zügen und kooperiert mit Airlines. Es bleibt spannend, wie sich der Markt entwickeln wird.
Wichtig ist, dass jeder für sich beim Ticketkauf folgende Frage beantwortet: Wie billig darf Reisen für mich sein? Oder anders gefragt: Wie viel Geld bin ich bereit zu bezahlen?