Früher musste die ganze Familie anpacken, um zu überleben, niemand sprach von Kinderarbeit. Das jeder seinen Teil beitrug und in der Familie eine gesellschaftliche Rolle spielte, war normal. Die Familie war in erster Linie eine Versorgungsgemeinschaft. Heute hat sie diesen Sinn verloren, könnte man meinen. Da man heute unter Versorgung hauptsächlich «unnötigen Konsum» versteht, also zwei Autos braucht und dreimal in die Ferien will. Und eine Frau oder ein Mann, der zu Hause bleibt und zu Haushalt und Kinder schaut, wird scheel angeschaut. Eine Frau, die stundenlang mit ihren Kindern auf dem Spielplatz verbringt, statt sich der Wirtschaft nützlich zu machen ist faul. Wir leben in einer Zeit der Selbstverwirklichung, der Individualismus kennt keine Grenzen. Eigentlich wäre jetzt die Zeit gekommen, in dem die Familie Halt geben könnte. Aber nein, die Wirtschaft hat das Zepter übernommen und fordert, dass Frauen auch arbeiten. Wenn man bedenkt, wie viele Leerläufe es in unserer Gesellschaft gibt und mit Sicherheit 80 Prozent aller Tätigkeiten Bullshitarbeiten sind, die niemanden was bringen, könnte jedes Paar problemlos wählen, wer zu Hause bleibt und wer arbeitet. Davon sind wir noch Äonen entfernt. Unser Sozialversicherungssystem ist noch in den Kinderschuhen und bestraft den zu Hause bleibenden. Ein Mann, der Haus und Kinder hütet, wird scheel angeschaut. Würden wir uns überall auf das Wesentliche konzentrieren, bräuchte es keine oder nur sehr wenige Kitas. Aber da wir in Sachen Gleichberechtigung weit entfernt sind vom respektvollen Umgang auf Augenhöhe, wird sich noch lange wenig ändern. Würde derjenige, der zu den Kindern schaut, mit ihnen was unternehmen und am Fussballfeldoder in der Badi weilen, bräuchte es keine Kitas.
Michael Ebinger, Rotkreuz