Was der Umzug die Stadt Zug gekostet hat

Seit Sommer ist die Stadtverwaltung auf dem LG-Areal zentralisiert. Nun gibt die Exekutive Einblick in die Ausgaben.

Laura Sibold
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Seit einem halben Jahr ist am ehemaligen Hauptsitz der Landis & Gyr an der Gubelstrasse 22 Ruhe eingekehrt: Denn mit dem Einzug der Stadtverwaltung im Juli 2019 fand ein jahrelanger Streit um das Gebäude ein Ende. Immer wieder Thema dabei waren die Bausubstanz des ehemaligen Siemenshauses mit Baujahr 1943 sowie die Kosten für Umbau und Umzug.

Zu diesen Aspekten äussert sich der Stadtrat in seiner Antwort auf zwei Vorstösse. So wollte die SVP-Fraktion mittels Interpellation «zur Eröffnung der neuen Stadtverwaltung im LG 22» Einsicht in die Gesamtkosten für die Investition erhalten. Für den Kauf des Gebäudes Gubelstrasse 22 hat die Stadt 52,19 Millionen Franken ausgegeben: 40 Millionen via aufgenommenes Darlehen – worauf von 2012 bis 2018 Zinsen über 2,49 Millionen Franken aufgelaufen sind –, der Rest aus bestehenden liquiden Mitteln.

Kredite konnten wohl eingehalten werden

Darüber hinaus fielen für die Liegenschaft Kosten für Betrieb und Unterhalt in der Höhe von 2,5 Millionen Franken und Brandschutzmassnahmen über 842000 Franken an. Für Mieterausbauten (für Verwaltung und Fremdmieter) sowie den eigentlichen Umzug kamen nochmals 6,6 Millionen, respektive 470000 Franken zusammen. Es könne davon ausgegangen werden, dass sämtliche Kredite innerhalb des bewilligten Kostenrahmens abgeschlossen werden können, schreibt der Stadtrat. Die SVP-Vertreter fragen weiter nach den Mieterträgen der früheren Mieter (Siemens, Klug Krankenkasse und Bildx). Diese belaufen sich von Oktober 2012 bis Dezember 2018 kumuliert auf 12,5 Millionen Franken.

Lange Vorgeschichte

2012 bot die Siemens der Stadt Zug an das Gebäude an der Gubelstrasse 22 für rund 52 Millionen Franken zum Kauf an. Nachdem das Stadtparlament zugestimmt hatte, kam der Kauf im September 2012 vors Volk. 56 Prozent der Stimmbürger sprachen sich für den Kauf aus. Doch 19 Monate später reichte ein überparteiliches Komitee die sogenannte Doppelinitiative ein. Eine Initiative verlangte den Verkauf des L&G-Gebäudes bis 2023, eine weitere wollte den Stadtrat verpflichten, die Verwaltung in der Altstadt zu belassen. Da die Gültigkeit der Vorstösse vor Gericht abgeklärt werden musste, gelangte die Doppelinitiative erst im September 2016 vors Volk. Sie wurde klar abgelehnt, womit der Umzug der Stadtverwaltung voranschreiten konnte. (ls)

Im Abstimmungskampf um den Kauf des Gebäudes thematisierten die Gegner neben den Kosten auch den angeblich schlechten Zustand der Liegenschaft. Auch dazu nimmt der Stadtrat Stellung: «Grundsätzlich kann gesagt werden, dass sich das Gebäude in einem guten baulichen Zustand befindet.» Grössere Schwierigkeiten habe es beim Umzug nicht gegeben. Herausfordernd seien aber der Umbau unter Betrieb und der zeitgleiche Umbau der Fremdmieter in den oberen Geschossen gewesen. Neben der Stadtverwaltung sind an der Gubelstrasse 22 seit Anfang Jahr drei Firmen eingemietet: Die MME Compliance AG, die SHL Medical Group und wie bis anhin die Klug Krankenversicherung. Die Erträge aus der gesamten Vermietung des Gebäudes liegen laut Stadtrat jährlich bei rund einer Million.

Ähnliche Gesichtspunkte wie die SVP thematisierten drei ehemalige FDP-Gemeinderäte in der Motion «Folgekosten des Verwaltungsumzugs im Griff behalten», die sie bereits 2012 eingereicht hatten. Karl Kobelt, Werner Hauser und Martin Kühn fordern darin, dass die Stadtverwaltung mit dem Umzug schlanker gestaltet werden und an Effizienz gewinnen müsse. Um dies zu gewährleisten, solle der Stadtrat dem Parlament die Folgekosten des Liegenschaftskaufes zur Genehmigung vorlegen, zudem dürfe die Verwaltung mit der neuen Nutzfläche an der Gubelstrasse weder personell noch räumlich wachsen. Der Stadtrat empfiehlt, den Vorstoss als erledigt abzuschreiben.

Der Raumbedarf ist gesunken

Der Stadtrat legt dar, dass in der Zentralverwaltung seit 2015 9,6 Stellenwerte eingespart werden konnten – durch Prozessoptimierungen, die Zentralisierung und dank der Digitalisierung. Demgegenüber wurden aufgrund zusätzlicher Aufgaben im selben Zeitraum 12,4 Stellenwerte neu geschaffen. So ist die Verwaltung netto um 2,8 Stellen gewachsen. Der Raumbedarf sank dank der Verwaltungszentralisierung um 1700 Quadratmeter auf 6250 Quadratmeter. Inzwischen ist einzig noch das Stadtarchiv in der Altstadt untergebracht – was laut Stadtrat aufgrund der nahen Zusammenarbeit von Bibliothek und Stadtarchiv Sinn mache.

Die Gebäude Zeughausgasse 9/11 wurden geleert und dem Eigentümer Korporation Zug zurückgegeben. Der Kolinplatz 4/14 bleibt im Eigentum der Stadt, während an der St.-Oswalds-Gasse 20 bekanntlich das «Haus des Lernens» eingerichtet wird. Die freien Räume an der Ägeristrasse 7 wurden an die Azenes GmbH vermietet, jene im ehemaligen Stadthaus am Kolinplatz 15 an die SEBA Crypto AG