WALCHWIL: Der «Asphalt» von damals

Bereits vor Jahrhunderten verfügte die Region um Zug über ein fortschrittliches Strassennetz. Ein Wegabschnitt am Nollen weist noch heute den Belag von einst auf.

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Der historische Prügelweg beim Nollengatter. (Bild: Andreas Fässler / Neue ZZ)

Der historische Prügelweg beim Nollengatter. (Bild: Andreas Fässler / Neue ZZ)

Die historische Entwicklung des Zuger Strassen- und Wegnetzes vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit ist überdurchschnittlich gut dokumentiert. Allein die beiden Zuger Wegrödel von 1413 und 1511 geben umfangreich Aufschluss. Ergänzt mit weiteren Dokumenten wie historische Karten oder Geländebefunde lassen sie repräsentative Rückschlüsse ziehen.

Viele Teile der Wegnetze erfüllten in alter Zeit eine wichtige Aufgabe im Gegensatz zu heute. Waren sie einst Regionen verbindende Hauptverkehrsachsen, sind sie mittlerweile zu mehr oder weniger unbedeutenden Fusswegen verkommen. Teilweise zeugt ihre Beschaffenheit noch immer von der einstigen Funktion als «Hauptstrasse». So beispielsweise die alte Verbindung von der 1759 erbauten Lorzentobelbrücke nach Bad Schönbrunn. Hier weist ein kurzer Wegabschnitt noch eine grobe Steinpflasterung auf, die aus der Erbauungszeit stammt. Solche Strassenbefestigungen wurden meist mit demjenigen Material angelegt, welches vor Ort am besten verfügbar war. Sie dienten einerseits dem besseren Vorwärtskommen von Wagen und Lasttieren und befestigten andererseits den Grund im Falle feuchter und rutschiger Stellen.

Ein besonders schönes Beispiel einer solchen Strassenbefestigung aus früherer Zeit finden wir am Nollen auf exakt 1000 Metern über Meer. Hier verläuft die historische Strassenverbindung von Walchwil über den Berg nach Ägeri. Beim Nollengatter, zwischen Buschenchäppeli und Zitten­buech, existiert auf Walchwiler Gemeindegebiet noch ein gut 50 Meter langes Wegstück als sogenannter Prügelweg. Die Hänge am Nollen sind mehrheitlich überdurchschnittlich feucht. So hat man damals wahrscheinlich aus diesem Grund die dort verhältnismässig steil ansteigende Strasse mit Holzprügeln befestigt. Dass der Untergrund hier tatsächlich nicht besonders tragfähig ist, zeigt sich seitlich der Strasse. Nach Regenfall bahnen sich schnell Rinnsale den Weg nach unten und waschen den Boden aus. Ohne die Prügel wäre hier das Vorwärtskommen bei Niederschlag schwierig. Solche Prügelwege kannte man bereits in der Steinzeit, und sie waren bis ins 16. Jahrhundert eine der meistverbreiteten Strassenbauweisen.

Andreas Faessler

Hinweis

Mit «Hingeschaut!» gehen wir wöchentlich mehr oder weniger auffälligen Details mit kulturellem Hintergrund im Kanton Zug nach.