«Stadtgestaltung: Leider bisher nur leere Worthülsen», Ausgabe vom 8. Mai
Mit Unverständnis nehme ich den Einwand der Zuger Behörde zur Kenntnis, dass am Postplatz wegen im Boden verlegten Leitungen keine Schatten spendenden Bäume mehr gepflanzt werden könnten. Diese Begründung ist nicht glaubhaft.
Warum werden Bäume die «Grüne Lunge» genannt? Besonders in Städten spricht man von Pärken und Wäldern als die «Grünen Lungen». Mit ihren Blättern und Nadeln wirken die Bäume der Wälder und Pärke wie riesige Filter. 1 Hektar Buchenwald kann jährlich rund 70 Tonnen, 1 Hektar Fichtenwald etwa 30 Tonnen Staub aus der Luft herausfiltern. Ausserdem produzieren Bäume wie alle grünen Pflanzen Sauerstoff. Die Funktion von Wäldern und Pärken als «Grüne Lunge» ist deshalb besonders in der Nähe von Städten und Ballungsgebieten (lebens-)wichtig.
Im Amazonas, auch die Lunge der Erde genannt, kreischen täglich die Kettensägen. Die Abholzung hat eine Grössenordnung erreicht, die jede Vorstellung sprengt: eine Fläche von mehr als einer Million Fussballfelder wurde binnen eines Jahres im Amazonas vernichtet. Offensichtlich ist der Umweltschutz und der Kampf gegen den Klimawandel nicht ganz oben auf der Prioritätenliste der Politiker. Lieber CO2-Abgaben, um so die Kassen zu füllen. Die wohl wichtigste «Erfindung der Menschheit» ist das Rad, ca. im 4. Jahrtausend vor Christus erfunden. Weitere Erfindungen folgten.
Unsere moderne Zivilisation basiert auf dem Buchdruck, auf der Demokratisierung des Wissens. Auch erst der Buchdruck nach der Erfindung von Johannes Gutenberg mit auswechselbaren Lettern in einer Druckerpresse löste eine Revolution aus, denn er machte es möglich, schnell und vor allem günstig Flugschriften und Bücher zu drucken. 1712 erhielt die Dampfmaschine ihre Bedeutung und führte zur industriellen Revolution. Sie wurde zum entscheidenden Faktor als Ersatz der traditionellen Motoren: dem Tier, der Mühle und dem Antrieb durch den Menschen. Im späteren 19. Jahrhundert kam das Auto. Die Erfindung des elektrischen Lichts (Glühbirne) veränderte den Lebensstil der Menschen grundlegend, steigerte die industrielle Produktivität und verbesserte die Sicherheit auf den Strassen der Städte. Der leuchtende Glasball war der erste Vorbote einer unendlichen Reihe von Erfindungen, die das moderne Leben massgeblich prägen.
1903 starteten die Brüder Wright das erste Flugzeug, das sich aus eigener Kraft in die Luft erheben konnte. Aus ihm entwickelten sich die Flugzeuge, wie wir sie heute kennen wie z. B. ein Airbus A 380, der mit all seinem Gewicht fliegt. 1945 wurde die Atomspaltung realisiert. 1969 liessen wir Menschen zum 348400 km entfernten Mond fliegen mit punktgenauer Landung. Vor über 40 Jahren startete die Raumsonde Voyager 1 ins äussere Sonnensystem und ist das am weitesten entfernte Objekt von Menschenhand. Doch sie und ihre Schwestersonde senden noch immer und bringen erstaunliche Kunde aus den Tiefen des Weltalls.
Wir bauen mächtige, schwere Flugzeugträger mit 6500 Menschen darauf und über 80 Flugzeuge auf dem Deck, und das Schiff schwimmt. Wir haben das Internet und Smartphone und sind weltweit mobil, ohne Festnetzanschluss. Erfindungen, die möglich waren, weil der Wille vorhanden war und somit auch ein Weg.
Aber das Zuger Baudepartement, das heisst der Stadtrat, der Stadtarchitekt und der Stadtplaner wollen dem Zuger Volk tatsächlich glaubhaft machen, dass sie nicht in der Lage sind, auch nur einen einzigen Schatten spendenden und «luftreinigenden» Baum auf dem Postplatz zu pflanzen, dies wegen angeblichen im Boden verlegten Leitungen. Glaubwürdigkeit ist ein Mass der Bereitschaft des Adressaten, die Aussage einer anderen Person als gültig zu akzeptieren. Erst im Weiteren wird der Person und ihren Handlungen Glauben geschenkt.
Ich stimme dem Leserbrief von Madeleine Treichler Gilgen zu. Der Postplatz stiert bis auf weiteres in seiner designten Kahlheit vor sich hin, inklusive die ebenfalls gestylten, verankerten Beton-Bänke, die an Kranken-Tragbahren erinnern.
Philippe Zihlmann, Zug