Braucht es eine fixe Übertrittsquote ins Langzeitgymnasium? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Der Kantonsrat stellte sich am Donnerstag geschlossen gegen die Regierung, man wolle die Zuger Bildungslandschaft nicht schwächen.
Was zu viel ist, ist zu viel: Dessen waren sich sämtliche Kantonsräte an der gestrigen Sitzung einig. Die steigende Übertrittsquote ins Langzeitgymnasium, die auf das neue Schuljahr hin mit 21,9 Prozent auf Rekordhoch ist, sei zu reduzieren – besonders da andere Schulstufen leiden und der Schulraum bald knapp wird. Uneinig war man sich allerdings in der Frage, mit welchen Mitteln dies erreicht werden soll.
Die ALG-Kantonsräte Esther Haas (Cham), Rita Hofer (Hünenberg), Anastas Odermatt (Steinhausen), Tabea Zimmermann Gibson (Zug) und Vroni Straub-Müller (CSP/Zug) reichten dazu das Postulat betreffend einer markanten Steigerung der Anzahl Klassen am Kurzzeitgymnasium ein. Der Vorstoss fordert, mit gezielten Massnahmen das Kurzzeitgymnasium zu stärken und das «Übergewicht» an Schülern am Langzeitgymi zu senken.
Der Regierungsrat lehnt Massnahmen, die zu einer markanten Reduktion der Eintrittsquote ins Langzeitgymnasium führen, jedoch ab, wie auch Bildungsdirektor Stephan Schleiss betonte. Vielmehr wolle man die Übertrittsquote knapp unter 20 Prozent stabilisieren und diese entsprechend im Gesetz über die kantonalen Schulen festschreiben. Schleiss beantragte Teilerheblicherklärung des Vorstosses, um die Gesetzesänderung ins Auge fassen zu können.
Gegen das Vorhaben des Regierungsrates, die Eintrittsquote auf Verordnungsstufe fix festzuschreiben und mittels Übertrittsprüfung durchzusetzen, bildete sich rasch eine breite Allianz. Der Vorstand der Zuger Wirtschaftskammer liess im Vorfeld verlauten, dass man klar gegen eine definierte Quote für die Zulassung ins Gymnasium sei. Und auch Esther Haas sagte im Namen der Postulanten: «Eine fixe Quote würde das Problem nicht lösen, sondern es in Lernstudios verlagern, wo Schüler auf Teufel komm raus im Hinblick auf die Prüfung getrimmt werden.» Haas führte Alternativen zu einer festgeschriebenen Quote an – wie etwa die Konzipierung eines eigenen Weges von der Sek ins Kurzeitgymi beziehungsweise in die Berufsschule – und beantragte, den Vorstoss für nicht erheblich zu erklären. Dieser Meinung waren auch alle anderen Fraktionen, die für einmal erstaunlich geschlossen auftraten.
«Wir lehnen eine fixe Quote in aller Deutlichkeit ab, da sie die Bildungslandschaft Zug schwächen würde»,
betonte Heinz Achermann (Hünenberg) für die CVP. Ins gleiche Horn stiess Beat Iten (SP/Unterägeri): «Eine statische Übertrittsquote kann dazu führen, dass Schüler, die für einen bestimmten Bildungsweg geeignet wären, nicht mehr zugelassen werden, weil das entsprechende Kontingent bereits aufgebraucht ist.» Die Meinungen waren gemacht – daran konnte auch das ausführliche Votum von Stephan Schleiss nichts mehr ändern. Der Bildungsdirektor sprach von einer «Eskalationskaskade» und zeigte auf, dass die fixe Quote als Folge von vielen Massnahmen zu sehen sei, die bisher nicht gefruchtet hätten. Der Kantonsrat erklärte das Postulat mit 61 zu 4 Stimmen für nicht erheblich. Die ALG-Kantonsräte teilten mit, dass bereits ein neuer Vorstoss geplant sei, der andere Lösungsvorschläge ins Zentrum setzt.
Der zweite Vorstoss zur Mittelschulplanung war vergleichsweise schnell abgehandelt. Die FDP-Kantonsräte Beat Unternährer (Hünenberg) und Cornelia Stocker (Zug) reichten eine Interpellation betreffend möglicher Standorte für eine Erweiterung der Kantonsschule ein. In seiner Antwort machte der Regierungsrat deutlich, dass nach dem Nein zur Kantonsschule im Chamer Röhrliberg weiter ein neuer Schulstandort im Ennetsee im Fokus stehe. Sollte dies nicht möglich sein, sei auch ein Ausbau der Kantonsschule am Lüssiweg oder ein alternativer Standort in Zug denkbar. Die Gemeinden sind nun aufgefordert, dem Kanton innert eines Jahres mögliche Standorte zu unterbreiten. Die Interpellanten zeigten sich mit der Antwort zufrieden. So mahnte Unternährer:
«Wir raten dem Regierungsrat, die Suche nach einem neuen Standort engstens zu begleiten und keine weiteren Planungskosten in den Sand zu setzen».