Im August wird in Baar das Projekt «Time-In» lanciert. Es fördert Schüler mit herausforderndem Verhalten.
Eine homogene Schulklasse gibt es nicht – vielmehr setzt sich eine Klasse aus Schülern verschiedenster Kulturkreise, mit Konzentrationsschwächen wie auch mit herausforderndem Verhalten zusammen. Auffälliges Verhalten fordert nicht nur die involvierten Lehrpersonen, sondern auch das Umfeld des Schülers heraus. Trotz professioneller Unterstützung an den Schulen Baar erzielen getroffene Massnahmen im Einzelfall nicht die gewünschte Wirkung, da insbesondere die zeitlichen Ressourcen begrenzt sind.
In Baar ist in den letzten drei Jahren unter dem Namen «Time-In» ein Konzept gereift, das es erlaubt, Schülern mit herausforderndem Verhalten eine Auszeit vom Regelunterricht zu gewähren. Während vier bis sechs Wochen kommen diese in den Genuss einer gezielten Förderung, ehe sie dann wieder in ihre Klasse integriert werden. Mitgewirkt haben unter anderem Raphael Arnet (Prorektor), Sylvia Binzegger (Schulpräsidentin), Urban Bossard (Rektor Schulen Baar), Philippe Lau (Schulleiter Inwil und Projektleiter), Cornelia Simmen (Leiterin Time-In Schulen Baar) sowie Peter Waser (Schulleiter OS Sternmatt 2).
Urban Bossard erklärt: «Time-In beschreibt die Haltung, dass wir dem Schüler ein Gefühl der Zugehörigkeit sowie die nötige Zeit und Gründe zur Änderung seines Verhaltens geben. Dieses Projekt ist das Ergebnis langer und intensiver Gespräche untereinander und mit Fachleuten. Mit diesem Konzept beschreiten wir Neuland.»
Es stehen vier Handlungsebenen im Zentrum, die helfen, das Verhalten zu verstehen, so Philippe Lau: «Die eng zusammenwirkenden Ebenen von Kind, Klasse, Lehrperson und Eltern gilt es zu verstehen, um eine Änderung der herausfordernden Situation zu erzielen.» Das «Time-In» ist in fünf Phasen unterteilt, so Lau weiter: «Zuerst klären wir ab, ob der Schüler in der Klasse akzeptiert ist und Freunde hat. Dann werden in einem nächsten Schritt zusammen mit den Lehrpersonen konkrete Lösungen ausgearbeitet, um das Kind zu stärken.» Seien die Möglichkeiten in der Klasse und in der Einzelschule ausgeschöpft, käme das «Time-In Schule Baar» zum Zuge, so Cornelia Simmen: «In einer vier- bis sechswöchigen Auszeit soll der Selbstwert dieses Schülers gestärkt werden. Gleichzeitig findet der schulische Unterricht individuell angepasst weiter statt.»
In Form des jährlichen Campus wird in einem knapp 40-seitigen Bericht die komplexe Materie anschaulich und mit Grafiken dargestellt. Dieser wurden an alle Eltern der Baarer Schüler versandt. Darin ersichtlich ist auch ein Wochenplan der «Time-In Schulen Baar». Auf den Kontakt mit den Eltern und dem Klassenlehrer wird besonders viel Wert gelegt. Auch gibt es tägliche Rituale und wöchentlich einen Erlebnistag im Wald. Peter Waser führt aus: «Wir haben ein ehemaliges Munitionsdepot im Baarer Wald gemietet, welches die Schüler anschliessend zu einem Waldhaus umbauen dürfen. Das Aufhalten im Wald soll ihnen helfen, ausserschulisch miteinander Zeit zu verbringen und sich persönlich weiterzuentwickeln.»
Drei bis fünf Kinder dürfen das Angebot des befristeten «Time-In Schulen Baar» besuchen, erklärt Raphael Arnet. «So können wir die Gründe für das auffällige Verhalten herausfinden und sie verstehen lernen. Als wichtige Grundlage des ‹Time-In› setzen wir auf eine enge Kommunikation zwischen allen Ebenen: Kind, Lehrpersonen, Klasse und Eltern, um das Kind zurück in seine Klasse zu begleiten.»
Schulpräsidentin Sylvia Binzegger blickt dem Start des Projekts im August freudig entgegen: «Die Vorfreude ist riesig. Ich bin zuversichtlich, dass das Projekt erfolgreich wird.» Um das sicherzustellen, werde man regelmässig Auswertungen durchführen und das Projekt mit den Erkenntnissen weiter entwickeln, versichert Bossard.