Seitenblick
Von Käse und Vino

Teufel, unser Autor war in den Ferien. Und es hat ihm gefallen. Wegen des französischen Flairs. Aber nicht nur.

Kilian Küttel
Drucken
Kilian Küttel

Kilian Küttel

Ja, es ist Sommer. Ja, wir waren in den Ferien. Nein, nicht in der Provence, wie ich es an gleicher Stelle im Januar angekündigt hatte und wie sich der geneigte Leser dieser Kolumne erinnern wird.

Wir hatten unsere Idee beerdigen müssen, mit Freunden eine Villa zu mieten. Nichts wurde aus dem Traum, eine Woche wie Königinnen und Könige zu leben, am eigenen Pool herumzulungern und sich für einmal wie die Neureichen zu fühlen. Mangels Zuspruch, mangels Kollegen, wegen Menschen. Mühsam. Reden wir nicht drüber.

Trotzdem verabschiedeten wir uns nach Frankreich. Zehn Tage nach Lyon und Savoyen, eine Gegend unweit der Schweizer Grenze bei Genf. So verschlug es uns nach Annecy, einer Stadt von der Grösse Luzerns, ebenfalls gelegen an einem See, eingebettet in die Alpen, mit einem Charme, den Luzern gern hätte. Ein Träumchen.

Also liessen wir uns durch das Venedig der Alpen treiben im steten Schwall der Touristen, die durch die Gassen und über die Brücken des Städtchens stromerten und taten ohne schlechtes Gewissen das, was Touristen eben tun: Wir assen und tranken, kauften ein, begutachteten Bauwerke, beobachteten Leute und fotografierten, was uns wert erschien, festgehalten zu werden. Die Aussicht, den See, das Schloss. Und ja, wir fotografierten auch uns. Auf Hügeln und Brücken, beim Apéro, beim Essen. Wir waren Bilderbuchtouristen, mit allem drum und dran. Und mit einer Ausnahme:

Abgesehen von einem Foto der Altstadt (weshalb sich meine Freundin bei der Beschreibung für «Über den Dächern von Käse und Vino» und damit für die italienische Sprache entschieden hat, bleibt ihr Geheimnis), verschonten wir das Internet mit Ferienbildern.

Keine Postings, keine Stories, kein Insta, Whatsapp, Facebook, Snapchat, nichts.

Eben: Wir machten Ferien. Und dazu gehört der Luxus, sich keinem und keiner mitteilen zu müssen – auch wenn dieser Drang bei uns ohnehin schon um einiges geringer ist als bei manch anderem. Was ich sagen will: Wir genossen die Zeit ohne andere Menschen, irgendwie hatten wir genug von ihnen. Aus Gründen.

Mehr zum Thema