Risch
Der Gemeinderat darf aufatmen: Der Grundstein für das neue Zentrum von Rotkreuz ist gelegt

Nach zahlreichen Wortmeldungen genehmigte die ausserordentliche Gemeindeversammlung den Bebauungsplan und zwei Planungskredite für die Zentrumsgestaltung von Rotkreuz. Auch der Landverkauf für den Bau der Kantonsschule Ennetsee ist über die Bühne gegangen.

Cornelia Bisch
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Das Zentrum von Rotkreuz wird in den nächsten Jahren ein neues Gesicht erhalten.

Das Zentrum von Rotkreuz wird in den nächsten Jahren ein neues Gesicht erhalten.

Bild: Mathias Blattmann (Rotkreuz, 3. 3. 2023)

Man hörte die Steine buchstäblich von den Herzen der Gemeinderäte fallen, als sie das wichtigste Traktandum der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 30. März, der Bebauungsplan für das Zentrum von Rotkreuz, in trockenen Tüchern wussten. Jahrelange Arbeit und eine langwierige Diskussion mit über 20 Wortmeldungen gingen der Abstimmung voraus.

Das Interesse der Bevölkerung war gross. Mit 479 Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern platzte der Versammlungssaal Dorfmatt aus allen Nähten. Im Vorfeld hatte Anfang März eine ausführliche Informationsveranstaltung zu den Abstimmungsthemen stattgefunden. Um ein Maximum an Mehrwert im Zentrum von Rotkreuz zu erreichen, sei es wichtig, dass die Projekte koordiniert und aufeinander abgestimmt würden, betonte Gemeindepräsident Peter Hausherr noch einmal.

Barrierefreiheit, Klimafreundlichkeit und zahlbarer Wohnraum

Der Bebauungsplan ermöglicht es den SBB, einen neuen Bahnhof mit Überbauung entlang der Gleisanlage zu bauen. Teil des SBB-Projekts sind zwei Hochhäuser von 50 und 70 Metern Höhe. Ferner sieht der Plan den Neubau des Zentrums Dorfmatt mit Gemeindesaal und Rathaus sowie zusätzliche Wohnfläche und einen neuen, behindertengerechten Bushof vor.

Im Vorfeld der ausserordentlichen Gemeindeversammlung seien zwölf Einwendungen eingegangen, berichtete Hausherr. «Wir haben ausführliche Gespräche mit den Betreffenden geführt und Fragen geklärt.»

Allein zum Bebauungsplan gab es an der Gemeindeversammlung 19 Wortmeldungen aus dem Publikum. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger kritisierten, dass preisgünstiger Wohnraum ebenso wie Massnahmen zum Klimaschutz zu wenig verbindlich berücksichtigt würden. Die Gestaltung des Dorfmattplatzes, an dessen Randbereich eine Zufahrt für Busse zum Bahnhof vorgesehen ist, stiess ebenfalls auf Ablehnung.

Die Barrierefreiheit, die heute mit einem Lift und einer überdachten Rampe am Bahnhof gewährleistet ist, wurde bezüglich der künftigen Bauprojekte hinterfragt. «Auf den publizierten Skizzen fehlt die Rampe ganz, stattdessen ist eine ineffiziente Spiralrampe eingezeichnet», kritisierte die Rollstuhlfahrerin Anne Ithen.

Seitlich des begrünten Dorfmattplatzes ist die Zufahrt für Busse zum Bahnhof vorgesehen. Hinten links ist die kritisierte Spiralrampe zu sehen.

Seitlich des begrünten Dorfmattplatzes ist die Zufahrt für Busse zum Bahnhof vorgesehen. Hinten links ist die kritisierte Spiralrampe zu sehen.

Skizze: PD

Die bestehende Rampe stelle nicht nur für Rollstuhlfahrende, sondern auch für Seniorinnen und Senioren, Schulkinder und andere Passierende eine wichtige und sichere Nord-Süd-Verbindung dar. Sie müsse unbedingt erhalten bleiben. Anne Iten und weitere Wortführende plädierten ausserdem für eine Verbreiterung der Unterführung.

Mit dem Bebauungsplan wird die Basis geschaffen

Bauvorsteher Patrick Wahl und Gemeindepräsident Peter Hausherr stellten sich ruhig und sachlich der Kritik, sie wirkten souverän und kompetent. Sie betonten mehrfach, dass an diesem Abend lediglich über den Bebauungsplan und nicht über konkrete Bauprojekte abgestimmt werde. «Es wird ein Nutzungskonzept für den Perimeter Bahnhof erarbeitet werden und eine Mitwirkung erfolgen», erläuterte Wahl. «Jetzt schaffen wir die Basis, danach erst kommt die Planungsphase.»

Sowohl dem Klimaschutz als auch der Barrierefreiheit werde bei der Ausführung der Bauten Rechnung getragen. «Das legen ja schon die gesetzlichen Vorschriften fest», fuhr Wahl fort. Eine Fixierung der Rampenlösung erachte der Gemeinderat als nicht zielführend, weil der Wettbewerb damit eingeschränkt werden werde. «Das würde eine sinnvolle Lösungsfindung unterbinden.» Andere Anliegen wie die Verbreiterung der Unterführung müssten separat angegangen werden. «Wir sind da dran und im Austausch mit den SBB», legte Wahl nach.

Peter Hausherr warnte vor den Folgen einer Ablehnung des Bebauungsplans. «Die daraus resultierende längere Blockade würde die Nutzung der Synergien mit dem Kantonsschulprojekt erschweren oder verunmöglichen.»

Mögliches Szenario eines Bahnhofseingangs mit Treppe zur Unterführung.

Mögliches Szenario eines Bahnhofseingangs mit Treppe zur Unterführung.

Skizze: PD

Wie sieht es mit dem Verkehrskonzept aus?

Mit den Neubauten werde der Individualverkehr massiv zunehmen, sorgte sich ein Einwohner. Dem Bebauungsplan sei ein Verkehrsgutachten beigelegt, entgegnete der Bauvorsteher. «Daraus geht hervor, dass die bestehenden Strassen den Mehrverkehr zu absorbieren vermögen.» Ausserdem solle das Konzept des autoarmen Wohnens umgesetzt werden. «Bei dieser zentralen Erschliessung wollen wir die Leute dazu erziehen, den öffentlichen Verkehr zu benützen.»

Die Fertigstellung des Zimmerberg-Basistunnels werde dazu führen, dass Regioexpress-Züge viertelstündlich nach Zürich verkehrten. «Dafür leisten wir heute mit dem Neubau des behindertengerechten Bahn- und Bushofs die Vorarbeit», ergänzte der Gemeindepräsident.

«Wir erachten den vorliegenden Bebauungsplan als zu wenig ausgereift und lehnen ihn deshalb ab», warf Konradin Franzini, Vize-Präsident der Grünen Risch-Rotkreuz, ein. Sein Einwand wurde von weiteren Wortmeldungen gestützt.

Dagegen wehrte sich Patrick Wahl energisch und bestimmt: «Wir haben nicht einfach die erstbesten Lösungen gewählt, sondern viel Arbeit in die Ausarbeitung des Bebauungsplans investiert.» Gesamthaft habe es 70 Informations- und Diskussionsanlässe gegeben, bei denen der Gemeinderat der Bevölkerung, den Parteien und den Vereinen Rede und Antwort gestanden habe.

Die Arbeit des Gemeinderates wurde denn auch von mehreren Seiten gerühmt und verdankt, worauf das Publikum applaudierte. Nicht zuletzt sprach die Bevölkerung dem Gemeinderat durch ihre finale Annahme des Bebauungsplans ihr Vertrauen aus.

Planungskredite legen einen wichtigen Grundstein

Die beiden Kreditbegehren um Umfang von 4,8 und 1,9 Millionen Franken für die Planung des West- und des Ostbereichs wurden vom Stimmvolk ebenfalls anstandslos genehmigt.

Der westliche Teil mit dem Zentrum Dorfmatt, der Erweiterung des Dorfmattplatzes und dem neuen Bushof umfasst ein Bauvolumen im Umfang von 65 Millionen Franken. Der Bau des östlichen Bereichs mit dem Sportpark und einem neuen Gebäude beim Freibad Rotkreuz wird rund 17 Millionen Franken kosten.

Der Verkauf von 6100 Quadratmetern Land zum Preis von 400 Franken pro Quadratmeter an den Kanton Zug, der den Bau der Kantonsschule Ennetsee ermöglicht, wurde diskussionslos durchgewinkt. Damit ist auch klar: Der Standort der neuen Kantonsschule Ennetsee heisst definitiv Rotkreuz.