Projekt
Fünf Pforten sollen den Verkehr im Chamer Zentrum stark eindämmen – Der Verkehr bleibt auch so ein Zankapfel

Im Lorzensaal in Cham nahmen am Dienstagabend viele Menschen das Projekt Autoarmes Zentrum Cham (AAZ) kritisch unter die Lupe. Wie so oft, gehen beim Chamer Megaprojekt die Meinungen in Verkehrsfragen schnell weit auseinander .

Marco Morosoli
Drucken
Viel Verkehr zur Stosszeit im Zentrum von Cham.

Viel Verkehr zur Stosszeit im Zentrum von Cham.

Bild: Matthias Jurt (Cham, 13. Januar 2023)

Nach der Eröffnung der Umfahrung Cham–Hünenberg (UCH) – geplant für das Jahr 2027 – will der Chamer Gemeinderat das Zentrum vom Durchgangsverkehr entlasten. Um dieses Ziel erreichen zu können, wählte die Gemeinde in einem umfassenden Ausscheidungsverfahren das Projekt «Cham jetzt» zur Weiterverfolgung aus.

Die Verantwortlichen der Ennetsee-Gemeinde liessen am Dienstagabend den Vorschlag «Cham jetzt» durch Interessierte im Lorzensaal beurteilen. Wie so oft bei Mitwirkungsverfahren polarisierte das Thema Verkehr weite Kreise. Bei den zahlreichen Teilnehmenden kam so einiges zusammen.

Fachpersonen sortieren nun die eingegangenen Ideen

Nathalie Mil, die Moderatorin des Mitwirkungsabends, versicherte mehrmals , dass keine dieser deponierten Ideen im Abfalleimer landen würde. Mil ist Stadt-, Verkehrs- und Raumplanerin an der Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil. Diese Prozesse sind ihr also bestens bekannt.

An vier verschiedenen Themata-Stationen konnten die Teilnehmenden im Lorzensaal in Cham am Dienstagabend (28. März 2023) mit Fachleuten über dies und das diskutieren. Derweil andere lieber in kurzen Worten ihr Anliegen auf die Zettel schrieben oder Studierenden der Ostschweizer Fachhochschule diktierten.

Die freie Fläche der Zettelwand für Inputs zum Thema Verkehr im Verfahren ums autoarme Cham (AAZ) war schnell aufgebraucht. Ideengeber drapierten deshalb weitere Zettel auf einem nahen Tisch.

Einer machte sich für die Raben- und Bären-Kreisel stark, die im Zuge der Zentrumsneugestaltung verschwinden sollen. Jemand fand, dass die Busbuchten beim Gemeindehaus und vor dem Neudorf-Center zu erhalten seien.

Der Zeitstrahl für die Umsetzung des Projekts Autoarmes Zentrum Cham (AAZ).

Der Zeitstrahl für die Umsetzung des Projekts Autoarmes Zentrum Cham (AAZ).

Bild: Marco Morosoli (Cham, 28. 3. 2023)

Später fügte ein Mann noch an, dass vor dem Neudorf-Center die Fussgänger zu kanalisieren seien. Auch die fixierte Aufenthaltsdauer von zehn Minuten innerhalb des durch fünf Pforten begrenzten Zentrums von Cham stiess auf wenig Gegenliebe. 20 Minuten wären hingegen ein realistischer Wert.

Ein Kernanliegen des ganzen Projekts ist, Durchfahrten des Chamer Zentrums zu unterbinden. Wer innerhalb von zehn Minuten zwei Pforten passiert, bekommt eine Busse.

Auch zum Thema «Aufenthaltsqualität» äusserten viele Teilnehmende ihre Meinung.

Auch zum Thema «Aufenthaltsqualität» äusserten viele Teilnehmende ihre Meinung.

Bild: Marco Morosoli (Cham, 28.3.23)

Wieder andere störten sich daran, dass die landwirtschaftlichen Fahrzeuge freie Fahrt geniessen sollen. Denn deren Lärm im Zentrum brauche es nicht.

In einer anderen Gruppe stand die Aufenthaltsqualität im Zentrum. Hierbei geht es zum Beispiel um Gestaltung der verschiedenen Plätze. Eine Stimme will den Dorfplatz beleben. Eine naturaffine Person machte beliebt, Flächen für Wildbienen auszusondern. Auch die Art der Bäume war ein Diskussionspunkt. Es gälte die Maxime, solche auszuwählen, die keine Allergien auslösen.

Daniel Stalder, für den Bereich Städtebau verantwortlich, sagte zum weiteren Vorgehen: «Wir erfassen alle Inputs. Diese gleichen wir dann mit den anderen Ideen ab.» Der Chamer Gemeinderat Drin Alaj, er ist Vorsteher Verkehr und Sicherheit, sprach von einer «einmaligen Chance», welche sich die Gemeinde hier eröffne.

Derweil der Zuger Baudirektor von einem «guten Packet» sprach. Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch, dass es im Zentrum der Gemeinde weniger Durchgangsverkehr gäbe. Das sei eine Voraussetzung, damit die Fahrpläne im Öffentlichen Verkehr wieder besser einzuhalten sind.

Die bei der ersten Mitwirkung eingesammelten Ideen sichten nunmehr die zuständigen Personen. Bereits im kommenden Jahr soll es eine zweite Mitwirkung geben.

Sind alle Termine zu halten, dann kann mit der Umsetzung der Beruhigung des Chamer Zentrums im Jahre 2028 begonnen werden. Die Umfahrung Cham-Hünenberg, die den Chamer Durchgangsverkehr aufnehmen soll, könnte im Jahr vorher in Betrieb gehen.