Die Zuger Obstbauern erwarten nach der letztjährigen Frostperiode wieder eine ergiebige Ernte. Dies, obwohl sie zunächst befürchteten, vom Feuerbrand betroffen zu sein. Ein Einwanderer könnte aber noch zum Problem werden.
Sie hat eine Körperlänge von 12 bis 17 Millimetern, ist im Grundton ockerfarben, mit zahlreichen dicht sitzenden schwarzen Punkten und wurde aus Asien in die Schweiz eingeschleppt: Die marmorierte Baumwanze, die von April bis Oktober aktiv ist und in dieser Zeit auch gerne mal Gemüse, Obst, Beeren und Feldkulturen schädigt. Dafür sticht sie beispielsweise die Früchte an und saugt diese aus, was diese komplett deformiert.
In Zürich hat die Wanze letztes Jahr bereits bei den Birnen für erhebliche Schäden gesorgt und auch im Kanton Zug ist sie nun anzutreffen. «An allen Standorten der Fallen hatten wir bereits Fänge», erklärt Markus Hunkeler, vom Standort des Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung in Hohenrain im Kanton Luzern. Dieses fungiert seit Anfang 2018 im Leistungsauftrag auch als kantonale Fachstelle Spezialkulturen des Kantons Zug.
Da der Käfer ein neues Phänomen sei, so Hunkeler weiter, finde dieses Jahr zum ersten Mal ein nationales Monitoring statt. «Wir haben in diesem Rahmen Fallen in Cham und Hünenberg aufgestellt, zwei davon in einem Wohngebiet und vier in den Kulturen.» Alleine drei davon befinden sich beim Landwirtschaftlichen Berufsbildungszentrum Schluechthof. «Angelockt werden die Tiere durch einen Sexualduftstoff», erklärt Hunkeler. Ziel sei es nun erst einmal, deren Lebensweise zu analysieren. «Erst dann können wir in einem zweiten Schritt das Tier adäquat bekämpfen.»
Schäden in der Landwirtschaft sind im bisher aber noch keine bekannt. Das bestätigt Philipp Hotz vom Hotzenhof in Deinikon. «Zum Glück hatten wir in unserem Betrieb noch kein Problem damit.» Laut Markus Hunkeler wurden bisher ausgewachsene Tiere gefangen. Jetzt aber würde gerade die Eiablage stattfinden. «Diese wird von der Tageslänge gesteuert und dauert im Freien von Mai bis Oktober, wobei ein Weibchen zirka 250 Eier legt.» Danach müsse man weitersehen.
Grundsätzlich rät der Fachmann den Bauern, nicht in Panik zu verfallen. Denn auch Pestizide würden wahrscheinlich nicht gross helfen. «So wie ich das einschätze, wird die Bekämpfung in Richtung Insektennetze gehen. Die Wanze schädigt Kulturen übergreifend, entsprechend gross ist die Resistenzgefahr bei der chemischen Bekämpfung», so Hunkeler.
Gefahr könnte auch noch von der Kirschessigfliege drohen. Die auch noch nicht allzu lange, aber schon etwas länger als die Baumwanze in der Schweiz ihr Unwesen treibt. «Da läuft auch ein Monitoring, im Moment ist es aber noch sehr ruhig und wir hatten seit Februar keine Fänge mehr», so Hunkeler. Dies könne aber jederzeit kippen. «Für den Moment hat uns das trockene Wetter geholfen, da die Fliegen eine feuchtwarme, nasse Witterung bevorzugen. Die Kirschen würden jetzt aber gerade erst reifen. «Wir kontrollieren deshalb die Fallen jetzt alle zwei Wochen.»
Von der Pflanzenkrankheit Feuerbrand scheinen die Zuger Bauern aber dieses Jahr gänzlich verschont zu bleiben. Wir hatten dieses Jahr lange Angst deswegen», sagt Philipp Hotz vom Hotzenhof. Im Kanton Luzern habe es auch bereits einige Fälle gegeben. «Denn die Bedingungen für eine Ausbreitung waren sehr gut, da es sehr warm war.» Markus Hunkeler rechnet nun aber mit keiner grossen Gefahr mehr: «Wir waren gerade letzte Woche auf Detailkontrolle im Kanton Zug und fanden diesbezüglich nichts, die Inkubationszeit für die mögliche Blüteninfektionsgefahr Anfangs Mai ist nun auch vorbei, ich erwarte deshalb nichts mehr Dramatisches.»
Sowieso ist 2018 ein vielversprechendes Jahr für die Obstbauern. «Nachdem das letzte Jahr ein Frostjahr gewesen ist, wird es wieder einmal anständige Ernten geben», prognostiziert der Obstbauer Hotz. «Wir rechnen gesamt mit einer sehr guten Ernte», sagt auch Obstexperte Hunkeler. Für die Kantone Luzern, Zug und Schwyz würde dies beispielsweise eine Tafelkirschenernte von insgesamt knapp 400 Tonnen bedeuten. Aber zu früh freuen will man sich trotzdem nicht. «Die Ernte ist erst im Sack, wenn die Früchte geerntet sind», resümiert Bauer Hotz. Aber wenn es so weitergehe, komme alles gut.