Zum E-Bike-Trend
Es ist Auffahrt, ein kühler Morgen im Mai, zusammen mit meinem Mann wandere ich vom Kieswerk in Neuheim einen schmalen Pfad bergwärts. Die Vögel pfeifen, alles blüht, weit entfernt ist das Rauschen der Strasse nach Ägeri zu hören. Ein Bänklein mit Weitsicht über das Zugerland lädt zum Innehalten ein. Vorbei an einem Feld mit Arnika wandern wir im Gänsemarsch Richtung Gubel.
Plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchen drei Männer auf: E-Bikes, Helme, eine Top-Ausrüstung. Die drei Krieger sind wild entschlossen, den schmalen und kurvigen Pfad mit Höchstgeschwindigkeit hinabzudonnern. Wir Wanderer springen etwas zu langsam zur Seite, was böse Blicke zur Folge hat.
Eine Stunde später treten wir auf derselben Route den Heimweg an. Am Boden sind die Spuren der breiten Pneus gut zu erkennen. Wie wird dieser Pfad aussehen, wenn ihn bei schönem Wetter 20 oder 30 Biker täglich als Abfahrt benutzen? Es werden tiefe Rinnen entstehen, dadurch wird das Wasser schneller abfliessen, was Bodenerosion zur Folge haben wird. Fauna und Flora werden durch den aggressiven Fahrstil und den Lärm nachhaltig gestört, der Abfall wird zunehmen.
Ist es tatsächlich ein Menschenrecht, jeden noch so schmalen Pfad zu befahren, wie uns ein E-Biker einmal belehrte? Ich denke nicht. Es gibt nun mal Pfade, die sich nicht dazu eignen.
Neben den Umweltschäden stellen die hohen Tempi der Abfahrer und die Unübersichtlichkeit des Pfades ein grosses Unfallrisiko für Biker und Wanderer dar.
Nicht alles muss für alle jederzeit verfügbar sein. Diese Einsicht bedeutet Respekt gegenüber der Natur und gegenüber Mitmenschen mit anderen Lebensstilen. Leider ist eine solche Denkweise keine Selbstverständlichkeit. Müssen Zäune und Verbotstafeln her, um dem Konsumverhalten minimale Grenzen zu setzen?
«Der Mensch konsumiert, der Rest zahlt den Preis»; dieser Satz von Stefan Dullinger trifft den Nagel auf den Kopf. Nein, so soll es nicht weitergehen. Es müssen Wege gefunden werden, diesen ausbeuterischen Trend zu stoppen.
Esther Löffel, Neuheim