Daniel Stadlin (64) kandidiert für den Zuger Regierungsrat. Er tut dies aber vor allem für seine Partei. Denn er hofft, dass die GLP bei den anstehenden Wahlen des Kantonsrats erstmals Fraktionsstärke erreicht.
Die «Zuger Zeitung» liest Regierungsratskandidat Daniel Stadlin zu Hause. «Die habe ich auch abonniert», sagt er. Den «Tagi» und die «Neue Zürcher Zeitung» lese er ebenfalls täglich. «Dies im Ascot, im Grand Café oder im Treichler», sagt der 64-Jährige.
Stadlin sitzt seit 2011 für die Grünliberalen (GLP) im Kantonsrat, wo er sehr oft als «Einzelredner» Voten hält. Dies darum, weil der GLP mit ihren vier Vertretern ein Parlamentarier fehlt, um als Fraktion politisieren zu können.
«Ich bin schon realistisch und weiss, dass ich als Kandidat einer kleinen Partei mit einer geringen Wählerbasis nur geringe Chancen auf die Wahl in den Regierungrat habe», antwortet der Stadtzuger und verrät, warum er sich den Wahlkampf trotzdem antut: «Ich will mit meiner Kandidatur die Partei weiterbringen und unbedingt Fraktionsstärke erreichen», betont er. «Ich will endlich aus einer Fraktion heraus politisieren – das ist mir ganz wichtig. Trotzdem», ergänzt Stadlin: «Ich kandidiere aber auch, weil ich den Job als Regierungsrat gerne machen würde. Wie gesagt liegt mir viel am Kanton Zug und ich gestalte gerne etwas.»
Stadlin interessiert sich sehr für Finanzen und sässe nach einem allfälligen Erreichen der Fraktionsstärke gerne für seine Partei in der erweiterten Staatswirtschaftskommission (Stawiko). An und für sich, interessiere er sich auch stark für die Raumplanung, fügt der Zuger an. «Aber damit beschäftigt sich in unserer Partei Nicole Zweifel, der als Raumplanerin ETH das Thema zugeteilt ist.» Der Städtebau und allgemein die Sorge um die Umwelt stehen weit oben auf Stadlins Interessenliste. «Der Zustand des Zugersees mit seinem hohen Phosphorgehalt beschäftigt mich schon sehr.»
Doch welche Direktion würde der Stadtzuger auswählen, wenn das Stimmvolk ihn in die Regierung wählen würde? «In die Direktion des Innern hatte ich, als dortiger Angestellter, einen langen und tiefen Einblick gehabt. Aber vom Interesse her würde ich wohl die Baudirektion wählen», antwortet Stadlin. Es sei ihm wichtig, dass sich die GLP schon heute zu den Mehrheiten der Themen äussere. «Dank dem Einsitz im Parlament kommt man mit Themen in Kontakt, von denen man sonst nie etwas hören würde», schwärmt er und relativiert: «Das bedingt aber grosses Aktienstudium und enorme Fleissarbeit.»
Als Baudirektor wäre Stadlin für den Zugersee verantwortlich. Was würde er in die Wege leiten? Der Phosphatgehalt des Zugersees ist aufgrund der Belastung aus der Landwirtschaft sehr hoch, erklärt er und sagt: «Ich finde, wir haben Handlungsbedarf und müssten dringend einen Massnahmenplan verabschieden. Die seit Jahrzehnten eingeschlafene Idee, mit einem Durchstich vom Vierwaldstättersee zum Zugersee und einer Ableitung in die Reuss, müsste man wieder neu aufgleisen. Zumindest müsste man es wieder versuchen und evaluieren, was für Massnahmen möglich sind.»
Stadlin fällt im Parlament und bei Vernehmlassungen in Sachen Finanzen als sehr liberaler und bürgerlicher Politiker auf. Warum stellt er sich primär gegen höhere Steuern und ist eher skeptisch gegenüber linken Ansichten? «Bevor der Staat neue Steuern beschliesst, muss analysiert werden, wo das Geld hingeht und ob man was braucht. Schon rein von der Systematik. Erhöhen kann man immer noch.» In der Verwaltung könne immer etwas anders gemacht werden. Es sei nicht so, dass in der Verwaltung keine Änderungen möglich sind und der Status quo das einzig Richtige ist.» Stadlin sieht Sparmöglichkeiten in der Verwaltung, indem beispielsweise Abläufe geändert würden. «Ich bin, obwohl ich selber in der Verwaltung gearbeitet habe, offen, Prozesse anzustossen, um innerhalb der Verwaltung zu sparen.»
· Name: Daniel Stadlin
· Partei: GLP
· Wohnort: Zug
· Jahrgang: 1954
· Zivilstand: verheiratet, zwei Kinder
· Beruf: Architekt, Siedlungsplaner HTL
· Hobbys: Musik, Wandern, Lesen (Biografien, Geschichte)
· Ämter: Vizepräsident GLP Kanton Zug, Vorstand GLP Schweiz, Vorstand Nachbarschaft St. Michael, Zug
Er könne nicht erklären, woher seine liberale Haltung stamme, sagt Daniel Stadlin und weist auf seine Sorge hin, dass die Gesellschaft aufgrund monetärer Probleme in Zukunft den Standard nicht mehr finanzieren könne. «Draus resultiert, dass wir alle etwas dazu beitragen müssen. Es braucht einen hohen Einsatz, wenn wir – in Anbetracht der sich um uns schnell ändernden Welt unseren Besitzstand wahren wollen.» Darum sei es nötig, dass der Kanton Zug zu seinen Finanzen Sorge trage. «Da ist dringend ein Umdenken erforderlich.»
Die internationalen Rahmenbedingungen würden sich stetig verändern, sagt Stadlin und bilanziert: «Darum ist es für den Kanton Zug unumgänglich, dass er die Ausgaben und Einnahmen im Gleichgewicht behält. Und dies trotz der Ohnmächtigkeit und Widerwärtigkeit des NFAs, der uns fast aller Fiskaleinnahmen unserer natürlichen Personen beraubt.» Die Zuger Situation sei ähnlich wie die Kataloniens in Spanien. Auch die Katalanen müssen einen grossen Teil ihrer Steuern an Restspanien abliefern, analysiert Stadlin. Es gehe in Spanien wie auch in der Schweiz vor allem um ein monetäres Problem. «Der Leidensdruck in Zug ist aber halt noch zu wenig gross, damit sich die Zuger vehement wehren.»
Und warum ist Daniel Stadlin bei der GLP und nicht der FDP? «Die Umwelt war mir schon immer wichtig. Ich bin oft liberaler als viele FDPler, aber trete wo immer für die Umwelt, auch unserer Kinder und Kindeskinder ein.»