«Meine Fasnacht»
Fasnacht im Blut – oder eben nicht!

In der Kolumne «Meine Fasnacht» äussern sich Zuger Fasnachtspersönlichkeiten zu frei gewählten Themen in Verbindung mit der fünften Jahreszeit.

Rémy Frick*
Rémy Frick*
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Im Teenageralter ging ich regelmässig an die Fasnacht nach Luzern. Wir waren eine ganze Clique und haben eigentlich zwischen dem Schmutzigem Donnerstag und Güdiszyyschtig in Luzern gewütet, «gschiirät» und gehaust. Schlafen am und im Bahnhof oder in der Garderobe des Stadttheaters. Einmal haben wir uns in der Jesuitenkirche einsperren lassen. Viel wärmer als draussen war es nächtens in der Kirche aber auch nicht ... Viel Schabernack und Streiche haben wir getrieben – es aber auch genossen, «weit weg» von zuhause zu sein.

Dann gab’s eine geraume Zeit ohne Fasnacht. Diese besondere Zeit im Jahr liess mich kalt, interessierte schlichtweg nicht mehr. 1999 kam die Anfrage aus Allenwinden. Ob ich Interesse hätte, das Amt des Zeremonienmeisters zu übernehmen, zusammen mit einem «alten Hasen», der schon Jahrzehnte im Amt war. Sprachlich interessierte mich die Sache – 500 bis 600 Zweizeiler jedes Jahr! Und dort, in Allenwinden, bei der Fasnachtsgesellschaft Allenwinden (Faschall) bin ich seither mit Freuden «hängen geblieben». Seit nunmehr 23 Jahren bin ich im Amt des Zeremonienmeisters. Meine Kolleginnen und Kollegen im Vorstand könnten mittlerweile allesamt locker meine Söhne und Töchter sein.

Diese leidenschaftliche Hingabe an die Fasnacht und ihr Treiben ist rational nicht zu erklären. Deshalb ist es für Fasnachtsabstinente auch so unendlich schwierig, diesen Gemütszustand zwischen dem Schmutzigem Donnerstag und Aschermittwoch zu begreifen, nachzuvollziehen! Die Fasnacht kann man nicht «lernen». Man hat sie im Blut – oder eben nicht.

Wenn Farben, Formen, Gerüche und vor allem Stimmungen so intensiv werden, dass es kaum mehr auszuhalten ist; wenn Guggenmusikklänge mir Herz und Seele weit öffnen und jauchzen lassen; wenn für gerade mal fünf Tage das Schräge über das Gerade siegt – dann ist Fasnacht! Und der Aschermittwoch ist der einzige Tag im Jahr, an welchem ich froh bin, dass sie vorbei ist, die Fasnacht.

*Rémy Frick, Jahrgang 1962, ist Zeremonienmeister bei der Fasnachtsgesellschaft Allenwinden.