Gespräche über die Risiken mehrerer Medikamente

An den «Zuger Gesprächen» ging es um Polymedikation. Denn mehrere miteiander Medikamente einzunehmen, kann problematisch sein. Und oft könnten auch auf einzelne Medikamente verzichtet werden, so ein Experte.

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Wenn verschiedene Medikamente gleichzeitig verschrieben und eingenommen werden, bestehen erhebliche Risiken. Bild: Zuger Zeitung

Wenn verschiedene Medikamente gleichzeitig verschrieben und eingenommen werden, bestehen erhebliche Risiken. Bild: Zuger Zeitung

Die Möglichkeit, im Krankheitsfall auf sichere, qualitativ hochstehende und einfach verfügbare Medikamente zurückgreifen zu können, ist ein entscheidender Qualitätsfaktor im Gesundheitswesen. Gleichzeitig stellen unerwünschte Wirkungen bei Medikamenten ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar. In besonderem Masse ist dann Vorsicht geboten, wenn eine Vielzahl an Medikamenten parallel eingenommen wird (Polymedikation). Denn dadurch erhöht sich das Risiko von unerwünschten Wirkungen, wodurch die Lebensqualität der Betroffenen ab- statt zunimmt und die Gesundheit der Patienten manchmal auch ernsthaft gefährdet wird.

An den fünften «Zuger Gesprächen», die am 20. Juni 2018 an der Pädagogischen Hochschule Zug stattgefunden haben, erhielten die über 60 Anwesenden aus der Gesundheitsbranche Informationen aus der Forschung und Praxis, wie diese Problematik angegangen werden kann.

«Unsere Erfahrung zeigt, dass im Durchschnitt mindestens eines von acht Medikamenten reduziert werden kann.»
Stefan Neuner-Jehle, Hausarzt

Laut einer Studie des Krankenversicherers Helsana nehmen über 65-jährige Personen in der Schweiz durchschnittlich mehr als fünf Medikamente gleichzeitig ein. Noch markanter zeigt sich die Problematik bei Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeheimen, wo es durchschnittlich sogar über neun Medikamente täglich sind. Überall wo Patientinnen und Patienten mehrere Arzneimittel einnehmen, sei eine erhöhte Sensibilität der Ärztinnen und Ärzte, aber auch des Pflegepersonals notwendig.

Spitalein- und austritte sind heikle Momente

Stefan Neuner-Jehle, der sich als Leiter Chronic Care beim Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich intensiv mit dem Thema Polymedikation beschäftigt, stellte übergeordnete Strategien vor, welche zur Verhinderung von Risiken bei Polymedikation angewandt werden können. Neuner-Jehle sprach aber auch in seiner Rolle als Haus- und Heimarzt im Kanton Zug. In dieser Funktion besucht er regelmässig auch Pflegeheime im Kanton Zug, um die Medikation seiner Patientinnen und Patienten zu überprüfen. «Unsere Erfahrungen zeigen dabei, dass im Durchschnitt mindestens eines von acht Medikamenten reduziert werden kann».

Neben den Pflegeheimen gelte es auch bei Schnittstellen – also Übergängen von einem Behandlungssektor in den nächsten – ein besonderes Augenmerk auf die Medikation zu legen, schreibt die Zuger Gesundheitsdirektion in einer Mitteilung zum Anlass. «Spitaleintritte und -austritte sind besonders riskante Momente, in welchen es regelmässig zu unbeabsichtigten Medikationsfehlern kommt.» Um diese verhindern zu können, sei ein systematischer Medikationsabgleich entscheidend. Einen Ansatz, um die Problematik der Polymedikation in den Griff zu bekommen, würden etwa Apps für Smartphones oder Tablets bieten.

(red)