Zur eidgenössischen Abstimmung über die Pestizid- und die Trinkwasserinitiative am 13. Juni
Trinkwasser ist ein Lebensmittel. Ein Mittel, ohne das kein Leben möglich ist. Trinkwasser ist das einzige Lebensmittel, das durch kein anderes ersetzt werden kann. Es bildet die Basis für viele andere Lebensmittel und damit die Lebensgrundlage für uns Menschen.
Wir drehen den Wasserhahn auf, und schon sprudelt Trinkwasser heraus; für uns Schweizer und Schweizerinnen eine Selbstverständlichkeit, mit der wir alle aufgewachsen sind. Erst bei Reisen im Ausland wird einem bewusst, wie privilegiert wir sind. Das Trinken von Hahnenwasser ist echte Lebensqualität.
Mit Stolz und in vollem Vertrauen konnten wir bis anhin Neuzuzügerinnen und Neuzuzügern erklären, dass sie kein Mineralwasser kaufen müssten, denn die Qualität des Hahnenwassers sei genauso gut wie diejenige in den abgepackten Plexiglasflaschen. Die aktuellen Studien, wonach rund 1 Million Schweizerinnen und Schweizer Wasser mit Pestiziden über den gültigen Grenzwerten trinken, erschüttert das Vertrauen in unser doch so frisches, gesundes Trinkwasser.
Ich lege am 13. Juni ein überzeugtes Ja in die Urne, damit das Trinken von Hahnenwasser auch für künftige Generationen in der Schweiz ein wichtiger Teil unserer Lebensqualität und eine Selbstverständlichkeit bleibt.
Barbara Urfer, Mitglied der Kerngruppe «Zuger Komitee für sauberes Wasser», Zug
Liebe Bauern, liebe Bäuerinnen, Emmi schreibt mehrere hundert Millionen Gewinn und kauft mit eurem Milchgeld in Amerika Käsereien, dasselbe bei Fenaco mit ihrem Seitensprung nach Luxemburg. Wenn sich die Bauernvertreter in Bern für euch einsetzen würden statt für Milch- und Obstaufkäufer, wären Landwirtschaftsprodukte schon ab Hof gerecht bezahlt. Ich denke, es ist eher frustrierend, sieben Tage die Woche die Kühe zu melken, um dann die Milch an Emmi, Migros et cetera zu verschenken, die sich damit eine goldene Nase verdienen. Würde sich der Bauernverband mit gleicher Anstrengung für einen gerechten Milchpreis einsetzen wie für den Kampf gegen die TWI, könnten Angestellte fair bezahlt werden, und die viel beschworenen Arbeitsplatzverluste wären vom Tisch. Werden die Initiativen angenommen, bleiben acht Jahre Übergangsfrist. Zeit um bei einem Bio/Demeter-Bauern vorbeizuschauen, wie eine Landwirtschaft ohne Pestizide möglich ist.
Wenn unser Trinkwasser agrochemisch so aufgepeppt ist, dass ich den Salat mit Mineralwasser aus Quellen von Nestlé waschen muss, stossen Bayer-, Fenaco- und Nestlé-Aktionäre mit viel Champagner an. Wir werden aber nicht mehr wissen, wie wir zu sauberem Wasser für den Sirup für unsere Enkelin kommen.
Thomas Besmer, Oberägeri
Seit Jahrzehnten warnen Fachleute vor der zunehmenden Vergiftung von Böden und Trinkwasser durch Schädlingsbekämpfungsmittel vor allem in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten. Doch sämtliche Parteien, Behörden bis zum Bundesrat haben es bisher verschlafen, wirksame und nachhaltige Massnahmen zu ergreifen. Ein Praxisbeispiel aus dem Archiv der «Zuger Zeitung» vom 9. Mai 2017: Kleine Bäche sind voller Pestizide.
Das Verursacherprinzip, die den natürlichen Lebensgrundlagen Boden, Luft und Wasser zugefügten Schäden zu minimieren, wird mit Füssen getreten. Eigentlich müssten die Hersteller gesetzlich dazu verpflichtet werden, nur solche Produkte zu entwickeln und zu verkaufen, welche nach dem Einsatz nachweisbar zu ungiftigen Substanzen abgebaut werden.
Wir leben in einer verrückten Zeit: Beim CO2-Gesetz werden die Verursacher, das heisst die Mehrheit der Bevölkerung, zur Kasse gebeten. Ja klar, so kann einfach Geld abgeholt und bürokratisch mit hohen Kosten umverteilt werden. Bei den Agrarinitiativen werden die Verursacher, also Hersteller und die Agrarlobby nicht zur finanziellen Verantwortung gezogen.
Die Gegner finden diese Initiativen extrem, obwohl eine mehrjährige Übergangsfrist vorgesehen ist. Ich finde es sehr extrem, dass die seit Jahrzehnten bekannten Probleme: Gesundheitsgefährdung, Abtötung von Flora und Fauna sowie massiver Verlust an Biodiversität erst jetzt endlich einer Lösung zugeführt werden. Aus diesen Gründen stimme ich beiden Agrarinitiativen zu.
Hermann Kiener, Cham
Der Schutz unseres Wassers hat doch wohl oberste Priorität! Und wenn der nicht mehr gewährleistet ist, schauen wir dann einfach zu? Lassen alles beim Alten oder suchen nach Lösungen? Stehen wir nicht auch in der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen? Vor allem dann, wenn es Lösungen gibt? Möchten wir nicht mitbestimmen, wie sorgfältig mit unseren Steuergeldern umgegangen wird? Genau das will die Trinkwasserinitiative, die von einer Frau aus dem Solothurnischen angeregt wurde. Nachhaltige Lösungen müssen her auch für unser bedrohtes Trinkwasser. Dass dessen Qualität gefährdet ist, melden ja auch die Wasserversorger. Wir wollen weiter Wasser ab der Röhre trinken, deshalb stimmen wir Ja.
Marianne Zweifel und Nick Degunda, Zug