Leserbriefe
Lesermeinungen zur Covid-19-Pandemie

«Parlament bedrängt Bundesrat zu Recht», Ausgabe vom 2.März

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Erfreut habe ich den offenen, kritischen Kommentar von Kari Kälin zur Coronapolitik des Bundesrates gelesen. Es ist tatsächlich befremdend, wie rechthaberisch der Bundesrat an unverständlichen Entscheiden (z.B. Terrassen in Skigebieten) festhält. Auch kluge und weise Menschen können sich irren, sie werden aber die Grösse haben, Fehler einzusehen, einzugestehen und zu korrigieren. Nicht so der Bundesrat. So zwingt er sich widersetzende Kantone dazu, sich den Erlassen zu fügen. So zieht es der Bundesrat vor, so viel wie möglich zu verbieten, die Menschen an einem gesunden Leben zu hindern, statt eine Strategie zu entwickeln, sich dem Virus zu widersetzen. Kein Ansatz von flächendeckender Testung von Personal und Besuchern in Pflegeinstitutionen und besonders beschämend das Verschlafen und Versagen bei der Organisation der Impfungen. Wir müssen ja nicht unbedingt Israel mit einer Quote von 88,5 Geimpften pro 100 Einwohnern (Stand 28.Februar) als Standard nehmen. Wenn aber Chile mit 17,6,Barbados mit 11,7, die Türkei mit 10,3 und selbst Marokko mit 10,1 die Schweiz (8,8/100Einwohner) übertrumpfen, so ist dies ein Armutszeugnis für Bundesrat und BAG!

Heinz Sennrich, Steinhausen


Es ist in dieser schwierigen Zeit nicht einfach, Situationen im Zusammenhang mit Covid-19 auf verschiedensten Ebenen zu bewältigen. Ein Zeichen mit Papiertauben setzen die Kirchenvertreter der Guthirt Zug. Das ist schön. Wir dürfen jedoch ebenfalls ein Zeichen setzen und jene nicht vergessen, welche uns auch einmal lieb und treu waren, jedoch verstarben unter vielen anderen Umständen als durch Covid-19. Ich denke an Herz-/Lungenproblemen Verstorbene, Krebsverstorbene, Unfalltote, Hungertote, Kindesentführung mit Todesfolge, und zu Tode gekommene in vielen anderen Bereichen. Dies ist ein nicht zu unterschätzender Teil der Verstorbenen, welcher vor Covid-19 die grössten Anteile ausmachte.

Ich will nun nicht mit Zahlen aufwiegen, wer oder wie viele Verstorbene wann den grössten Teil ausmachten, ich möchte lediglich ansprechen, dass wir uns in unseren Köpfen nicht bloss auf ein Thema fokussieren dürfen, welches gebetsmühlenartig von unseren Medien kommt, Angst macht krank. Nicht vergessen dürfen wir vor allem diejenigen, die noch leben und unsägliches Leid im Zusammenhang mit dieser Krise erfahren: KMU, Selbstständige und Angestellte mit Existenzverlust, die steigende Zahl an Suiziden, überfüllte Kinder- und Jugend-Psychiatrien. Neben den Angehörigen der Corona-Toten sind sie es, die noch leben, welche jetzt unseren Trost und Zuspruch brauchen. Das sind unglaubliche Zahlen, bereits dürften es Hunderttausende aus Gastro-, Reise-, Kulturbranche, Gastrolieferanten, Musikern, Comedians, Schaustellern, Choreografen, Bühnen-, Licht-, Tontechniker usw.

Staatliche Hilfszahlungen können in Ethik längerfristig kaum die Heilung darstellen, da damit auch die Abhängigkeit des Staates zunimmt (Kontrolle). Halten wir am Leben, an der Freude und an der Liebe fest. Diese Zeit ist eine Chance, dass wir uns nicht spalten lassen, sondern zusammenhalten!

Stephan Wiesendanger, Neuheim


Die Gelüste des Parlaments, den Bundesrat zu «entmachten», sind verständlich, wenn auch wohl nur «heisse» Luft. Die Pandemie zu managen, ist keine einfache Sache, da Erfahrung fehlt. So hat es der Bundesrat einerseits nicht leicht, aus den unzähligen Expertenmeinungen die richtigen Entscheide zu treffen. Andererseits aber sind teilweise als «Hüst und Hot»-Politik empfundene Entscheide unverständlich (z.B. Papeterie war geschlossen – Migros daneben verkaufte Papeterieartikel, Sitzgelegenheit der Take-aways in Skigebieten werden kurz vor Saisonende trotz bewährten Schutzkonzepten geschlossen, usw. usw.)

Fehler machen (learning by doing) ist in unserer Gesellschaft erlaubt. Aber wer einen Fehler macht, und ihn nicht korrigiert, macht einen zweiten...

Ruedi Auf der Maur, Cham