Kolumne
«Zuger Ansichten»: Lebenslanges Lernen – neue Idee für ein altes Konzept

Kantonsrat Tom Magnusson äussert sich zum System der Aus- und Weiterbildung.

Tom Magnusson, Kantonsrat FDP, Menzingen
Drucken
Tom Magnusson.

Tom Magnusson.

Bild: PD

Wir befinden uns in einer der grössten Krisen der modernen Schweiz, sicher der grössten, die ich in meinen noch nicht ganz 50 Jahren selber erlebt habe. Wir sind alle herausgefordert, persönlich, familiär, gesellschaftlich, wirtschaftlich. Ich wünsche uns allen viel Kraft und Mut sowie gute Ideen.

Neben vielen neuen Herausforderungen erleben wir auch, wie sich der Strukturwandel der Wirtschaft pandemiegetrieben beschleunigt. Wir kennen das Konzept des lebenslangen Lernens. Wissen und Techniken der Grundausbildung veralten schnell, Weiterbildung ist mindestens so wichtig geworden wie die erste Berufsbildung. Das klas­sische Modell «Ausbildung– Berufstätigkeit – Ruhestand» stimmt nicht mehr. Und gerade in unsicheren Zeiten sind Um- und Neuqualifizierungen umso nötiger. Aus liberaler Sicht verantwortet jeder Mensch seine Weiterbildung selber. Für einige, meistens hochqualifizierte Berufsgruppen funktioniert das auch gut. Und häufig trägt der Arbeitgeber einen Teil der Kosten.

Doch ein grosser und wachsender Teil der Arbeitstätigen hat mehr Mühe und weniger Unterstützung. In Anlehnung an eine Idee von Peter C. Meyer, emeritierter Professor an der Uni Zürich, könnte man versuchen, das System des lebenslangen Lernens neu aufzustellen: Die Allgemein- und Grundausbildung der ersten 12 Schuljahre finanziert der Staat wie bisher, also bis zum Mittelschul- oder Lehrabschluss. Für die anschliessende tertiäre Bildung erhält jeder Mensch ein «Bildungskonto» mit einem grosszügigen Guthaben, das bis zum Lebensende bei unterschiedlichsten Bildungseinrichtungen verwendet werden kann und soll. Mit dieser persönlichen Finanzierung würde auch die Privilegierung der Hochschulbildung ersetzt, alle Aus- und Weiterbildungsangebote wären finanziell gleichgestellt. Damit das funktioniert, sollten Berufsberatung und Coaching vermehrt über alle Altersgruppen angeboten werden. Wenn ältere Menschen qualifiziert und motiviert sind, länger als bisher erwerbstätig zu sein, hat das eine positive Wirkung auf die Beschäftigung, die Sicherung der zukünftigen Altersvorsorge und vor allem die persönliche Befindlichkeit.

Zu einer aktiven Teilnahme am Arbeitsleben trägt neben dem lebenslangen Lernen auch eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. Hier haben wir noch Handlungsbedarf. Die unterstützenden Strukturen hinken zum Teil dem gesellschaftlichen Wandel hinterher. Ich setze mich für familien- und schulergänzende Angebote und für eine faire Besteuerung ein. Von mir aus gerne so, wie es in jeder Gemeinde passt – sei das mit Mittagstischen, Aufgabenbetreuung, koordinierten Stundenplänen oder Tagesschulen, wo gewünscht. Dabei lassen erhöhte Betreuungsabzüge und Betreuungsgutscheine Strukturen dort entstehen, wo Eltern sie brauchen. Dem gesunden Menschenverstand der Eltern muss vertraut und die Bürokratie muss abgebaut werden. Private Lösungen sollen gefördert und nicht durch unnötige staatliche Reglementierung behindert werden. Auch hier brauchen wir persönliche Unterstützung, statt starre staatliche Vorgaben.

Schon bald werden wir im Zuger Kantonsrat über diese und weitere Themen sprechen, die uns helfen sollen, aus der Wirtschaftskrise zu kommen. Dabei bringe ich gerne meine liberalen und innovativen Standpunkte und Werte ein. Wir alle brauchen Kraft und Mut sowie gute Ideen. Wenn auch Sie Ideen haben, dann freue ich mich, von Ihnen zu hören!

In der Kolumne «Zuger Ansichten» äussern sich Kantonsrätinnen und Kantonsräte zu einem frei gewählten Thema. Ihre Meinung muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.