Kommentar «Chefsache»
Die Konditionen für Kitas müssen sich verbessern – das dient allen

Die Schliessung der Kita Schnäggehuus in Cham zeigt die akuten Probleme in der Branche. Die bisherigen Bemühungen reichen offensichtlich nicht aus.

Rahel Hug
Rahel Hug
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Neue Kitas schiessen in der Regel wie Pilze aus dem Boden. Dass eine Kita schliessen muss, kommt äusserst selten vor. Doch genau das passiert nun in Cham. Das «Schnäggehuus» macht per Ende April zu – der Grund: Personalmangel.

Für die Eltern der 40 Kinder ist das eine bittere Nachricht. Es dürfte nicht für alle leicht werden, innert dieser kurzen Zeit einen anderen Betreuungsplatz zu finden.

Es ist eine Schliessung mit Ansage. Dass sich der Fachkräftemangel in diesem Bereich zuspitzt, ist seit längerem bekannt. Ein Monitoringbericht des Kantons Zug zeigt auf, dass 2021 in rund einer von drei Einrichtungen mindestens eine Stelle nicht besetzt werden konnte.

Die Arbeit in Kitas ist streng. Und sie ist schlecht bezahlt, wenn man bedenkt, welch grosse Verantwortung die teils sehr jungen Mitarbeitenden tragen. Die Qualitätsansprüche sind hoch – zu Recht. Denn Eltern sollen ihre Kinder den Betreuungspersonen mit einem guten Gefühl übergeben können.

Seit Anfang 2022 müssen Zuger Kitas abgeschlossene Verträge für Praktika, die länger als sechs Monate dauern, beim Kanton zur Genehmigung einreichen. Damit will die Volkswirtschaftsdirektion den direkten Lehreinstieg fördern und verhindern, dass Praktikantinnen und Praktikanten ausgenutzt werden.

Das geht in die richtige Richtung. Aber reicht es auch? Kitas selbst sind in der Pflicht, ein wertschätzendes und motivierendes Klima für ihre Mitarbeitenden zu schaffen. Die Arbeit mit Kindern kann erfüllend sein – aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen.

Dafür ist in erster Linie die Politik gefordert. Denn die gesetzlichen Grundlagen bestimmen massgeblich mit, wie die Branche Personal rekrutieren – und halten – kann. Dazu gehört auch ein fairer Betreuungsschlüssel.

Der Nationalrat hat jüngst beschlossen, dass der Bund Eltern bis zu 20 Prozent an die Kosten der familienergänzenden Kinderbetreuung bezahlen soll.

Werden Väter und Mütter stärker unterstützt, wird die jetzt schon grosse Nachfrage noch zusätzlich steigen. Offensichtlich kann die Personalsituation mit diesem Wachstum nicht mithalten. Wollen wir qualitativ gute Angestellte, bedeutet das im Endeffekt, dass Kita-Plätze teurer werden.

Es muss darum noch mehr gehen in diesem Bereich. Denn letztlich geht es auch hier um Fachkräftemangel: Gibt es genügend Betreuungsplätze und in den Kitas eine stabile Personalsituation, ermöglicht dies gerade Frauen, im Beruf zu bleiben. Investitionen also, die sich lohnen.