Kolumne «Seitenblick»
Vom Snowboard auf den Schlitten

Redaktorin Rahel Hug über den Reiz – und die Tücken – des Schlittelns.

Rahel Hug
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Es war lange Zeit meine liebste Begleitung in der Wintersaison. Mein erstes eigenes Snowboard. In meinen jungen Jahren war Snowboarden sowieso total in. Als Kind der 90er-Jahre stand es für mich ausser Frage, dass ich nach den ersten Fahrversuchen auf den Ski bald aufs Brett wechseln wollte – um zu den Coolen auf der Piste zu gehören.

Heute ist Snowboarden nicht mehr in Mode. Auch für mich persönlich nicht mehr. Mein erstes Snowboard sollte mein letztes bleiben. Es tat lange Jahre seinen Dienst – bis ich mich eines Tages von ihm trennte. Ich war zur Erkenntnis gelangt, dass regelmässiges Wintersport-Treiben mir doch nicht so liegt. Immer diese Materialschlacht! Füsse, die man irgendwann vor Kälte kaum mehr spürt. Enge, klobige Schuhe. Und das Skiticket, das immer teurer wird. Ich wandte mich anderen Hobbys zu.

Was mir noch immer gefällt, ist Schlitteln. Gelegentlich. Man muss nicht allzu lange anreisen, braucht keine extra Schuhe, kann die Gefährte einfach mieten und nach ein, zwei Abfahrten ohne schlechtes Gewissen, das Billett nicht zu amortisieren, einkehren und sich aufwärmen.

Neulich auf einem Winterausflug mit Freunden. Wir freuen uns auf den gemeinsamen Schlittelplausch. Im Bähnli die grosse Frage: Schaffen wir es über den Nebel? Die Chancen stehen schlecht. In der Tat starten wir unsere Abfahrt unter garstigen Bedingungen: Eiseskälte, schlechte Sicht. Und eine Strecke, die es in sich hat.

Darauf bin ich nicht vorbereitet. Winterkleider, ja, die trage ich natürlich. Dazu aber nur etwas bessere Halbschuhe. Dünne Wollhandschuhe (ich war zu faul, um die richtig warmen aus dem Keller zu holen). Und anstatt einer Skibrille hatte ich – in der Hoffnung auf schönes Wetter – meine Sonnenbrille eingepackt. Dass auch mein Helm daheim geblieben war, traue ich mich an dieser Stelle fast nicht zu erwähnen.

Entsprechend vorsichtig nehme ich die Schlittelpiste in Angriff. Durch die Nebelsuppe und den pfeifenden Wind über abenteuerliche Hügel und scharfe Kurven. Immer mal wieder ein Rowdy im Rücken, der dann mit gefühlt 80 Stundenkilometern an mir vorbeirauscht.

Ich komme durchgefroren an der Talstation an. Und denke mir trotz allem: Was für ein Spass! Und fürs nächste Mal weiss ich wieder, was alles mitmuss. Den Kopfschutz, der mich in den guten alten Snowboard-Zeiten begleitet hat, habe ich zum Glück nicht weggegeben. Cool sieht er zwar heute nicht mehr aus, aber das ist egal.