Kolumne
Seitenblick: Maske weg, hui oder pfui?

Wie der Mund-Nasen-Schutz ganze Illusionen zunichtemachen kann.

Zoe Gwerder
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Die Maske. Vor einem Jahr hätten wir uns nicht im Traum vorstellen können, dereinst mit einem solchen Ding im Gesicht herum zu laufen. Wir kannten das Stück Filterpapier – oder aus was die Wegwerfdinger auch immer sind – nur von operierenden Ärzten. Meistens sogar nur aus Filmen.

Doch nun tragen wir sie. Oft täglich. Beim Einkauf, beim Zugfahren und inzwischen gar während der Büroarbeit am Pult – selbst wenn die nächste Arbeitskollegin im Grossraumbüro ganze zehn Meter entfernt sitzt.

Eine komische Seite hat das etwa 10 mal 20 Zentimeter grosse Ding. So geschehen vor einigen Wochen. Zu einer Zeit, in der bei ausreichend Abstand die Maske noch abgenommen werden durfte – auch im beruflichen Umfeld.

Da schaute mir am Morgen auf einem Bild eines Onlineportals ein attraktiver Mann mit Maske entgegen. Er hatte etwas von Richard Gere – genau, jener Mann, der damals im Film «Pretty Woman» Julia Roberts vom Strassenstrich wegholte. Mit dem ergrauten Haar an den Schläfen und seinen stolzen Augen. Doch da las ich mit Schrecken den Titel: Es war Ueli Maurer. Genau, der Herr Bundesrat. Nie wäre ich darauf gekommen, dass ich ihn je mit Richard Gere vergleichen könnte!

Der Verwirrtheit oder gar Verirrtheit nicht genug, stand ich am selben Tag bei einem Interviewtermin einem attraktiven Mann gegenüber. Gut angezogen, eine Frisur nach meinem Geschmack – ja, er schien ein gutes Bild abzugeben. Einen positiven ersten Eindruck. Seine sehr zuvorkommende Art und sein freundliches Wesen vervollständigten das perfekte Bild.

Doch Sie ahnen es: Nach einem kurzen Rundgang ging es in sein Büro, wo wir dank ausreichend Abstand die Mund-Nasen-Bedeckung abziehen konnten. Tja, er hätte sie besser aufgelassen. Meine Irritation hielt das ganze Interview an. Die Nase und die Zähne – sie passten dermassen nicht zu seinem übrigen Erscheinen.

Natürlich kann der Mann nichts für sein Aussehen. Hätte ich ihn ohne Maske kennen gelernt, wären mir wohl weder Nase noch Zähne aufgefallen. Doch nach einem ersten Eindruck mit Maske kann einen der zweite ohne Maske glatt umhauen.