Drucken Sie noch oder lesen Sie schon digital? Eine Frage, die die Generationen trennt, wie Redaktorin Carmen Rogenmoser herausgefunden haben will.
Lesen Sie die Zeitung noch so richtig, in Papierform ausgebreitet auf einem Tisch? Vielleicht mögen Sie ja das Geraschel beim Umblättern. Oder sind Sie umgestiegen auf das E-Paper oder die Online-Version? Das ist übersichtlicher und praktisch.
Ich persönlich gehöre zum Team Papier. Das betrifft nicht nur das Zeitunglesen. Ab und zu kommt es vor, dass ich tatsächlich ein Dokument, eine Nachricht oder einen Artikel aus dem Archiv ausdrucke. Ich glaube, strukturierter arbeiten zu können, wenn ich das benötigte Schreiben vor mir habe. Es könnte aber auch nur reine Gewohnheit sein. Denn mir ist aufgefallen, dass sich das Verhalten am und um den Drucker in den letzten Jahren grundlegend verändert hat.
Gab es früher – vor etwa fünf, sechs Jahren – regelmässig Staus vor dem Gerät, sind die Druckenden heute in der Minderheit. Meinen Beobachtungen zufolge gibt es eine klare Altersgrenze: Ü30 druckt, U30 arbeitet digital.
Es kommt vor, dass der Drucker heute so lange Ruhepausen hat, dass er in einen Tiefschlaf fällt. Will man dann doch etwas drucken, dauert es gefühlt Stunden, die man untätig vor dem Apparat steht, bis er wieder wach und einsatzfähig ist. Er macht dabei einen Heidenkrach, sodass alle anderen auch mitbekommen, dass jetzt dann gleich gedruckt wird beziehungsweise jemand aus einer anderen Generation am Werk ist.
Zu welcher Generation man gehört, ist auch an den Arbeitsplätzen ersichtlich: Stapeln sich hier Papierberge, sorgfältig sortierte Plastikmäppchen, Notizblöcke und Kugelschreiber, machen andere Tische einen fast verlassenen Eindruck. Das täuscht natürlich. Den besagten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aufgewachsen als «Digital Natives», reichen halt einfach Kabel, Laptop und Headset.
Ich allerdings kann mich noch an eine Zeit ohne Computer und Smartphone, dafür mit fünfstelligen Telefonnummern und klasseninternen Telefonketten erinnern. Die Vorteile der Digitalisierung schätze ich trotzdem. Auf das Drucken versuche ich möglichst zu verzichten und die Zeitung lese ich meist in digitaler Form. Am Wochenende allerdings, da blättere ich sie Seite für Seite um. Zum Schluss löse ich ganz analog mit Kugelschreiber das Kreuzworträtsel – das Smartphone in Griffnähe, damit ich auch wirklich alle Felder ausfüllen kann.