Der Kanton will gegen den Fachkräftemangel vorgehen. Per August 2020 soll eine Höhere Fachschule für Informatik und Elektronik am GIBZ geschaffen werden. Das letzte Wort hat der Kantonsrat.
Gesamtschweizerisch herrscht schon seit Jahren ein Fachkräftemangel. Deutlich verschärft hat sich die Lage in letzter Zeit in den Ingenieur-, Elektrotechnik-, Elektronik-, Technik- und Informatikberufen. «Insbesondere bei den Informatikberufen kann heute ein ausgeprägter Fachkräftebedarf festgestellt werden. Die Arbeitslosigkeit ist in diesen Berufen tief und die Quote der offenen Stellen rund dreimal höher als im gesamtwirtschaftlichen Vergleich.» Dies steht im Bericht und Antrag des Regierungsrates zur Schaffung einer Höheren Fachschule Informatik und Elektronik am Gewerblich-industriellen Bildungszentrum Zug (GIBZ).
Der Fachkräftemangel – besonders im ICT-Bereich bei Informations- und Kommunikationstechnologien – sei auch im Wirtschaftsraum Zug ein grosses Problem. Aus diesem Grund will der Regierungsrat auf Beginn des Schuljahres 2020 eine Höhere Fachschule Informatik und Elektronik (HFIE) schaffen, wie es auch seinen Legislaturzielen 2019 bis 2022 entspricht. Das GIBZ plant die Lancierung der HFIE in den bestehenden Räumlichkeiten. Angeboten werden sollen die drei Fachbereiche Systemtechnik, Applikationsentwicklung und Elektronik/Digitalisierung.
Das HF-Studium kann ab August 2020 berufsbegleitend oder im Vollzeitstudium absolviert werden. Vollzeitliche Bildungsgänge dauern mindestens zwei Jahre, berufsbegleitende mindestens drei. Im Gegensatz zu den Fachhochschulen seien die HF-Bildungsgänge inhaltlich auf ein engeres Fachgebiet fokussiert und weniger wissenschaftlich ausgestaltet, heisst es im Bericht des Regierungsrates weiter. Wissenschaftlich interessierte HF-Absolventen können nach ihrem Abschluss in die Hochschulstufe wechseln. «Dies entspricht der anvisierten Synergie mit der Fachhochschule Informatik in Rotkreuz», schreibt der Regierungsrat.
Mit der Schaffung einer Höheren Fachschule Informatik und Elektronik wird im Kanton Zug zudem eine Lücke geschlossen. Denn für Lernende, die keine Berufsmaturität abgeschlossen haben, fehlte bisher eine weiterführende und umfassende Weiterbildung auf der HF-Stufe in den Fachbereichen Informatik und Elektronik. Mit der neuen HFIE in Zug können Berufsleute mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis oder einer anderen gleichwertigen Qualifikation einen eidgenössisch anerkannten Abschluss auf der Tertiärstufe erwerben.
«Das Angebot richtet sich an Berufsabgänger ohne Berufsmaturität, die sich in ihrem Fachgebiet zusätzliche theoretische und praktische Kenntnisse aneignen möchten», konkretisiert Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut. Denn der Kanton Zug sei bekannt für seine hochstehenden Ausbildungsangebote der technischen Berufe und der begleitenden Berufsmaturität.
Mit der Schaffung der Höheren Fachschule am GIBZ leiste der Kanton Zug einen weiteren wichtigen Beitrag zur langfristigen Linderung des Fachkräftemangels, ist Thalmann-Gut überzeugt. Das Fehlen adäquat ausgebildeter Mitarbeiter sei kein temporäres Phänomen, sondern vielmehr Ausdruck eines Strukturwandels, der sich nicht auf eine bestimmte Region beschränke.
Für den Aufbau Höheren Fachschule am GIBZ rechnet der Kanton Zug mit einem Initialaufwand von 90 000 Franken. Geplant ist, dass pro Lehrgang eine Klasse von 24 bis 30 Studierenden geführt wird. Somit könnte das GIBZ mit seinen Mitbewerbern in der Zentralschweiz, im Aargau und in Zürich pro Jahr 140 Applikationsentwickler, 120 Systemtechniker sowie 100 Elektroniker auf den Markt bringen. Läuft alles nach Plan, wird die Zuger HFIE im Jahr 2023 die ersten diplomierten HF-Absolventen in den Arbeitsmarkt entlassen können.
An der Kantonsratssitzung vom kommenden Donnerstag wird das Geschäft an die Bildungskommission überwiesen, die dann entsprechend Empfehlungen abgeben wird. Danach wird der Kantonsrat über die notwendige Änderung des Einführungsgesetzes zu den Bundesgesetzen über die Berufsbildung und Fachhochschulen beraten. Dies dürfte jedoch eine reine Formsache sein, ist die Lancierung einer HF für Informatik und Elektronik am GIBZ doch als Legislaturziel des Regierungsrates quasi schon beschlossene Sache.