Gesellschaft
Gewalt an Bahnhöfen: Weshalb hält die Zuger Polizei die Zahlen geheim?

Die Gewalt an Bahnhöfen nimmt in vielen Schweizer Städten zu. Auch in den Nachbarkantonen Zugs. Nur: Wie sich das Bild in Zug präsentiert, ist nicht bekannt. Die SVP im Kantonsrat will nun Zahlen sehen.

Harry Ziegler
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Schweizweit nimmt die Gewalt an Bahnhöfen zu. Wie die Situation im Kanton Zug aussieht, ist derweil nicht bekannt.

Schweizweit nimmt die Gewalt an Bahnhöfen zu. Wie die Situation im Kanton Zug aussieht, ist derweil nicht bekannt.

Symbolbild: Christof Borner-Keller

Geheimniskrämerei bei der Zuger Polizei? Zum Thema Gewalt an Bahnhöfen verweigerte das hiesige Korps die Herausgabe entsprechender Zahlen durch das Bundesamt für Statistik an unsere Zeitung. Auch auf Nachfrage wurde diese Weigerung nicht begründet. Nun schaltet sich die Politik ein.

Die SVP-Fraktion im Kantonsrat will in einer Interpellation wissen, was der Grund für die Geheimhaltung sei. Eine diesbezügliche Anfrage des Fraktionspräsidenten nach Erscheinen des Artikels an die zuständige Regierungsrätin sei unbeantwortet geblieben.

Wie steht es um die Sicherheit?

Das Bundesamt für Statistik hat auf Anfrage unserer Zeitung eine Spezialauswertung der Kriminalstatistik durchgeführt und alle Gewaltstraftaten mit Tatort Bahnhof herausgefiltert. Dazu gehörten zwei Dutzend Delikte von Drohung bis Mord. Die Grundlage der Statistik bildeten die Strafanzeigen, welche die Kantonspolizeien erfassen.

Der Trend ist klar: Die Gewalt an Bahnhöfen steige schweizweit seit fünf Jahren kontinuierlich an und habe im vergangenen Jahr einen neuen Höchstwert erreicht. Mehr als 2000 Gewaltstraftaten mit Tatort Bahnhof wurden erfasst. «Jeden Tag kommt es in der Schweiz zu fünf Gewaltdelikten an Bahnhöfen – 40 Prozent mehr als vor fünf Jahren», heisst es im Artikel.

Die SVP-Fraktion im Zuger Kantonsrat will nun wissen, wie es um die Sicherheit an den Zuger Bahnhöfen steht. Sie stellt dem Regierungsrat dazu verschiedene Fragen:

  1. Wie beurteilt die Zuger Polizei diese Statistik, wie geht sie mit dieser Situation und der Entwicklung um?
  2. Was unternimmt die Zuger Polizei aktuell für die Sicherheit an den Zuger Bahnhöfen?
  3. Wie sieht die Entwicklung der Gewaltdelikte über die letzten fünf Jahre an den Bahnhöfen im Kanton Zug konkret aus?
  4. Welche Arten von Gewaltdelikten wurden verübt und in welcher Anzahl? Wie alt waren die Täter? Waren die Täter im Kanton Zug wohnhaft?
  5. Wie gross ist der Ausländeranteil der Gewaltstraftaten im Kanton Zug generell und bezüglich Gewaltdelikten an Bahnhöfen – und wie hat sich jener über die letzten fünf Jahre entwickelt?
  6. Wie ist die Haltung zum Thema Überwachungskameras an Bahnhöfen und an welchen Zuger Bahnhöfen werden Überwachungskameras bereits eingesetzt?
  7. Welche Erfahrungen wurden bisher mit Überwachungskameras an Zuger Bahnhöfen gemacht? Ist ein klarer Nutzen erkennbar?
  8. Welche weiteren Massnahmen sind geplant, um einen möglichst hohen Grad an Sicherheit an den Zuger Bahnhöfen in Zukunft zu erreichen?
  9. Gibt es neben Bahnhöfen andere «Gewalt-Hotspots» im Kanton Zug? Falls ja, wo sind diese – und was unternimmt die Zuger Polizei dagegen?

Für die SVP-Fraktion geht der Anstieg der Gewalt an Bahnhöfen «nachweislich auf Ausländer zurück. Dieser erhöhte sich gemäss Zeitung um 6 Prozent.» Die Statistiken der abgebildeten Städte – aufgrund des Vetos der Zuger Polizei wurden nur 9 statt 10 Städte abgebildet – seien besorgniserregend.

Genau die nun von der Zuger Polizei verweigerten Zahlen seien «ein wichtiges Werkzeug und dienen als Indikator, um die Sicherheit zu verbessern oder auch um politische Massnahmen zu ergreifen». Eine erste politische Massnahme hat die SVP-Fraktion nun ergriffen.