Eine gute Basis für die Entwicklung von Hünenberg

Rahel Hug zur Abstimmung über den Bebauungsplan Maihölzli.

Rahel Hug
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Rahel Hug, Stv. Chefredaktorin

Rahel Hug, Stv. Chefredaktorin

Wer heute der Chamerstrasse entlang durch das Hünenberger Dorfzentrum spaziert, trifft eine beschauliche Situation an. Das Gasthaus Degen sowie die Überbauung mit der Gemeindeverwaltung strahlen eine dörfliche Atmosphäre aus, die gedeckte Verbindung zwischen Dorfgässli und Chamerstrasse dient als Begegnungsort. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite fehlt ein solcher. Der Dorfplatz ist selten belebt, neben der katholischen Kirche und dem Zentrum «Heinrich von Hünenberg» fehlt es an identitätsstiftenden Gebäuden, und der grosse Parkplatz hat etwas eher Tristes.

Das soll sich ändern – mit dem Bebauungsplan Maihölzli, der am 24. September zur Abstimmung kommt. Mit einer neuen Überbauung wollen die Investorin Jego AG, die Einwohnergemeinde und die katholische Kirchgemeinde das Dorfzentrum aufwerten. In insgesamt fünf Gebäuden sollen Wohnungen, Dienstleistungsflächen, Büros und eine Migros-Filiale unterkommen. Damit wollen die Beteiligten auch dem Wunsch der Hünenbergerinnen und Hünenberger nach mehr Einkaufsmöglichkeiten im Dorf entsprechen. Jene zwei Gebäude, die sich nördlich des Maihölzliwegs und damit auf Gemeindeland befinden, sollen erst in einer zweiten Etappe gebaut werden. Damit das geplante Richtprojekt umgesetzt werden kann, ist auch eine Teilrevision des Zonenplans und der Bauordnung nötig. Die neue Überbauung wird nur realisiert, wenn die Stimmberechtigten beide Abstimmungsfragen mit Ja beantworten.

Bereits seit geraumer Zeit befasst sich der Gemeinderat mit der Zentrumsentwicklung. Dass verschiedene Beteiligte mitreden, ist mit ein Grund für die lange und komplexe Planungsphase, die hinter dem nun vorliegenden Projekt liegt. Die unterschiedlichen Ansprüche einer privaten Generalunternehmung, der öffentlichen Hand und der Kirche unter einen Hut zu bringen, ist eine grosse Herausforderung. Gleichzeitig bietet das Projekt die einmalige Chance, im Herzen des Dorfs eine Überbauung zu realisieren, die der Gemeinde nicht nur ein neues, modernes Gesicht verleiht, sondern auch eine zusammenhängende Achse im Zentrum schafft und damit zum Verweilen einlädt.

Projekte dieser Dimension rufen in der Regel auch Kritiker auf den Plan. Das ist beim Bebauungsplan Maihölzli nicht anders. Den Knackpunkt bildet in diesem Fall der preisgünstige Wohnraum. Bereits im Rahmen der öffentlichen Auflage in diesem Frühjahr forderte das Grüne Forum einen minimalen Anteil an Alters- und preisgünstigen Wohnungen. Daraufhin beschloss der Gemeinderat eine Anpassung. Er setzte im Reglement fest, dass von den Wohnungen der Kirchgemeinde mindestens 50 Prozent und von den Wohnungen der Einwohnergemeinde mindestens 30 Prozent preisgünstig sein müssen. Für die beiden Gebäude der Jego AG gibt es diesbezüglich keine Auflagen. Dem Grünen Forum gehen die Bestimmungen zu wenig weit. Der durch die Umzonung geschaffene Mehrwert solle auch der Öffentlichkeit zugutekommen, argumentiert die Ortspartei. Und diese Verpflichtung müsse auch für die private Grundeigentümerschaft gelten. Der Gemeinderat hält dagegen, dass der Mehrwert der Umzonung zu einem grossen Teil bei der Kirch- und der Einwohnergemeinde anfalle. Ausserdem sei die Jego AG verpflichtet, ein öffentliches Parkhaus zu erstellen, und von der Publikumsnutzung auf der Fläche der Investorin profitiere die Allgemeinheit.

Es ist gut, dass die in der Exekutive nicht vertretene linke Ortspartei dem Gemeinderat genau auf die Finger schaut. Denn erst aufgrund der Einwendung hat er sich überhaupt vertieft mit dem Thema preisgünstiger Wohnraum auseinandergesetzt. Eine Bestimmung dazu darf in einem Bebauungsplan dieser Grösse nicht fehlen – vor allem in einem Dorf, das sich gerne als Familiengemeinde bezeichnet. Die Politik muss in diesem Bereich Verantwortung übernehmen und den schönen Worten auch Taten folgen lassen. Zu Recht legt jedoch der Gemeinderat dar, dass der Planungsstand für die zweite Bauetappe mit den gemeindlichen Gebäuden noch zu wenig weit fortgeschritten sei, um über die detaillierte Nutzung zu diskutieren. Deshalb sind zum jetzigen Zeitpunkt auch noch keine konkreten Aussagen zum Bau von Alterswohnungen möglich.

Beim Bebauungsplan Maihölzli handelt es sich um ein sorgfältig ausgearbeitetes Planungsinstrument, das nach der öffentlichen Auflage noch verfeinert wurde. Der Gemeinderat hat Einsicht gezeigt und nebst den Bestimmungen zum preisgünstigen Wohnraum auch andere Anregungen aufgenommen. So wurde etwa die östlich gelegene Baute verschoben, um mehr Distanz zum Waldfriedhof zu schaffen. In der langen Planungsphase hat sich der Gemeinderat dort eingebracht, wo er kann, und dabei das Beste herausgeholt. Der nun vorliegende Bebauungsplan bildet eine gute Basis für die weitere Entwicklung von Hünenberg.

Wird die zweite Etappe dereinst gebaut, ist es am Gemeinderat, der Bevölkerung zu beweisen, dass er es mit dem preisgünstigen Wohnraum ernst meint. Dies, indem er etwas mehr als nur das aktuell vorgesehene Minimum realisiert.

Rahel Hug

Stv. Chefredaktorin

rahel.hug@zugerzeitung.ch