Ein dreifaches Jubiläum steht bei den Freisinnigen vor der Tür: «300 Jahre FDP Zug». Birgitt Siegrist, Geschäftsführerin der FDP Zug, sagt im Interview, was die Partei von den anderen unterscheidet.
Die FDP Zug feiert kommenden Samstag ein grosses Jubiläum: 120 Jahre FDP Kanton Zug, 120 Jahre FDP Stadt Zug und 60 Jahre FDP Frauen. Zählt man die Jubiläen zusammen, so feiern die Freisinnigen «300 Jahre FDP Zug». Birgitt Siegrist ist seit sieben Jahren Geschäftsführerin der Kantonalpartei. Die Stadtzugerin präsidiert die FDP Frauen Zug und ist Vorstandsmitglied der FDP Frauen Schweiz. Die 54-Jährige arbeitet als Departementsassistentin im Baudepartement der Stadt Zug, hat zwei Söhne und ist seit ungefähr 25 Jahren politisch aktiv.
Birgitt Siegrist, haben Sie überhaupt Zeit für Politik?
Es ist zwar nicht einfach, Familie, Beruf und Politik unter einen Hut zu bekommen, aber mittlerweile sind meine Söhne erwachsen und sehr selbstständig. So kann ich mich noch mehr als früher in die Politik stürzen. Denn wenn ich mich für etwas engagiere, will ich es auch richtig machen. Neben meinen verschiedenen Ämtern kandidiere ich nun für den Kantonsrat. Die FDP Stadt Zug hat eine sehr starke Liste und ob es für mich persönlich reicht, werden wir sehen.
Warum politisieren Sie eigentlich für die FDP?
Ich bin in einem kleinen Familienunternehmen aufgewachsen und meine politische Einstellung war immer schon vom liberalen Gedankengut geprägt. Für mich ist die FDP die richtige Partei, da sie keine extremen Positionen einnimmt. Ein wichtiger Aspekt ist, dass sie die Schaffung von Arbeitsplätzen im Fokus hat. Neben der Gesundheit ist für den Menschen nichts so wichtig, wie Arbeit zu haben, daraus bezieht man neben einem Einkommen auch Anerkennung und Struktur.
Die FDP Zug ist bereits 120 Jahre alt: Wie hat sich der Kanton verändert?
Die Ansiedlung von internationalen Unternehmen, der enorme wirtschaftliche Erfolg und damit einhergehend der Zuzug von Menschen aus dem In- und Ausland haben sicher die grössten Veränderungen für die Bevölkerung gebracht. Zug ist ein äusserst attraktiver Kanton mit vielen Arbeitsplätzen.
Wie reagiert die Partei auf diese Veränderungen?
Wir haben bei der Festlegung unserer Kernthemen neben den klassischen Wirtschafts- und Finanzthemen auch den Fokus auf Bildung und Arbeit sowie Raumplanung und Mobilität gelegt. Hier liegen die Herausforderungen für die Zukunft.
Sind das für Sie die wichtigsten Themen, welche die FDP Zug in Zukunft angehen muss?
Ja, Themen wie Zuzug, Wachstum, Verdichtung, Raumplanung und Mobilität werden immer wichtiger. Sie brennen den Leuten unter Nägeln, das haben wir in Fragebögen und Gesprächen mit der Bevölkerung erfahren. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit diesen Themen.
Diese Themen sprechen viele Bürger an: Ist es heute einfacher für die FDP, Mitglieder zu gewinnen?
Nein, ich denke, früher war es einfacher als heute – denn das Dreigespann Beruf, Militär und Politik gehörte zusammen. Das ist nicht mehr so ausgeprägt. Aber wir nehmen wieder ein stark gestiegenes Interesse an der Partei wahr. Im Gespräch mit Neumitgliedern stellen wir fest, dass sie deshalb die FDP ausgewählt haben, weil sie keine Polpartei ist. Der Liberalismus steht in erster Linie für Freiheit, für Selbstbestimmtheit, und das spricht auch immer mehr junge Leute an.
Gab es in Zug auch schwierige Jahre für die FDP?
Die schwierigen Jahre sind noch gar nicht so lange her. Eine Zeit lang war es nicht so opportun, sich als FDPler auszugeben, was in erster Linie in Verbindung mit der Bankenkrise und dem Gebaren einzelner Top-Manager zu sehen ist. Man zielte dann auf die FDP, weil sie die Partei der Wirtschaft ist. Das Bild hat sich in den letzten Jahren wieder stark gewandelt und es wird anerkannt, dass es eine starke Wirtschaft für unser aller Wohlstand braucht. Die Partei ist im Aufwind, hat in vielen Kantonen zulegen können und liegt mit ihren Positionen bei den Eidgenössischen Abstimmungen ganz auf Linie der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger.
Sie sagen, die Partei sei im Aufwind. Was unterscheidet die FDP von anderen Parteien?
Die klare Unterscheidung sehe ich in der grundsätzlichen Einstellung dem Menschen gegenüber. Das liberale Menschenbild ist sehr realistisch. Es geht nicht von einem Ideal aus, sondern anerkennt, dass Menschen verschieden sind und sich auch verschieden entwickeln wollen.
Sie haben es schon erwähnt, die Wahlen stehen vor der Tür: Kauen Sie noch daran, dass die FDP nicht mit einer Frau um einen Sitz im Regierungsrat kämpft?
Es ist sehr schade, dass es nicht geklappt hat, aber ich persönlich kaue nie lange an etwas herum, denn ich schaue immer nach vorne. Das Leben findet in der Zukunft statt. Aus der Vergangenheit muss man jedoch seine Lehren ziehen.
Was heisst das konkret?
Zum Beispiel haben wir hier wieder lernen können, dass man besser mobilisieren muss. Wir haben einige sehr gute Kandidatinnen für den Gemeinderat, das Gemeindepräsidium, den Stadtrat und den Kantonsrat. Der Aufbau für künftige Kandidaturen findet nun statt. Je grösser mit der Zeit der Kandidatinnen-Pool wird, umso grösser werden auch die Chancen, Frauen in die höchsten politischen Ämter zu bringen und damit auch dort den gewünschten gemischten Teams näher zu kommen.
Hinweis
Die FDP Zug feiert am 9. Juni von 10 bis 14 Uhr auf dem Landsgemeindeplatz in Zug ihr «300-Jahr-Jubiläum».