Den Landwirten machen die hohen Temperaturen zu schaffen: Sie wirken sich negativ auf die Menge und Qualität ihres Grases aus. Für die Fische hingegen ist die Situation noch nicht kritisch.
«Seit der letzten Woche wächst das Gras langsamer und unregelmässiger», sagt Ueli Staub vom Zuger Bauernverband. Eine ganze Woche lang stieg das Thermometer jeden Tag bis auf 30 Grad oder mehr. Bis vor der Hitzewelle seien die Felder prächtig gediehen – mittlerweile ist das Gras aber weniger grün und saftig.
Um die Kühe vor den warmen Temperaturen zu schützen, haben die Landwirte verschiedene Massnahmen getroffen. Beispielsweise lässt Staub sein Vieh tagsüber im Stall und lässt es erst in der milderen Nacht nach draussen. Viele Betriebe verwenden zudem Grossraumlüfter, damit die Luft im Stall möglichst oft ausgetauscht wird und nicht stehen bleibt. Zusätzlich verteilen in gewissen Ställen Sprinkleranlagen eine kühlende Wasserwolke über den Kühen.
Der letzte Sommer ist den Zuger Bauern noch immer in schlechter Erinnerung. Aufgrund der Ernteausfälle stieg der Heupreis stark. Dies wiederum führte dazu, dass etliche Höfe ihr Vieh früher als geplant schlachten mussten, was mit finanziellen Einbussen verbunden war. Gleichzeitig wurde das Wasser so knapp, dass sogar Tanklastwagen eingesetzt wurden.
Wenn das Wetter diesen Sommer weiterhin heiss und trocken bleibt, wünscht sich Staub unbürokratische Lösungen von Behörden und den verschiedenen Qualitätslabels. Als Beispiel nennt er das Siegel «Raus» (regelmässiger Auslauf im Freien), das von den Bauern verlangt, ihre Kühe draussen zu füttern. Im Falle einer weiteren Hitzewelle müssen die Landwirte ihre Kühe jedoch im Stall mit Futter versorgen, welches eigentlich für den Winter angelegt wird. Dies erfordert eine Bewilligung seitens des Labels. Bis jetzt blieben die Landwirte in diesem Jahr von solch einer Situation glücklicherweise verschont. «Wir sind erleichtert über die weniger heissen Prognosen für diese Woche», sagt Staub. Ausserdem sei noch genügend Wasser vorhanden.
Nicht nur die Bauern, sondern auch die Fischer verfolgen das Wetter gespannt. Sie machen sich weniger um die Bestände in den Seen Sorgen, als um diese in den seichteren Flüssen und Bächen. Denn dort können die Fische nicht in die kühle Tiefe flüchten. In den Seen herrscht ab zirka 30 Meter Tiefe eine konstante Temperatur von vier Grad. Die Fliessgewässer, vor allem kleinere Flüsse und Bäche, wirken also für die Fische wie ein heisses Gefängnis. Gewisse Arten sind übrigens sehr wählerisch: Der Zuger Rötel oder die Bachforelle mögen es lieber kalt – andere, wie die Schleie oder der Karpfen, haben es lieber wohlig warm.
Laut Fischereiaufseher Felix Ammann gibt es dieses Jahr noch keine Probleme durch die Hitze. Kritisch werde es erst, wenn die Bäche weniger Wasser führten, und die Wassertemperatur auf über 24 Grad klettern würde, da dann der Sauerstoffgehalt für die Fische zu niedrig wäre. In solch einem Fall ordnet Ammann, wie bereits 2018, ein Notabfischen an. Ein sogenanntes Elektrofanggerät betäubt dabei die Fische, die sich auf diese Weise leicht mit dem Netz einfangen lassen. Anschliessend transportieren Helfer sie in ein sauerstoffreicheres Gewässer wie die Alte Lorze. Bis jetzt sei es aber noch nicht so trocken gewesen wie im vergangenen Jahr, sagt Ammann.
Laut Meteo Schweiz ist während den nächsten Tagen in Zug mit weniger heissen Temperaturen zu rechen. Bei bewölktem Himmel werden meistens weniger als 30 Grad erreicht. Ausserdem werden Mitte und Ende Woche Gewitter vorausgesagt. Die Kühe und Fische wird es freuen. Die Bauern und Angler ebenso.