Chromblitzende Leidenschaft in Zug

Der «Oldtimer Sunday Morning» auf dem Stierenmarktareal feiert das 20-jährige Bestehen.

Vanessa Varisco
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Robert Hümbeli mit seinem Alfa Romeo Spider bei den Stierenstallungen in Zug. (Bild: Maria Schmid, 30. Juli 2019)

Robert Hümbeli mit seinem Alfa Romeo Spider bei den Stierenstallungen in Zug. (Bild: Maria Schmid, 30. Juli 2019)

Gurgelnde Motoren, Lackierungen in allen Farben und glänzende Stossstangen: All das gibt es am «Oldtimer Sunday Morning Treffen» (OSMT) jeweils zu bestaunen. Der Anlass, welcher in Sommermonaten am ersten Sonntag des Monats stattfindet, gehört seit langer Zeit zum festen Programm vieler Oldtimerfans und lockt jeweils zahlreiche Fahrzeuge und Besucher an.

Angefangen hat aber alles im kleinen Rahmen: Am 16. April 1999 fiel der Startschuss mit gerade mal sechs Fahrzeugen. Zu jener Zeit fand das Treffen noch in der Kollermühle in Zug statt. «Die Idee damals war, dass sich Oldtimerfans treffen, gemeinsam eine Ausfahrt unternehmen und ein Mittagessen geniessen», erinnert sich Robert Hümbeli aus Cham. Er ist seit langer Zeit fester Bestandteil des Treffens. In den frühen Jahren war er nur als Teilnehmer mit von der Partie, 2001 hat er das Marketing für den Anlass übernommen und seit 2007 ist er alleiniger Organisator.

Das Treffen wurde immer grösser und grösser

Heuer feiert der Anlass seinen 20-jähriges Bestehen. «In dieser Zeit ist viel passiert», weiss Hümbeli. Vor allem die Dimensionen des Treffens haben sich verändert: Denn bald wurde das Areal in der Kollerhalle zu klein, weshalb die Veranstaltung auf das Siemensareal verlegt wurde. Rund 300 Parkplätze standen dort zur Verfügung. Da die Faszination Oldtimer über die Jahre stetig wuchs, war auch bald das Potenzial dort ausgeschöpft. Weshalb das OSMT seit 2010 in den Stierenstallungen ausgetragen wird. Der Teilnehmerrekord auf diesem Gelände liegt bei 1500 Fahrzeugen. «Mehr geht aber auch nicht», erklärt Hümbeli und lacht. Als Oldtimer zählt übrigens ein Fahrzeug, das mindestens 30 Jahre alt ist.

Der finanzielle und organisatorische Aufwand sind durch diesen Standortwechsel natürlich gewachsen. Während die Parkplätze auf dem Siemensareal gratis zur Verfügung standen und der einzige Beitrag darin bestand, dass die Getränke von der dort ansässigen Kantine bezogen werden sollten, musste ab 2010 Miete für den Stierenmarkt bezahlt werden. Der finanzielle Aufwand liess sich aber gut stemmen – die Festwirtschaft war an den Sonntagen bald gut besetzt.

Hinzu kommen die Einnahmen durch die Oldtimer: Für einen einmaligen Eintritt bezahlt ein Fahrer einen Fünfliber, mit einer Gönnerplakette kann er an mehreren Sonntagen einfahren. «Seit der Anlass in die Stierenstallungen verlegt wurde, kam auch der «Event im Event» hinzu», erzählt der Oldtimerliebhaber. Neben der markenunabhängigen Ausstellung wurden so Schwerpunkte gelegt: So präsentierten sich etwa besonders viele Fiats zum 120-jährigen Jubiläum der Marke. Oder unter dem Motto Herby fuhren VW Käfer in allen Formen und Farben ein. «Ein echter Hingucker», findet der Organisator.

Und gerade solche Schwerpunktausstellungen hätten auch immer mehr Besucher angelockt. Sogar Gäste aus Deutschland, Italien oder Österreich reisen jeweils an. Inzwischen ist das OSMT das grösste markenunabhängige Treffen der Schweiz. Der Chamer plant die Treffen jeweils ein Jahr im Voraus. «Die Organisation der Treffen ist aufwendig und muss wohl durchdacht sein. Im Sommer ist es wohl ein 70-Prozent-Pensum», rechnet er vor. Da er selbstständig ist, könne er sich seine Zeit aber gut einteilen. «Die ganze Familie ist begeistert von alten Fahrzeugen», versichert er. So kämen seine Kinder auch auf die zweitägigen Ausfahrten mit, welche er jeweils organisiert.

Weniger Hektik dank Oldtimern

Oldtimer sind eine Faszination für sich. Robert Hümbeli, den die Leidenschaft zum Auto schon in jungen Jahren gepackt hat, weiss auch, woher sie rührt: «Die Autos erinnern an alte Zeiten. Mit ihnen kann man in Erinnerungen schwelgen.» Doch nicht nur die ältere Generation ist fasziniert von den historischen Gefährten, auch Junge finden vermehrt Gefallen daran. Was wohl unter anderem daran liege, dass alles weitaus weniger hektisch und gemächlicher sei. Auf einer Ausfahrt muss ab und an wohl auch eher ein Zwischenstopp eingelegt werden, da der Motor schneller heiss wird und eine kurze Pause zur Abkühlung benötigt. «Einfach eine friedliche Gesellschaft, die an den Treffen zusammenkommt oder miteinander eine Ausfahrt unternimmt», sagt er.

Hümbeli selber besitzt zwei Fahrzeuge: Einen Alfa Romeo Spider und einen Triumph Spitfire, die er hegt und pflegt. Denn, dass ein Oldtimer viel Pflege braucht, ist schliesslich kein Geheimnis. Und man plant mit solch einem Wagen auch eine andere Route. «Autobahnen werden gemieden, stattdessen legt man sich eine schöne Route zurecht über wenig befahrene Strassen», weiss Hümbeli aus Erfahrung – schliesslich organisiert er seit zehn Jahren mehrere Ausfahrten jährlich im Zusammenhang mit dem Treffen. «Mit einem Oldtimer wird alles ein wenig entschleunigt. Und eine Fahrt ist wirklich erholsam», resümiert er.

Dieses Wochenende findet am Samstag ab 10 Uhr ein internationales Mustang- und Shelby-Treffen statt. Am Sonntag findet das OSMT wie gewöhnlich statt. Mehr Infos gibt es unter: www.osmt.ch.