Aufgrund einer Analyse der Steuerdaten von Chamer Familien hat die Gemeinde die Betreuungsgutscheine für Kitas angepasst. Sparen will sie damit aber nicht.
Andrea Muff
Die Gemeinde Cham hat per 1. Januar 2016 Betreuungsgutscheine für Kindertagesstätten (Kitas) eingeführt. Aufgrund einer Analyse aktueller Steuerdaten von Chamer Familien wird die Ausgabe von Betreuungsgutscheinen erstmals angepasst. «Der Fokus der Analyse lag auf dem effektiven Einkommen, welches den Familien zur Verfügung steht, und wie die Betreuungsgutscheine darauf wirken», erklärt Christine Blättler-Müller (CVP), Sozialvorsteherin.
Per 1. August wird die Obergrenze von bislang 120 000 Franken massgebenden Einkommens auf 90 000 Franken gesetzt. «Dabei muss beachtet werden, dass sich das ‹massgebende Einkommen› am steuerbaren Einkommen und nicht am Brutto- oder Nettolohn orientiert», schreibt die Gemeinde in ihrer Mitteilung. Christine Blättler-Müller präzisiert: «Künftig werden markant höhere Betreuungsgutscheine ausgerichtet werden als bisher.» Die Analyse hat gezeigt, «dass die Betreuungsgutscheine für Kitas vor allem für einkommensschwache Familien und den Mittelstand erhöht werden müssen, um eine ausgewogene Kostenbeteiligung der Eltern zu erreichen», führt die Gemeinderätin weiter aus. Gleichzeitig habe die Gemeinde festgestellt, dass tiefe Betreuungsgutscheine – von 5 Franken pro Betreuungstag –, die bislang bei massgebenden Einkommen von 90 001 bis 120 000 ausbezahlt wurden, kaum Wirkung haben. «Diese wurden nur selten genutzt. So haben wir in dieser Grössenordnung gerade mal zehn bis zwanzig Anträge pro Jahr verzeichnet», sagt Christine Blättler-Müller.
Neu wird der tiefste Betreuungsgutschein bei 15 Franken pro Tag festgelegt. Insgesamt habe der Finanzaufwand für 2016 unter dem Budget gelegen. Die Anpassung per 1. August sei im Rahmen des Budgets 2017 realisierbar, schreibt die Gemeinde. Für das Budget 2018 wird ein Aufwand von insgesamt 675 000 Franken veranschlagt. Auf die Frage, ob die Gemeinde damit weniger Ausgaben hat, weil weniger Familien von den Betreuungsgutscheinen profitieren können, antwortet die CVP-Politikerin: «Mit der Anpassung spart die Gemeinde nicht – im Gegenteil: Die Anpassung wird einen jährlichen Mehraufwand von rund 200 000 Franken zur Folge haben.»
Für die Sozialvorsteherin steht fest: «Damit setzen wir ein weiteres Zeichen, um optimale Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen und Cham als attraktiven Lebens- und Wirtschaftsstandort zu festigen.» Alles in allem lobt Christine Blättler-Müller den Systemwechsel hin zu Betreuungsgutscheinen: «Heute profitieren viel mehr Familien von den Subventionen, die Familien haben eine grössere Wahlfreiheit, und es gibt keine Wartelisten mehr.»