Cham startet die Förderung von Wildbienen - auch mittels Internet

In der Schweiz gibt es über 600 Wildbienenarten. Welche von ihnen leben direkt vor unserer Haustüre? Und welche können mit einfachen Massnahmen gezielt gefördert werden? Die Einwohnergemeinde Cham gibt ihre Inventardaten weiter, damit alle bei der wichtigen Wildbienenförderung mitanpacken können – mit der kostenlosen Webanwendung «FuturePlanter».

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Markus Schuler, Bereichsleiter Gartenbau der Gemeinde Cham, und Manuela Hotz, Projektleiterin Umwelt, wollen auf gemeindlichen Flächen neue Standorte für Wildbienen schaffen. (Bild: PD)

Markus Schuler, Bereichsleiter Gartenbau der Gemeinde Cham, und Manuela Hotz, Projektleiterin Umwelt, wollen auf gemeindlichen Flächen neue Standorte für Wildbienen schaffen. (Bild: PD)

(haz/pd) Die Einwohnergemeinde Cham setzt sich laut einer Medienmitteilung für den Erhalt der Artenvielfalt ein. Im vergangenen Jahr hat Cham verschiedene Gebiete sogenannt faunistisch untersuchen lassen. «Wir haben Reptilien, Amphibien, Tagfalter, Heuschrecken, Libellen und eben auch Wildbienen aus verschiedenen Gebieten in diesem faunistischen Inventar erfasst», lässt sich Manuela Hotz, Projektleiterin Umwelt der Gemeinde Cham, in der Mitteilung zitieren. Vor allem bei den Wildbienen seien eine grosse Artenzahl und viele «Spezialisten» festgestellt worden. «Mit Spezialisten sind Wildbienen gemeint, die auf nur wenige oder im Extremfall sogar nur eine einzelne Pflanzenfamilie spezialisiert sind», erklärt die Umweltwissenschaftlerin.

Um Wildbienen zu fördern, sei es darum entscheidend, zu wissen, welche Wildbienen bei uns vorkommen. Auf gemeindlichen Flächen hat die Gemeinde Cham begonnen, in Zusammenarbeit mit dem Bereichsleiter Gartenbau Markus Schuler, neue Standorte für Wildbienen zu schaffen. So beispielsweise auf dem Dorfplatz in Cham. Wo immer möglich will die Gemeinde mit spezifischen Strukturen wie Totholz und Sandflächen sowie einer gezielten Pflanzenwahl, Wildbienen fördern. Denn: Fast die Hälfte aller Wildbienenarten gelten in der Schweiz als bedroht. Für unsere Ökosysteme sind sie jedoch von herausragender Bedeutung. «Wildbienen sind die wichtigsten Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen», erklärt der Wildtierökologe André Rey. Gerade in Siedlungsräumen lassen sie sich besonders gut fördern.

Webanwendung hilft Wildbienen zu erkennen und zu fördern

Seit kurzem kann nun auch die Bevölkerung von Cham bei der Wildbienenförderung mitanpacken. Dies dank der kostenlosen Webanwendung «FuturePlanter». Diese bildet die Brücke zwischen wissenschaftlicher Datenbasis – aus Erhebungen und Inventarisierungen – und dem wertvollen Engagement von Privatpersonen. Das faunistische Inventar der Gemeinde Cham ist bei «FuturePlanter» eingeflossen und liefert nun die Daten. Über wenige Angaben zeigt die Anwendung, welche seltenen Wildbienenarten in der Nähe vorkommen und mit welchen Pflanzen man sie Seite unterstützen kann. Nebenbei sorgen die empfohlenen einheimischen Pflanzen auch für ein bunt blühendes und biodiverses Umfeld.

Eine Zaunwicken-Sandbiene, die auf Pollen von Wicken und Platterbsen spezialisiert ist. (Bild: André Rey)

Eine Zaunwicken-Sandbiene, die auf Pollen von Wicken und Platterbsen spezialisiert ist. (Bild: André Rey)

Erste Projektphase mit Cham

Die in Zug ansässige und momentan noch in Gründung befindliche, gemeinnützige Stiftung Green Advance ermöglicht und entwickelt das Projekt speziell für die städtischen Räume. In der ersten Phase umfasst «FuturePlanter» die Städte Cham, Zug, Schaffhausen und Zürich. Weitere Orte sind in Vorbereitung. Bis die Datengrundlagen für diese gegeben ist, erhalten ihre Bewohnerinnen und Bewohner blühende Empfehlungen für die allgemeine Wildbienenförderung. «In Cham können Wildbienen bereits ganz gezielt gefördert werden. Städte stellen für heimische Wildbienen einen wichtigen Lebensraum dar. Bei der Inventarisierung im vergangenen Jahr waren zehn der nachgewiesenen 66 Wildbienenarten neu im Kanton Zug», berichtet Manuela Hotz. Das unterstreicht die Rolle der Städte im Zusammenhang mit der Wildbienenförderung.

Über Green Advance

Das Projekt FuturePlanter wird von der gemeinnützigen Stiftung Green Advance realisiert. Die Stiftung baut auf der Ansicht auf, dass die Erhaltung und Förderung der Biodiversität heute eine der dringendsten Aufgaben unserer Gesellschaft darstellen. Hierfür braucht es das Engagement von uns allen. Deshalb liegt der Fokus der Projekte von Green Advance auf der Motivierung von Privatpersonen und Institutionen, die Vielfalt ihrer natürlichen Umgebung zu schützen und zu fördern. Der Stiftungszweck ist somit, die Lebensräume von Tieren und Pflanzen zu sichern beziehungsweise wiederherzustellen. Green Advance befindet sich formell noch in der Gründung und hat ihren Sitz in Zug.

Gerade angesichts des soeben vorgelegten Berichts des Weltbiodiversitätsrats steht ausser Frage, wie entscheidend neben politischen und unternehmerischen Massnahmen auch das private Engagement im Alltag ist. Hierfür leisten konkrete, zielgerichtete und einfach umzusetzende Handlungsempfehlungen wie die von «FuturePlanter» einen wertvollen Beitrag. «Unter den Wildbienen finden sich seltene Arten, die gezielt Förderung benötigen», betont Manuela Hotz. Weitere Erhebungen der Gemeinde sind auch im laufenden Jahr geplant. Die neuen gesammelten Daten werden anschliessend wieder in «FuturePlanter» einfliessen.

Hinweis: Weiterführende Informationen unter: www.futureplanter.ch; www.green-advance.org; www.bioterra.ch