Kontroverse
Camping oder doch lieber Glamping?

Weniger Komfort gleich mehr Glück? Zelten hat seinen Reiz, birgt aber auch Tücken.

Vanessa Varisco und Rahel Hug
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Vanessa Varisco

Vanessa Varisco

Bild: Werner Schelbert

Rucksack auf, Pfötchen fetten und ab geht’s. So lautete das Motto Anfang Juli, als wir eine Wanderrunde durchs Engadin planten. Geschlafen wurde im Zelt.

Ja, der Boden war teils hart. Ja, die Nächte kühl. Und ja… es war eine wunderbare Tour. Wieso? Weil das Geheimnis des Glücks manchmal in der Reduktion liegt. Wer zeltet, reduziert die Ablenkungen des Alltags. Im Zelt wird nicht genetflixt, gegoogelt oder getwittert. Und bei all der Reduktion des Hintergrundrauschens wird man plötzlich auf sich selbst zurückgeworfen. Ein grosses Glück.

Klar, der Komfort ist beim Camping ebenfalls eingeschränkt. Auf die Ausstattung kommt es an. Meine Empfehlung, vor allem was die Wärme betrifft: Besorgen Sie sich einen Hund. Bei fallenden Temperaturen drängt man sich wie im Wolfsrudel zusammen. Wer keinen Hund will und nicht gerne friert, dem schlage ich vor, trotzdem campen zu gehen. Denn wer sich dem Unbequemen öffnet, wird für das Behagliche– und sei das bloss das warme Bett – dankbarer.


Rahel Hug

Rahel Hug

Bild: Stefan Kaiser

Natürlich sind sie romantisch, die Erinnerungen an die Zeltlager mit der Pfadi. Auch wenn es immer mal wieder ordentlich geregnet hat und wir Kinder unsere nassen Kleider am Feuer trocknen mussten: Sich im Bach waschen, im Schlafsack eingekuschelt dem Prasseln des Regens zuhören und sich am Morgen von der Wärme der ersten Sonnenstrahlen wecken lassen: Das hat was.

Jüngst haben wir es wieder gewagt: Ende Juni am Klöntalersee, auf 848 Meter. Und ich musste feststellen, dass ich nicht mehr so campingtauglich bin wie früher. Nachts fielen die Temperaturen unter 10 Grad. Das war zu viel für meine Füsse. Was habe ich mich nachts um 3 Uhr geärgert, dass ich die Wollsocken daheimgelassen hatte! Da half auch eine kurze Lauf-Aufwärm-Runde über den Zeltplatz nichts – an Schlaf war nicht zu denken.

«Es war ein Erlebnis», sagt man so schön im Nachhinein. Auf jeden Fall, das war es. Aber beim nächsten Mal werde ich es wohl mit «Glamping» versuchen. Oder eine Thermoskanne und die Bettflasche einpacken.