Buchtipp
Eine «Epidemie des Schlafmangels»: Dieses Buch klärt über die grosse Relevanz der nächtlichen Ruhe auf

Dass Schlaf gesund ist, gilt als allgemein bekannt. Und doch schlafen viele Menschen weniger als die empfohlenen sieben bis acht Stunden pro Nacht. Der Neurowissenschaftler Matthew Walker zeigt auf, weshalb das wirklich nicht ratsam ist.

Kristina Gysi
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Während der Lektüre ist unsere Redaktorin mehrmals eingeschlafen. Zum Glück erwähnt der Autor in der Einleitung des Buches explizit, dass das nicht schlimm, sondern gar erwünscht ist.

Während der Lektüre ist unsere Redaktorin mehrmals eingeschlafen. Zum Glück erwähnt der Autor in der Einleitung des Buches explizit, dass das nicht schlimm, sondern gar erwünscht ist.

Bild: Matthias Jurt (Zug, 10. 5. 2023)

Ungefähr einen Drittel des Lebens verbringt der Mensch schlafend. Geht es nach Matthew Walker, darf es gerne mehr als weniger sein. Der englische Neurowissenschaftler hat sich in seiner Karriere auf das Gebiet Schlafforschung spezialisiert und aufgrund seiner Erkenntnisse ein Buch geschrieben.

Jenes zeigt auf, wie wichtig gesunder Schlaf für den Menschen ist. Und es kritisiert, dass diese Relevanz in der Gesellschaft oft verkannt wird. Gerade in den Industrienationen, wo hoher Arbeits- und Leistungsdruck herrschen, sei der Schlafmangel akut. Walker nennt ihn gar eine Epidemie – mit drastischen Folgen für die psychische und physische Gesundheit des Kollektivs.

Kristina Gysi.

Kristina Gysi.

«Das grosse Buch vom Schlaf» schafft in vielerlei Hinsicht Verständnis für ein hochkomplexes Thema. Denn Schlaf ist viel mehr als Erholung für den Körper. Nach Walkers Schilderungen hilft er, neue Erfahrungen zu verarbeiten und mit bereits vorhandenen zu verknüpfen. Der Schlaf festigt Erlerntes, sortiert Unwichtiges aus, um Platz für Neues zu schaffen, und er fördert die Kreativität. Zudem ist er ein natürliches und kostenloses Heilmittel, das kaum von Ärztinnen und Ärzten «verschrieben» wird – wohl auch, da wenig lukrativ.

Hier einige Beispiele, was sich in meinem Leben durch das Lesen dieses Buches verändert hat:

  1. Jede Nacht versuche ich meine sieben bis acht Stunden Schlaf zu kriegen. An Wochenenden gestaltet sich das schwieriger als unter der Woche, aber alles in allem klappt es ganz gut.
  2. Ich gehe immer zur gleichen Zeit (23 Uhr) ins Bett und stehe zur selben Zeit (7 Uhr) auf. Dadurch hat sich mein Körper an die Einschlaf- und Aufwachzeit gewohnt und beides fällt mir leichter.
  3. Ich habe eine gewisse Faszination für den Schlaf entwickelt und würdige ihn mehr.
  4. Ich weiss nun, dass nur eine sehr, sehr kleine Minderheit mit wenig Schlaf auskommt. Die meisten Menschen, die sagen, sie bräuchten nur ein paar wenige Stunden Schlaf pro Nacht (das sagte ich früher auch von mir), wissen es einfach nicht besser.
  5. Ich beobachte Vögel auf Telefonleitungen genauer. Denn wie Walker in seinem Buch schreibt, schlafen die jeweils äusserten Vögel der Gruppe nur mit einer Gehirnhälfte, während die andere wach und das äussere Auge offen ist. So können sie schlafen und gleichzeitig wachsam sein, damit im Falle eines feindlichen Angriffs reagiert werden kann. Nach der Hälfte der Schlafenszeit drehen sie sich um 180 Grad – nun kann die andere Gehirnhälfte zur Ruhe kommen. Abgefahren, oder?

Bibliografie

Prof. Dr. med. Matthew Walker; «Das grosse Buch vom Schlaf», 2018, Goldmann, 480 Seiten, ISBN: 978-3-442-17791-2

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