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Coronabedingt musste die Stadt Zug auf einen öffentlichen Anlass zur Ortsplanungsrevision verzichten – der Dialog mit der Bevölkerung wurde ins Netz verlegt.
In Zeiten der Coronapandemie und während eines Lockdowns eine öffentliche Mitwirkung durchzuführen, erfordert Kreativität: Ursprünglich wollte die Stadt Zug nämlich Mitte Mai eine öffentliche Veranstaltung zur Ortsplanungsrevision organisieren, diese fiel wegen der Massnahmen des Bundesrates zur Eindämmung der Virusverbreitung aber ins Wasser. Stattdessen ist die Bevölkerung aufgefordert, ihre Meinung bis zum 22. Juni auf einer Onlineplattform kundzutun.
In den sogenannten Online-Dialog tritt die Stadt mit der Bevölkerung seit rund drei Wochen. «Wir mussten das Vorgehen ein wenig umstellen. Eigentlich wollten wir den öffentlichen Event im Casino Zug mit der Onlineumfrage ergänzen. Nun findet die Mitwirkung jedoch nur im Netz statt», erklärt die städtische Bauchefin Eliane Birchmeier. Auf den Plattformen der sozialen Medien und im öffentlichen Raum macht die Stadt momentan Werbung, sich bei der Mitwirkung zu beteiligen. Dabei habe man die Hürden bewusst tief gehalten. «Es ist beispielsweise auch möglich, anonym einen Kommentar abzugeben», so die FDP-Stadträtin.
Stadtplaner Harald Klein leitet das Projekt Ortsplanungsrevision und erklärt das Vorgehen im Detail: So würden in dieser Phase Mobilität und Freiräume im Fokus stehen. «Die Plätze, Gassen, Parks und Innenhöfe sind das Wohnzimmer der Stadt», sagt Klein und fügt hinzu:
«Viele Leute arbeiten in Zug, wohnen aber nicht hier. Wir wollen die Stadt auch für sie attraktiver machen.»
Auf der Mitwirkungsplattform gibt es deshalb vier Dialoge: zwei davon zu den übergeordneten Themen Freiräume und Mobilität, die anderen beiden zu den Quartieren und zum Stadtzentrum. Jedes Thema wird näher erklärt und die Stadt schlägt thesenartig eine Stossrichtung und Umsetzungsideen vor, welche dann bewertet werden können. Zu jedem Dialog können auch eigene Ideen, Vorschläge oder Kritiken angebracht werden.
Eliane Birchmeier gibt ein Beispiel: «Wir können nicht mehr Strassen bauen, weil der Raum dafür ausgeschöpft ist. Nun stellt sich aber die Frage, will man mehr Grünflächen, Beschattungen, Velowege, verkehrsfreie Plätze und so weiter.» Dazu könne nun jeder Vorschläge machen. Weiter können Interessierte in einem Forum Fragen zur Ortsplanung generell stellen. Während dieser rund dreier Wochen sind bereits 170 Meinungen verfasst und um die 150Bewertungen gemacht worden. Besonders oft fällt dabei das Stichwort «Postplatz». Eliane Birchmeier sagt:
«Der Postplatz ist ein Platzhalter für ein Bedürfnis. Die Leute wünschen sich heute vermehrt grüne Oasen. Dabei kommt der Begriff Pocket-Park wieder auf.»
Damit meint die Bauchefin kleine grüne Parks, die beispielsweise in Innenhöfen realisiert werden könnten. «Es braucht manchmal gar nicht viel dafür», fügt Harald Klein hinzu und nennt als Beispiel den Innenhof des Kolingevierts.
Birgitt Siegrist hat die Mitwirkungsplattform aufgebaut und überwacht nun die Einhaltung der Dialogregeln. Die stellvertretende Departementssekretärin sagt: «Momentan kommentieren vor allem die 40- bis 50-Jährigen. Eine Ortsplanung ist in die Zukunft gerichtet und deshalb sollten sich auch noch jüngere Personen einbringen.» Sie betont weiter, wie wichtig es ist, dass möglichst viele Leute ihre Meinung kundtun – nicht nur Zuger, sondern auch Pendler seien angesprochen. Denn die Stadt Zug zähle pro Tag um die 34000 Zupendler. «Bis jetzt haben wir viele, gute, konstruktive Aussagen erhalten. Um aber möglichst repräsentativ zu sein, brauchen wir noch mehr Personen allen Alters, die ihren Kommentar und ihre Meinung abgeben.»
Wie in allen Zuger Gemeinden steht die Ortsplanungsrevision auch bei der Stadt Zug weit oben auf der Agenda. Die Erkenntnisse aus dem Online-Dialog fliessen in eine erste Strategie zu Mobilität und Freiraum ein, die im Februar 2021 wieder mit der Bevölkerung diskutiert wird. «Wir hoffen natürlich, dass dann ein physischer Anlass stattfinden kann», erklärt Eliane Birchmeier. Im September 2021 sollte die räumliche Gesamtstrategie vorliegen, aus der bereits Projekte umgesetzt werden können. «Ich bin überzeugt, dass es bis dann handfeste Ideen gibt, die wir zügig umsetzen können», ist sich die Bauchefin sicher.
In einem zweiten Schritt werden die eher technischen Aspekte, wie das Erstellen des Zonenplans, angegangen. Über die Nutzungsplanung darf das Volk voraussichtlich 2025 befinden. Im selben Jahr müsste die Ortsplanungsrevision auch abgeschlossen sein.
Die Mitwirkungsplattform finden Sie unter: www.mitwirken-zug.ch oder www.ortsplanung-zug.ch.