Drei Kantonsräte wollen den Französischunterricht in der Primarschule streichen. Obwohl ähnliche Forderungen kürzlich in anderen Kantonen keine Chance hatten, geben sie sich zuversichtlich.
Samantha Taylor
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Im Kanton Thurgau wurde darüber gestritten, in Zürich abgestimmt. Nun kommt das Thema auch im Kanton Zug auf die politische Agenda. Die Rede ist vom Frühfranzösisch, also dem Französischunterricht auf der Primarstufe. Die Kantonsräte Andreas Hostettler (FDP, Baar) sowie Jürg Messmer und Philip C. Brunner (beide SVP, Zug) fordern in einer Motion, dass dieser Unterricht auf der Primarstufe abgeschafft wird. Französisch soll erst in der Oberstufe unterrichtet werden. Geht es nach den drei Kantonsräten, so soll auf der Primarstufe im Kanton als erste und einzige Fremdsprache Englisch unterrichtet werden. Französisch würde dann ab der 5. Klasse als Freifach angeboten. Heute wird Englisch ab der 3. Klasse unterrichtet und Französisch ab der 5.
Den Motionären geht es nicht darum, das Französisch «ganz abzuschaffen», wie sie betonten. «Wir sind lediglich der Meinung, dass es auf Primarstufe nicht nötig ist», erklärt Jürg Messmer. Sprachbegabte Kinder, die schon auf Primarstufe Lust hätten, eine weitere Fremdsprache zu lernen, sollen dies im Rahmen des Freifachs, das die Motionäre vorschlagen, auch weiterhin tun können. Alle anderen wolle man aber «entlasten».
Die Motionäre sind überzeugt, dass viele Primarschüler mit zwei Fremdsprachen und der heutigen Situation überfordert sind. Gerade Kinder mit Migrationshintergrund, die bereits Deutsch und Mundart lernen müssten, seien oft nicht in der Lage, neben Englisch noch eine weitere Sprache zu lernen. «Das Anliegen wurde zudem von Lehrpersonen an mich herangetragen. Auch die finden, dass zwei Fremdsprachen zu viel sind», sagt Messmer.
Als Argument gegen das Frühfranzösisch führen die Motionäre zudem die Bedürfnisse der Wirtschaft und der Lehrbetriebe an. Sie betonten einerseits, dass Englisch heute als «Wirtschafts- und Weltsprache» wesentlich wichtiger sei als Französisch. «Ich weiss das aus eigener Erfahrung. Erst kürzlich hatte ich mit einem Kunden in Genf zu tun. Nach kurzem Hin und Her haben wir der Einfachheit halber auf Englisch gewechselt», erzählt Messmer. Zum anderen würden häufig auch Lehrbetriebe die schlechten Deutschkenntnisse der Jugendlichen bemängeln und von der Volksschule eine Stärkung von Deutsch und der naturwissenschaftlichen Fächer verlangen. «Durch die Streichung des Französischunterrichts auf der Primarstufe würde Zeit für diese Anliegen geschaffen», sagt Messmer.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Französischunterricht in der Primarstufe im Kanton Zug auf die politische Agenda kommt. 2006 lehnten die Zuger die «Initiative für eine Fremdsprache an der Primarschule» an der Urne deutlich mit rund 58 Prozent Nein-Stimmen ab. Trotzdem und obwohl der Kanton Zürich eine ähnlich lautende Initiative erst im Mai dieses Jahres an der Urne versenkt und sich am Ende auch der Thurgauer Grosse Rat im Juni knapp gegen die Streichung des Französisch auf Primarstufe ausgesprochen hat, geben sich die Motionäre zuversichtlich. «Wir gehen davon aus, dass man in Zug durchaus offen ist für unseren Vorschlag», schätzt Messmer. Dies nicht zuletzt, weil der Kanton über zahlreiche internationale Firmen verfüge, in denen Englisch weit mehr gefragt sei als Französisch. Messmer ist deshalb auch überzeugt, dass der Kantonsrat die Motion an den Regierungsrat überweisen wird. Ob das Anliegen dann tatsächlich umgesetzt werde und eine Mehrheit finde, hänge von den Vorschlägen der Regierung ab. Für Messmer ist aber klar: «So wie es heute ist, kann es nicht weitergehen. Aufwand und Ertrag stehen hier in keinem Verhältnis.»