Die Bautätigkeit in Zug gibt immer wieder Anlass zu Diskussionen. Die neuesten Zahlen des Kantons zeigen nun: Im letzten Jahr wurde etwa gleich viel Bauland verbraucht wie in den Jahren zuvor.
Dass im Kanton Zug rege gebaut wird, ist hinlänglich bekannt. Nicht wenige kritische Stimmen monieren, es werde zu viel gebaut – gerade in letzter Zeit. Die neuesten Zahlen des Kantons von Ende 2017 zeigen jedoch: Der jährliche Verbrauch der eingezonten Baulandreserven verläuft ziemlich konstant.
Die noch unbebauten Bauzonen werden im Kanton Zug jährlich vom Amt für Raumplanung neu erhoben. Sie sind ein Indikator für die Verdichtung und zeigen auf, wie rasch die bestehenden Bauzonenreserven überbaut werden. Von den gut 2281 Hektaren Bauzonen im Kanton Zug sind gemäss dem Amt für Raumplanung knapp 305 Hektaren unbebaut. Dies entspricht über 13 Prozent aller Bauzonen. Im Jahr 2016 waren es noch 320,3 Hektaren nicht überbauter Bauzone.
Im Kanton Zug gilt seit der Verabschiedung des Richtplans 2013 durch den Kantonsrat ein faktischer Einzonungsstopp. Das heisst, dass das zukünftige Wachstum in den bereits bestehenden Bauzonen stattfinden soll. Neben dem Überbauen von noch unüberbauten Bauzonen findet das Wachstum gemäss den Zuger Raumplanern immer mehr innerhalb des bereits überbauten Gebiets statt.
Die Fläche der unbebauten Bauzone nahm also um 15,3 Hektaren ab. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren liegt die Fläche der 2017 neu überbauten Bauzone im Kanton auf den ersten Blick über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre: Zwischen 2012 und 2017 lag der Wert bei 13,3 Hektaren. Hier müsse allerdings berücksichtigt werden, dass rund 2 Hektaren der neu bebauten Fläche auf das Konto des Gebiets nördlich des Chamer Papieri-Areals gehen, welches neu nicht mehr als unbebaut, sondern als «stark unternutzt und damit als bebaut kategorisiert wird», sagt René Hutter, Amtsleiter und Kantonsplaner. «Dies eingerechnet, war das vergangene Jahr genau im Schnitt», so sein Fazit.
Weitere grössere Flächen, wie zum Beispiel beim Ägeribad in Oberägeri, grössere Überbauungen, etwa im Rank in Zug sowie in Risch und Baar, oder auch Projekte in der Arbeitszone, so in der Städtler Allmend in Cham, trugen beziehungsweise tragen laut Hutter zum Verbrauch von Bauzone bei.
Hauptsächlich verantwortlich für das «Konsumieren» von unbebauter Bauzone ist das Suurstoffi-Areal in Rotkreuz, welches in eine höhere Wohn- und Mischzonenstufe eingeteilt wurde, was eine höhere Ausnützung auf den noch unbebauten Flächen ermögliche, erklärt Kantonsplaner Hutter. Von den 15,3 Hektaren neu bebauter Fläche gehe mit 9 Hektaren «mehr als die Hälfte auf das Konto der Wohn-, Misch- und Kernzonen».
Neu überbaute Flächen finden sich laut den Raumplanern in allen Zuger Gemeinden ausser in Menzingen. In Cham (mit 4,4 Hektaren) und Baar (2,5 Hektaren) war die Bautätigkeit «auf der grünen Wiese» am grössten. Gemäss den Zahlen des Kantons haben Hünenberg, Neuheim und Walchwil nur kleine Flächen von unter 1 Hektare neu bebaut.
Was die Statistik des Kantons weiter zeigt: Während Walchwil, Neuheim und Oberägeri wenig dicht bebaut sind, also viel bebaute Bauzone pro Raumnutzende – sprich: Einwohner oder Einwohnerin und Beschäftigte – haben, weisen die Stadt Zug, Baar und Steinhausen eine deutlich dichtere Bebauung auf. Sie liegen unter dem kantonalen Schnitt von 85 Quadratmetern pro Raumnutzende. In der Stadt Zug beansprucht ein Einwohner oder Beschäftigter im Durchschnitt 59 Quadratmeter Bauzonenfläche, in Baar sind es 75 und in Steinhausen 84 Quadratmeter. Am meisten Fläche pro Einwohner und Beschäftigtem weist mit 144 Quadratmeter Walchwil auf, hier wird also am wenigsten verdichtet gebaut. Die Beschäftigten aus anderen Kantonen werden in dieser Berechnung berücksichtigt, da auch Arbeitsplätze Raum brauchen.
«Die Verdichtung im Kanton Zug dürfte auch in Zukunft weitergehen.»
René Hutter, Kantonsplaner
Ein geringer Bauzonenverbrauch pro Einwohner und Beschäftigtem deutet auf eine wenig zersiedelte, kompakte Siedlungsstruktur hin. Dies zeigt sich auch etwa bei Kantonen wie Basel-Stadt und Genf mit einer grossen Stadt und einem flächenmässig kleinen Umland, in denen diese Werte sehr tief sind.
Im Kanton Zug hat sich der bebaute Raum seit 2012 eher verdichtet: nur Neuheim, Menzingen und Unterägeri sind weniger dicht bevölkert als vor sechs Jahren. Hingegen sind alle anderen Gemeinden – und Risch im Speziellen – dichter geworden. Dies sei ein seit mehreren Jahren gut zu beobachtender Trend, sagt René Hutter. «Die Verdichtung im Kanton Zug dürfte auch in Zukunft weitergehen.» Die künftige Dichte von Arbeitszonen sei allerdings schwierig vorherzusagen, da «verschiedene Branchen und Arbeitsmodelle sehr unterschiedliche Raum- und Flächenansprüche haben».
Interessant ist auch: Die Gemeinden Walchwil, Steinhausen, Neuheim und Oberägeri haben noch viel unbebaute Fläche pro Raumnutzende (Fläche der unbebauten Bauzone geteilt durch die Anzahl Einwohnerinnen und Einwohner und in der Gemeinde Beschäftigter). In den erwähnten vier Gemeinden kann somit laut Kantonsplaner Hutter noch «weit in die Zukunft in den rechtsgültig eingezonten Bauzonen gebaut und weiterentwickelt werden». In einem geringeren Masse gelte das auch für Cham, Zug, Baar und Risch, die pro Kopf weniger unbebaute Bauzonen aufweisen.
Absolut gesehen weisen laut den Zahlen des Amts für Raumplanung Zug mit 65 Hektaren und Baar mit 58 Hektaren die meisten unbebauten Bauzonen auf. An dritter Stelle folgt Steinhausen mit knapp 44 Hektaren, wovon allerdings mehr als die Hälfte unbebaute Arbeitszone ist. Am wenigsten unbebaute Baufläche weisen die Gemeinden Neuheim (7 Hektaren), Menzingen (9 Hektaren) und Walchwil (knapp 15 Hektaren) auf.