Die Familie Cioffi hat ihre legendäre Krippenlandschaft in der Zugermatte aufgebaut, an Heiligabend steht traditionell der Höhepunkt auf dem Programm. Nach 22 Jahren könnte es heuer das letzte Mal sein.
Raphael Biermayr
raphael.biermayr@zugerzeitung.ch
In den vergangenen 22 Jahren lautete die Geschichte aus der Baarer Zugermatte so: Die Familie Cioffi hat ihre Krippenlandschaft wieder in Betrieb genommen. Das versprach Spektakel, denn Mal für Mal konnten Neuerungen bestaunt werden – die Heimweh-Neapolitaner waren sich der Bewunderung sicher. Heuer lautet die Geschichte so: Die Cioffis haben ihre Krippenlandschaft erneut aufgebaut – allerdings zum letzten Mal.
Sie wollen sich künftig anderem zuwenden und einen Nachfolger für das auf 20 Quadratmetern präsentierte, liebevoll gepflegte Dorf finden. Dessen Mittelpunkt ist natürlich der Stall mit dem Jesuskind. Dieses auszumachen fällt nicht leicht in Anbetracht der Reizüberflutung: 40 bewegliche Figuren in ebenso vielen Gebäuden mit zahlreichen Details sind zu sehen, darüber hinaus zahlreiche weitere im Aussenbereich. Die genaue Anzahl der Figuren kennt nicht einmal der Initiant Pasquale Cioffi (59). «Es sind vili, vili, vili», sagt er mit charmantem Akzent. Wie es die Tradition verlangt, wird das Christkind erst heute Abend in die Krippe finden, nachdem es der Pfarrer im Weihnachtsgottesdienst in der Kirche St. Martin gesegnet haben wird.
Die Cioffis wollen ihre Krippe nicht einfach für alle Zeiten im Keller verschwinden sehen. Wie das Newsportal «Zentralplus» mittelt, würden sie diese zur Not verkaufen, hofften aber auf einen Liebhaber, der die Krippe an Ort und Stelle aufbaut. Gemäss Pasquale Cioffi gebe es mittlerweile einen Interessenten, jener würde sich im neuen Jahr entscheiden. Die Idee für die Krippe hatte Cioffi im August 1995. Er betrachtete die Grünfläche vor dem Haus in der Zugermatte und hatte trotz unpassender äusserer Bedingungen den Geistesblitz, jene im Winter als Krippenplatz zu nutzen. Schnell war die Hausverwaltung für das Vorhaben gewonnen und ein Teil der Verwandtschaft zur Unterstützung eingespannt. Der handwerklich geschickte Cioffi kümmerte sich um die Bauten, Schwägerin Rosanna (63) organisierte die ersten Figuren – in der süditalienischen Heimat versteht sich. Die erste Version dieser Baarer Krippenwelt beherbergte insgesamt 40 Figuren und 24 Tiere in ihren Wohnhäusern und Grotten. Im Verlauf der nächsten 21 Jahre kamen Dutzende Gebäude, Figuren, Geräte und Lichtquellen dazu.
Rückschläge hat es auch gegeben. Manche Tonfigur schaffte es nicht, während der langen Zeit von Maria Empfängnis bis zum Dreikönigstag der Witterung zu trotzen: Kunststofffiguren seien deshalb die bessere Wahl. Und nach dem Sturm Lothar im Dezember 1999 galt es, beinahe die ganze Krippe neu herzustellen, weil zwei Bäume darauf gefallen waren. Einen solchen Kraftakt könnte er heute nicht mehr schaffen, sagt Pasquale Cioffi, die Zeit sei reif für die Ablösung. «Wir sind nicht mehr die Jüngsten, ausserdem macht sich die Gesundheit bemerkbar», ergänzt der Kranführer. Eigentlich hätten seine Schwägerin und er schon nach der vergangenen Saison aufhören wollen. Doch sie hängten noch eine Ehrenrunde an.
Davon liessen sie sich auch von einem reichlich unchristlichen Verhalten Unbekannter nicht abbringen: Gleich zweimal wurde 2016 das Kässeli entwendet – das war zuvor während 20 Jahren nicht einmal vorgekommen.