BAAR: Teure Überraschungen im Inwiler Boden

Sanierung und Ausbau des St.-Thomas-Zentrums in Inwil kosten über eine Million Franken mehr als im Baukredit vorgesehen. Nicht die gesamten Mehrkosten sind auf Gottgegebenes zurückzuführen.

Raphael Biermayr
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Die Kirche St. Thomas und der Anbau mit den Pfarreiräumen werden seit März dieses Jahres genutzt. Bild: Werner Schelbert (17. November 2016)

Die Kirche St. Thomas und der Anbau mit den Pfarreiräumen werden seit März dieses Jahres genutzt. Bild: Werner Schelbert (17. November 2016)

Gotteshäuser stehen für Ruhe und Besinnlichkeit – in der Regel jedenfalls. Für die Kirche St. Thomas in Inwil gilt das nur eingeschränkt. Seit Jahren bietet das 1971 als Provisorium gebaute Gebäude Anlass zu Zwietracht. Dabei geht es vor allem um das Geld, so auch im aktuellen Beispiel: Am 5. Dezember wird die Kirchgemeindeversammlung (KV) über die Bauabrechnung von rund 5,86 Millionen Franken für die Sanierung der Kirche sowie den Anbau mit den Gemeinschaftsräumen befinden. Der ursprünglich bewilligte Kredit beläuft sich allerdings nur auf 4,44 Millionen Franken.

Die happige Differenz hat unterschiedliche Gründe, wie einer detaillierten Auflistung in der Vorlage zur KV zu entnehmen ist. 250 000 Franken gehen auf das Konto von bewilligten Nachtragskrediten für die Fotovoltaikanlage und die Orgelerweiterung. Die restlichen 1,17 Millionen Franken entsprechen grösstenteils «unvorhergesehenen Mehrkosten», sagt Erwin Bortis, der Bauchef der Baarer Katholiken. Dank eines zu erwartenden Bundesbeitrags in der Höhe von 34 000 Franken für die energiesparende Sanierung fällt der Mehrbetrag mit 1,14 Millionen Franken zwar etwas geringer aus. Aber mit über 24 Prozent mehr als vorgesehen, bleibt er enorm.

Für den Kirchenrat handelt es sich um eine delikate Angelegenheit, denn die Kirche St. Thomas ist wie erwähnt seit längerem ein Zankapfel. Im Frühjahr 2012 lehnten die Mitglieder den Baukredit für einen Neubau anstelle der überalterten und 1987 renovierten Kirche ab. Als Grund für das Nein wurden die hohen Kosten von 8,9 Millionen Franken vermutet. Darüber hinaus hatte die umfangreiche Planung bereits 1,7 Millionen Franken verschlungen, die letztlich also für nichts aufgewandt worden waren. Der von der Ablehnung überraschte Kirchenrat schloss sich schliesslich dem Wunsch vieler Gegner an: Das Gotteshaus wird lediglich saniert sowie um neue Pfarrei- und Gemeinschaftsräumen ergänzt.

Rost ist stärker als erwartet

Schliesslich ist die Kirche – mit Ausnahme der Dachkonstruktion – trotzdem neu gebaut worden. Der Grund hierfür liegt in negativen Überraschungen, die den Kirchenrat während der Arbeiten ereilten. So seien beispielsweise die das Gebäude tragenden Zugstangen stärker von Rost befallen gewesen, als nach den Sondierungen vermutet, erklärt Bortis. Das bewog den Rat dazu, die Kirche aus Sicherheitsüberlegungen auf eine Betonplatte zu stellen. Teuer kam auch die Erkenntnis, dass der Wasserdruck auf das neue Untergeschoss vom angrenzenden Hang her höher ist als angenommen, und deshalb eine besondere Wanne eingebaut werden musste. Der fachkundige Bortis sagt auf die vielen Rückschläge angesprochen: «Das grösste Risiko bei jedem Bauvorhaben liegt im Untergrund.»

Neben den gemäss Bortis «zwingenden Kosten» in der Höhe von rund 900 000 Franken haben aber auch vom Kirchenrat nachträglich beschlossene bauliche Änderungen in der Höhe von 200 000 Franken zu den Mehrkosten beigetragen. So wurde etwa statt einer offenen, eine geschlossene Küche in die Gemeinschaftsräume eingebaut, «aus praktischen Gründen», erklärt der Bauchef. Solche Überlegungen hätte man sicherlich im Vorfeld anstellen können. Auf dies angesprochen, sagt der Bauverantwortliche: «Das kann man natürlich so sehen. Aber einiges ist uns eben erst während der Bauphase aufgefallen. Der Kirchenrat ist überzeugt, durch diese Änderungen den Betrieb zu vereinfachen.» Dazu zählt auch ein elektronisches Schliesssystem. Von einem Luxusprojekt will Bortis indes nichts wissen. «Wir haben durchaus auf die Kosten geachtet und auch einige Posten gestrichen», sagt er. Als Beispiel führt Bortis die Innenbeleuchtung der Kirche an, die vom ursprünglichen Gebäude weitgehend übernommen worden sei.

Mit dem Segen von ganz oben

Welche Konsequenzen erwachsen aus der deutlich höheren Abrechnung? Für die Gebäude selbstredend keine, sie stehen ja bereits und werden seit dem März dieses Jahres genutzt. Doch die Mitglieder des Kirchenrats könnten an der KV ins Zentrum der Kritik rücken. Bortis ist das bewusst. Er macht jedoch nicht den Eindruck, Angst um sein Amt zu haben. «Der Kirchenrat hat nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt», ist er überzeugt. Bortis liegt daran, gegenüber den Mitgliedern der Kirchgemeinde Transparenz zu schaffen. Schon vor einem Jahr informierte er an der Versammlung über – die damals noch tieferen – Mehrkosten. Am 5. Dezember will er detailliert darauf eingehen. Dies auch in Absprache mit der kantonalen Finanzdirektion, mit der der Kirchenrat sein Vorgehen abgestimmt hat.

Die Baarer Katholiken handeln also mit dem Segen von höchster finanzieller Stelle.

Hinweis Die Kirchgemeindeversammlung findet statt am Montag, 5. Dezember, ab 19.30 Uhr im Pfarreiheim St. Martin.

Raphael Biermayr