Projekt Stand-up-Paddle: 560 Kilometer auf den 50 grössten Schweizer Seen unterwegs

Es ist eine Auszeit der anderen Art: Patrick Lussi will die 50 grössten Schweizer Gewässer mit seinem Stand-up-Paddle befahren. Mittlerweile hat der Neuheimer bereits über 380 Kilometer zurückgelegt.

Laura Sibold
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Im März 2019 paddelte Patrick Lussi über den Zugersee. (Bild: PD)

Im März 2019 paddelte Patrick Lussi über den Zugersee. (Bild: PD)

Mit breitem Lächeln steigt Patrick Lussi aus seinem weissen Transportbus aus. «50 Lakes of Switzerland» prangt in blauen Lettern an der Seite des Autos, auf dem Dach ist ein Stand-up-Paddle festgeschnallt. Dieses wurde dem 38-jährigen Neuheimer in den vergangenen Monaten zum besten Freund. Patrick Lussi hat sich nämlich ein spezielles Projekt vorgenommen: Er will die 50 flächenmässig grössten Schweizer Seen mit dem Stand-up-Paddle durchqueren, insgesamt rund 560 Kilometer zurücklegen.

Entstanden sei die Idee aus einer Laune heraus, erzählt Lussi. «Mein Beruf nahm immer mehr Zeit in Anspruch und füllte mich nicht mehr aus. Ende 2018 befand ich mich mental in einer Sackgasse und beschloss, dass eine Veränderung nötig ist.» Kurzerhand kündete er seine Stelle als Verkaufsleiter im Aussendienst und plante sein Projekt.

Wetter und Logistik erfordern viel Flexibilität

Seit Januar 2019 und noch bis voraussichtlich im Herbst paddelt Patrick Lussi nach und nach die grössten Schweizer Seen ab. Angefangen hat er im Februar und März mit dem Ägeri- und dem Zugersee, dann folgten weiter entfernte und grössere Seen. Mittlerweile hat Lussi bereits über die Hälfte seines insgesamt 560 Kilometer langen Vorhabens realisiert. Er hat 28 Seen mit dem Stand-up-Paddle durchquert und so bereits über 380 Kilometer auf dem Wasser zurückgelegt. «Ende Mai habe ich mit dem Zürichsee und 42 Kilometern Länge in 8,5 Stunden meinen ersten Wasser-Marathon beendet. Und Anfang Juni folgte mit dem Genfersee ein weiterer Kraftakt», zählt der Neuheimer zwei Höhepunkte auf. 90 Kilometer paddelte er den Genfersee entlang, in drei Etappen à je rund sieben Stunden.

Anfang Juni durchquerte der Neuheimer den Genfersee. (Bild: PD)

Anfang Juni durchquerte der Neuheimer den Genfersee. (Bild: PD)

Natürlich sei das anstrengend und setze eine gewisse Fitness voraus, betont Lussi, der früher als Windsurfinstruktor tätig war. Doch das «gelenkschonende Ganzkörpertraining» sei für ihn eher ein positiver Nebeneffekt:

«Die Seen an einem Stück und möglichst schnell zu durchpaddeln, ist nicht das Ziel. Primär geht es mir um die Zeit an der frischen Luft. Das schenkt neue Lebensenergie.»

Herausfordernd sei nebst dem Paddeln oft auch die Logistik. Um für die Bedingungen auf den Gewässern gewappnet zu sein, bekommt Patrick Lussi verschiedene Stand-up-Paddles von der regionalen Marke «Makai Boards» aus Immensee zur Verfügung gestellt – pro See hat er jeweils zwei dabei. Bei grösseren Seen, die Lussi in Etappen durchquert, müssen Übernachtungen organisiert werden, kleinere Stauseen, die zum Teil auf über 2000 Metern über Meer liegen, sind nur zu Fuss erreichbar. Gepaddelt wird weiter nur, wenn das Wetter stimmt, was viel Flexibilität erfordert. Darin liegt für den Neuheimer auch ein gewisser Reiz: «Ich plane, was möglich ist, und improvisiere vor Ort.» Notwendig ist Improvisation besonders bei Stauseen. Diese dürfen aus Sicherheitsgründen nur mittels Bewilligung befahren werden. «Manchmal habe ich Glück und die Betreiber stellen extra für mich die Zu- und Abläufe des Stausees ab oder geben mir eine Paddelroute vor. Bei sieben Bergstauseen erhielt ich aber keine Bewilligung», erzählt Lussi und zuckt mit den Schultern. Es gehöre zum Projekt die Gegebenheiten anzunehmen, wie sie sind.

Auch der siebenjährige Sohn paddelt bald mit

Er kompensiere diese Seen durch andere und lege dieselbe Distanz wie auf den ursprünglich geplanten Stauseen zurück. «So gelange ich immer wieder an neue schöne Seen und betrachte sie aus einem frischen Blickwinkel.» Jeder See sei anders und habe seinen eigenen Reiz, besonders schön sei die Szenerie aber entlang des Bielersees mit seinen Rebbergen und kleinen Dörfern.

Stand-up-Paddeln erfreut sich seit einigen Jahren immer grösserer Beliebtheit. Patrick Lussi hat sein Projekt daher so konzipiert, dass Interessierte daran teilhaben können. Auf seiner Website sind die gepaddelten Seen aufgelistet, daneben Tipps zur Route und den Konditionen. Interessierte können ihn zudem bei Material- oder Streckenfragen kontaktieren oder mitpaddeln. Dies sei auch beim letzten Gewässer, voraussichtlich im September/Oktober 2019 auf dem Klöntalersee vorgesehen. Bis dahin gilt es unter anderen noch, über den Vierwaldstätter-, den Brienzer- und den Bodensee zu paddeln. Sein siebenjähriger Sohn wolle ihn zudem auf dem Lungernsee begleiten, sagt der Vater zweier Kinder. Zuerst geht die Reise allerdings nach Graubünden. Am Nachmittag treffe er den Kraftwerkbetreiber am Lai da Marmorera, um gemeinsam eine Route festzulegen, so Patrick Lussi. Sagt’s und steigt in den weissen Transportbus, um sich auf den Weg ins Engadin zu machen. Dort warten schon weitere Seen darauf, von Patrick Lussi durchquert zu werden.


Weitere Informationen zum Projekt unter www.sup-project50.com

Mitte Juni 2019 paddelte Patrick Lussi über den Thunersee. (Bild: PD)

Mitte Juni 2019 paddelte Patrick Lussi über den Thunersee. (Bild: PD)