Die Delegierten des Verbandes der Baugenossenschaften «Wohnen Schweiz» und ihre Gäste wurden zuerst über die wohnpolitischen Herausforderungen im Kanton Zug informiert.
«Der Kanton Zug hat viel zu bieten, doch beim Gemeinnützigen Wohnungsbau denkt man nicht an ihn», sagte Verbandspräsident Daniel Burri im Lorzensaal vor den rund 140 Delegierten. «Zug hat hohe Wohnkosten, trotzdem boomt der Wohnungsbau.» Und er fragte: «Findet ein Arbeitnehmer noch eine Wohnung? Gibt es genug günstige Wohnungen und billiges Land? Was unternehmen die Politiker? Wie werden Baugenossenschaften unterstützt?»
Die Antwort lieferten drei Referenten. Als erster sagte Kurt Landis, Leiter Amt für Wohnungswesen im Kanton Zug: «Auf dem hiesigen Wohnungsmarkt ist – wie bekannt – nur wenig frei, und wenn, dann eher im teuren Segment, denn es wird heute mehr Wohnfläche verlangt.» Das andere Problem seien die sehr hohen Landpreise sowie das knappe Bauland. «Die Wohnkosten sind im Kanton Zug rund 37 Prozent höher als sonst in der Schweiz.»
Der günstige Wohnungsbau habe dennoch Tradition im Kanton Zug. Problematisch sei, so Landis, dass geförderte Wohnungen oft unter der Hand weiter vergeben würden und nicht auf den Markt kämen. «Hier gibt es lange Wartelisten.»
Zu den Zuger Förderungsinstrumenten für den preisgünstigen Wohnungsbau zählte er auf: Objekthilfe/Mietzinsbeiträge, zinslose Darlehen für den Erwerb von Land in Zusammenarbeit mit den Gemeinden sowie Anschubdarlehen und Beratungen. Für die Wohnbauförderung verfüge Zug über einen Rahmenkredit. «Wir möchten aber auch den Mittelstand beim Erwerb von Wohneigentum fördern, so durch Zinslastbeiträge in den ersten Jahren.» Derzeit gebe es wegen des günstigen Zinsumfeldes allerdings keine Bausparbeiträge. Das könne sich ändern.
Wegen des Baulandmangels werde kaum noch eingezont. Darum versuche man, mit Landeigentümern Absprachen zu treffen, damit sie einen Teil der Überbauung für den preisgünstigen Wohnungsbau realisierten. Obwohl viele Förderprojekte ausgelaufen seien, würde dank neuen Leistungsvereinbarungen mit den Gemeinnützigen Wohnungsbauträgern länger gezahlt. Landis zeigte auf, dass die Gemeinden über einige Förderinstrumente verfügen, beispielsweise im Richtplan, indem sie bei einem Neubauprojekt in einer Mischzone auf einen Gewerbeanteil zu Gunsten des preisgünstigen Wohnens verzichteten. Landis: «Hier sollten Gemeinde und Investor gemeinsam handeln.»
Die Stadt Zug müsse laut Aktionsplan 400 preisgünstige Wohnungen realisieren. Sie leiste auch einmalige Beiträge an Baurechtszinsen zur Senkung der Bodenpreise und gebe städtische Parzellen für dieses Segment ab.
«Die Gemeinde Baar hat verschiedene Wohnbau-Förderprojekte», sagte Gemeinderat Hans Steinmann. Er erläuterte an den Projekten Schürmatt und Hello baarzug, wie die Gemeinde Land gekauft und mit Genossenschaften Baurechtsverträge abgeschlossen hatte. Die Alterswohnungen Hello baarzug seien der Gemeinnützigen Genossenschaft für das Alter schlüsselfertig übergeben und kostendeckend vermietet worden. Steinmann: «Die Zusammenarbeit mit den Baugenossenschaften funktioniert gut.» Doch Steinmann gab zu bedenken: «Eine aktive Landpolitik ist bei uns momentan schwierig. Eher können Mischzonen für den preisgünstigen Wohnungsbau umgenutzt werden.»
Ruth Dössegger, Geschäftsleiterin der gastgebenden Baugenossenschaft Cham, sagte, dass die GBC seit 1954 tätig ist. Ihr gehören 380 Genossenschafter an: «Wir verfügen über 240 bezahlbare Alters- und Familienwohnungen.» Das seien keine Sozialwohnungen, obwohl das Wort «gemeinnützig» oft zu falschen Annahmen führe. Wie in Baar sehe man auch in Cham das Problem, dass die Leute «ewig» in den günstigen Wohnungen blieben, – selbst wenn die Kinder weg seien oder sich die Finanzen verbessert hätten. Man versuche, ältere Leute zum Wechsel in eine kleinere Alterswohnung zu bewegen. Dössegger: «Mein grösster Stress sind die oft über 200 Interessenten für eine Wohnung.»
Der Anerkennungspreis von Wohnen Schweiz geht heuer an das Seniorenwohnprojekt im Dorfzentrum von Nennigkofen.