Ski-Alpin: Urnerin wird Zweite an den Schweizer Meisterschaften

Eliane Christen (21) hat sich nach langer Zwangspause eindrücklich auf der Wettkampfbühne zurückgemeldet. Jetzt kann die Urschnerin wieder Vollgas geben.

Urs Hanhart
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Eliane Christen.

Eliane Christen.

Bild: Jakob Ineichen (Andermatt, 15. Februar 2020)

Bei den Schweizer Meisterschaften im Slalom, die am Dienstag in Pontresina ausgetragen wurden, gab es gleich mehrere Überraschungen. Einerseits holte mit der Westschweizerin Amélie Klopfenstein (SC Romandie Bienne) eine erst 18-jährige Fahrerin den Titel, die kaum jemand auf der Rechnung hatte. Noch unerwarteter war aber die Silbermedaillengewinnerin. Eliane Christen (SC Gotthard-Andermatt) schrammte in ihrem ersten Rennen nach einer zweijähriger Verletzungspause nur um 27 Hundertstelsekunden an Gold vorbei. Nicht am Start auf der Diavolezza waren unter anderen Titelverteidiger Wendy Holdener und Michelle Gisin. Carole Bissig, die nach dem ersten Lauf in Führung gelegen hatte, schied im Finaldurchgang ebenso aus wie die bei Halbzeit zweitplatzierte Nicole Good.

«Ich war sehr nervös und bin auch ein wenig verkrampft gefahren.»

«In erster Linie bin ich sehr froh, dass ich endlich wieder einmal ein Rennen bestreiten konnte. Dass es sich um die Schweizer Meisterschaft handelte, stand nicht im Vordergrund. Ich habe auch ein wenig davon profitiert, dass im zweiten Lauf zwei vor mir gelegene Europacup-Fahrerinnen ausgeschieden sind», bilanziert Christen. Und selbstkritisch fügt sie noch an: «Ich war sehr nervös und bin auch ein wenig verkrampft gefahren. Dadurch konnte ich nicht ganz das abrufen, was ich im Training gezeigt habe.» Aber dennoch dürfe sie sicherlich zufrieden sein mit ihrer Leistung. «Ich bin sehr glücklich, dass mir beim Comeback ein gutes Resultat gelungen ist.»

Eliane Christen in action vor der Verletzungspause.

Eliane Christen in action vor der Verletzungspause.

Bild: PD

Der Lohn für das lange Kämpfen

Die Hospentalerin hat eine sehr lange Leidenszeit hinter sich. Vor ziemlich genau zwei Jahren zog sie sich in Arosa einen Schien- und Wadenbeinbruch zu. Der Weg zurück dauerte wegen einer Zusatzschlaufe länger als geplant: Mitte Dezember 2019 musste sie sich die im Schien- und Wadenbein steckenden Marknägel entfernen lassen. Diese Fremdkörper machten ein schmerzfreies Skifahren unmöglich. Christen musste in der Folge einen zweiten Winter ohne Skirennen über sich ergehen lassen. Trotzdem liess sie sich nicht entmutigen. Die Urschnerin betont: «Für mich war von Anfang an klar, dass ich nicht wegen einer solchen Verletzung aufhöre.» Sie wollte aber auf jeden Fall nochmal alles geben und alles versuchen, um auf die Rennpisten zurückzukehren. «Es gab sehr schwierige Phasen mit vielen Tiefs. Aber jetzt, da ich wieder Rennen fahren kann, weiss ich, dass es sich gelohnt hat zu kämpfen.»

Der Weltcup als Fernziel

Christen konnte in diesem Jahr wie geplant gemeinsam mit ihren Kolleginnen von Swiss-Ski ins Sommertraining einsteigen. «Es ist alles sehr gut gelaufen. Ich konnte mein Programm voll durchziehen und hatte auch keine Schmerzen mehr. Alles ist super verheilt. Ich kann das Bein jetzt wieder voll belasten», erklärt sie. Ihr Rennprogramm für die nächsten Wochen ist noch nicht definitiv festgelegt. Dazu verrät sie: «Ich gehe zunächst nach Davos und werde dort vor allem Riesenslalom trainieren. Danach wird spontan entschieden, welche Wettkämpfe ich bestreite. Es werden sicherlich FIS-Rennen sein, denn im Europacup ist vorderhand alles abgesagt worden.» Ein eigentliches Saisonziel hat sich Christen noch nicht gesteckt. «Ich möchte zuerst wieder richtig in den Rennrhythmus kommen und den Fokus hauptsächlich auf die technischen Disziplinen legen.» Zur Diskussion stehe auch der Start am einen oder anderen Super G oder eventuell auch in der Abfahrt. «Die Speed-Disziplinen machen mir ebenfalls grossen Spass.» Längerfristig möchte die 1,62 Meter grosse und 57 Kilogramm schwere Urnerin, die in ihrer Freizeit gerne Freeriden und Wandern geht oder auf der Slackline balanciert, den Sprung in den Weltcup-Zirkus schaffen. «Ich nehme es aber jetzt zuerst Schritt für Schritt», so Christen.

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